„Die magische Tür“: Dübener Schüler spielen Theater

Wie sind die schulischen Rahmenbedingungen in Ihrer Stadt? Das war eine der Fragen im Rahmen des Familienkompasses, einer sachsenweiten Umfrage mit 15 000 ausgefüllten Fragebögen von Leipziger Volkszeitung, Sächsischer Zeitung und der Freien Presse. Auch Nordsachsen mit Kindern im Haushalt wurden gefragt, wie familienfreundlich ihr Wohnort ist. Sie konnten Noten von 1 bis 5 vergeben. Das Ergebnis: Der Landkreis kommt mit der Durchschnittsnote 2,8 auf Platz 4 der 13 sächsischen Landkreise und kreisfreien Städte. In diesem Durchschnitt findet sich die Stadt Bad Düben wieder, auch, was die schulischen Rahmenbedingungen betrifft. Zwar gab es bei der Qualität des Schulessens die Note 3,18. Bei den Kategorien „Klassen nicht zu voll“, „selten Unterrichtsausfall“ oder guter Zustand des Schulgebäudes“ rangiert die Kurstadt in Höhe des sächsischen Durchschnittes oder leicht drüber. Eine gute 2,12 verteilten die Teilnehmer für die vielfältigen Ganztagsangebote. Welch kreative Bemühungen es da gibt, zeigt das neueste Projekt. Schule macht in Bad Düben Theater: Schule macht Theater. Und das im wahrsten Sinnen des Wortes. Denn Christiane Müller und Julia Tausend, bekannt vom Bad Dübener Landschaftstheater, planen im Rahmen des Ganztagsangebotes mit allen Bad Dübener Schulen ein großes Theaterprojekt. Auch Bürgermeisterin Astrid Münster (FWG) steht dahinter. „Ich habe mir gewünscht, dass alle Schulen alle paar Jahre ein gemeinsames Projekt machen. Und was gibt es besseres als Theater? Schon beim Landschaftstheater waren viele Kinder und Jugendliche dabei. Weil aber dort viele nicht mitspielen konnten, haben wir nach einer Idee gesucht, was kontinuierlich über ein Jahr geht. Das Projekt soll den Zusammenhalt stärken“, sagt Münster. Gemeinsamkeiten entdecken: Das geplante Stück heißt „Die magische Tür“ und ist ein auf ein Schuljahr angelegtes Theater in den Klassen 3 bis 12. „Die Idee, das Projekt schulübergreifend anzulegen, rührt daher, die sich in den Schulen entwickelnden Abgrenzungen untereinander aufzugreifen und zu überwinden. Die Arbeit an einem gemeinsamen Projekt, an einem gemeinsamen Ziel, fördert im besten Falle das Bewusstsein dafür, dass die Unterschiede zwischen Menschen eigentlich nicht groß und unnötig sind“, sagt Julia Tausend. Über die Auseinandersetzung mit dem Theater fördere man Toleranz und Verständnis. Über das gemeinsame Spiel würden die Kinder und Jugendlichen ins Nachdenken kommen – sei es über soziale Positionen, finanzielle Gegebenheiten, religiöse Unterschiede oder persönliche Vorurteile. „Sie können spielerisch Grenzen testen, aber auch Gemeinsamkeiten entdecken und sich so auf eine neue, freiere Art und Weise kennenlernen“, so Tausend. Verschiedene Formen des Spiels geplant: Die Theatermacherin verrät, dass mit verschiedenen Formen des Spiels gearbeitet werden soll. Neben dem klassischen Schauspiel mit dem Erzählen durch Bewegung und mit den Möglichkeiten des Objekttheaters, sodass auch Schüler die möglicherweise sprachliche Einschränkungen haben, oder sich in einer anderen spielerischen Form außerhalb des Sprechtheaters wohler fühlen, Raum haben zu spielen. „Wir möchten neben der Arbeit an der Entwicklung der Geschichte und den Proben zum Stück den Schülern Grundwissen über Theaterarbeit vermitteln, ihnen die verschiedenen Möglichkeiten und Formen des Theaters vorstellen und eine grundsätzliche Neugier am Theater fördern. Wir sind auch mit dem Figurentheater Westflügel in Leipzig im Gespräch zwecks einer Kooperation, und würden dieses gern mit den Schülern besuchen und dort hinter die Kulissen schauen“, so Tausend weiter. Magische Tür in eine fremde Welt: Die Geschichte handelt von einer magischen Tür, durch die man in eine fremde Welt gelangt. In diesen andersartigen Welten werden einige Aufgaben zu bestehen sein. Über das gesamte Schuljahr entsteht so ein Theaterstück, dass im Juli aufgeführt werden soll. Während der kalten Monate wird zunächst nur getrennt innerhalb der einzelnen Schulen geprobt. Wenn es das Wetter wieder zulässt, treffen sich alle Spieler einmal im Monat im Freien. Es soll eine ausgewogene und unterhaltsame Inszenierung werden: „In allen Gruppen werden wir uns zunächst mit Theaterübungen beschäftigen. Es wird auch immer einen Teil geben, in dem wir uns mit Grundlagen auseinandersetzen. Alles im Rahmen dessen, was wir für das Projekt brauchen und um Fragen zu beantworten, die sich in der Arbeit ergeben werden. Wir werden improvisieren und uns spielerisch ausprobieren, und gemeinsam jeweils eine Welt und einen Strang der Geschichte entwickeln. Im nächsten Schritt werden diese Ideen und entstandenen Teilszenen von den Projektleiterinnen zu einem Ganzen zusammengefasst. So entsteht das komplette Stück. Wo nötig, werden wir Dinge ergänzen und dramaturgisch eingreifen, damit es eine ausgewogene und unterhaltsame Inszenierung werden kann. Parallel werden wir angefangen, in den einzelnen Gruppen an Szenen zu probieren“, erklärt Tausend. Die drei Vorstellungen des Stücks sind für Mitte Juli 2021 geplant. Spielort wird die Freilichtbühne im Bad Dübener Burggarten sein. Von Steffen Brost