Familienkompass: Leipziger Eltern wollen Investitionen in Schulen und bezahlbaren Wohnraum

Im Leipziger Rathaus jagt derzeit eine Runde die andere, um bis Jahresende den Entwurf eines Haushaltes für die Jahre 2021 und 2022 vorzulegen. Das wird kompliziert, weil der Stadt, wie anderen Kommunen in der Corona-Krise auch, viele Einnahmen wegbrechen, im Gegenzug die Ausgaben enorm steigen. Dennoch haben Leipziger Familien viele Wünsche, wo die Stadt mehr beziehungsweise auch weniger investieren soll. 1539 Frauen und Männer aus der Messestadt, die Kinder im Haushalt haben, nahmen an der Umfrage zum „Familienkompass 2020“ teil. Hier einige Ergebnisse: Wo sollte mehr investiert werden? Da fällt die Antwort ganz eindeutig aus: Schulen und Kindertagesstätten stehen bei den Eltern an erster Stelle. Besonders in Alt- sowie Neulindenau, in Lindenau und Plagwitz (hier als Sozialraum zusammengefasst), in der Südvorstadt und Schleußig sowie in Connewitz hat dies oberste Priorität. Wobei die Werte auch in den anderen Stadtteilen sehr hoch sind. Um Probleme zu lösen, hat die Stadt ein riesiges Schul- und Kitabauprogramm aufgelegt, das in den nächsten Jahren fortgesetzt werden soll. Dafür gibt es auch eine Reihe konkreter Bauprojekte. Ein Beispiel ist die Sanierung des denkmalgeschützten Komplexes für das Gymnasium Karl-Heine-Straße in Plagwitz (Investitionskosten: zirka 35 Millionen Euro). Geht alles klar, soll es zum Schuljahresbeginn 2021/22 fertig sein. Bis Ende des Jahrzehnts sollen in ganz Leipzig etwa 750 Millionen Euro in den weiteren Ausbau der Schullandschaft fließen. Auf der Rangliste notwendiger Investitionen folgen auf Platz zwei der Ausbau des schnellen Internets sowie auf Platz drei die Sport- und Vereinsförderung knapp vor Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr. Weniger investieren wollen die Befragten allerdings auch nicht. Auch die „Schlusslichter“ Kultur und Straßenbau kommen auf recht hohe Werte. Woran fehlt es in Ihrer Stadt/Gemeinde besonders? Auch da ist das Ergebnis eindeutig. Bezahlbarer Wohnraum steht bei den Leipzigern – quer durch alle Stadtteile – an oberster Stelle. Dieser fehlt mit einem Wert von 2,51 auf einer Skala von 1 bis 6 am meisten. Dabei steht die 1 für das, was am meisten fehlt, die 6 für am wenigsten. Da sind die Befragten mit dem Angebot an Einkaufsmöglichkeiten (4,61) sowie an Gastronomie (4,26) am zufriedensten. Gewünscht sind zudem der weitere Ausbau von Spielplätzen (3,05) sowie Jugendklubs und Jugendeinrichtungen (3,13). Zum Thema Wohnraum verweist die Stadt beispielsweise auf die kommunale Fachförderrichtlinie „Große Wohnungen“ vom Juli 2020. Die sieht vor, preisgünstige Wohnungen für Haushalte ab fünf Personen zu schaffen, die Grundsicherungsleistungen beziehen. Was heißt: Es sollen große Wohnungen entstehen, die eine Miete in Höhe der Kosten der Unterkunft aufweisen. Stadt plant 10 000 Sozialwohnungen: Laut Stadt sind mehr als 900 von geplant 10 000 Sozialwohnungen bereits im Bau. In Knauthain, Knautkleeberg, Paunsdorf und Böhlitz-Ehrenberg plane die Stadt vier große Wohngebiete, die nicht private Investoren entwickeln, sondern die Kommune selbst. Auch die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) beteiligt sich an diesen Vorhaben. Ein Beispiel dafür ist das Neubauprojekt in der Saalfelder Straße. Dort entsteht eine neue Anlage mit 300 Wohnungen. Diese besteht aus 18 Häusern, die in sechs Blöcken um zwei Wohnhöfe platziert sind. Der Bau wird mit Geld aus dem Förderprogramm des Freistaates Sachsen zur Schaffung von mietpreisgebundenem Wohnraum gefördert. An der Bernhard-Göring-Straße wächst bereits ein ähnliches Projekt, mit dem die LWB in den geförderten Mietwohnungsneubau eingestiegen ist. 97 Wohnungen sowie eine integrierte Kita entstehen dort. 60 Prozent der Wohnungen sollen dabei mietpreisgebunden sein und 6,50 Euro netto pro Quadratmeter kalt kosten. „Für diese belegungsgebundenen Wohnungen benötigen Interessenten einen Wohnberechtigungsschein“, so LWB-Sprecherin Samira Sachse. Von Mathias Orbeck