Haustier-Serie: Ein Bund fürs Leben: Schildkröten

Die sieht doch aus wie… Wer erinnert sich noch an E.T., den Außerirdischen? Ganz ähnlich große Augen bekommt auch eine Schildkröte, wenn sie ihr niedliches Köpfchen weit ausstreckt, um die Umgebung zu erkunden. Irgendwie ulkig sind sie schon, die kleinen Panzerträger. Wie aus einer anderen Zeit entsprungen. Gab es Schildkröten doch schon vor 220 Millionen Jahren, als noch Dinosaurier die Erde bevölkerten. Gleichwohl gelten die Urzeit-Echsen als die Methusalems unter den Haustieren – ein treuer Freund fürs Leben. Selbst kleine Schildkröten erreichen bei guter Haltung durchaus ein Alter von 35 bis 60 Jahren. Und manche werden sogar vererbt. Uff! Da sollte jedem klar sein: Die gemütlichen Kriechtiere können einen jahrzehntelang begleiten, aber durch ihr faszinierend-drolliges Verhalten ihrem Besitzer auch viel Freude bereiten. Intensive Pflege für Jungtiere: Fast eine Million Schildkröten wohnen in deutschen Haushalten. Allerdings sterben geschätzt 70 Prozent von ihnen vorzeitig durch falsche Pflege, etwa durch ungeeignetes Futter oder weil sie nicht richtig überwintern können. So eine Studie aus dem Jahr 2013 von Wissenschaftlern der Uni Leipzig. Die Entscheidung, eine Schildkröte anzuschaffen, sollte also wohlüberlegt sein. Wie bei jedem Haustier gilt: Vorab in der Fachliteratur informieren, welche Art welche Bedürfnisse hat. Der Kauf empfiehlt sich bei einem vertrauensvollen und erfahrenen Züchter. Jungtiere kosten zwischen 80 und 120 Euro. Und grundsätzlich sind Schildkröten bei den Behörden meldepflichtig. – Jonathan, eine 188 Jahre alte Seychellen-Riesenschildkröte, gilt als das älteste, noch heute lebende Landtier der Erde. Als er im Jahr 1832 aus dem Ei schlüpfte, fand in Deutschland gerade das Hambacher Fest statt. – Den absoluten Altersrekord hält dagegen Adwaita, ein Aldabra-Riesenschildkrötenmännchen, ebenfalls von den Seychellen, das 256 Jahre auf dem Buckel gehabt haben soll. Er starb 2006 in einem Zoo in Kalkutta, Indien. – Das gewichtigste, bekannte Exemplar war eine Lederschildkröte mit 256 Zentimetern Länge und einem Gewicht von 916 Kilogramm, die an einen Strand in Wales angespült wurde. – Die über 100 Jahre alte Española-Riesenschildkröte Diego, die rund um die Galápagos-Insel beheimatet ist, hat über 800 Nachkommen gezeugt und so seine Art vorm Aussterben gerettet. –Die schnellste Schildkröte der Welt „hört“ auf den Namen Bertie. Die britische Pantherschildkröte lief 2015 eine Strecke von 5,48 Metern 19,59 Sekunden. Das sind 0,28 Meter pro Sekunde! – In der Comic-Serie „Ninja Turtles“ kämpfen mutierte Schildkröten gegen das Böse. In Michael Endes Roman „Momo“ kann die Schildkröte Kassiopeia in die Zukunft schauen. Und beim griechischen Fabeldichter Äsop lieferten sich Schildkröte und Hase ein Wettrennen. – Im alten Babylonien und Ägypten galten Schildkröten als heilige Tiere. In Deutschland unterliegen Schildkröten dem Artenschutz. Zum Glück: Früher wurde aus den Hornschuppen von Meeresschildkröten Schildpatt-Schmuck hergestellt und verkauft. Nichtsdestotrotz sind sie in einigen Ländern Asiens und der Karibik noch immer eine Delikatesse. Naturnahe Umgebung schaffen: Grob wird zwischen Land- und Wasserschildkröten unterschieden. Letztere sind schwieriger in der Haltung. Gemein haben beide: Sie sind zwar klein und haaren nicht, brauchen aber dennoch viel Platz, denn bis die Tiere ausgewachsen sind, vergehen meist noch einige Jahre. Zu Hause sollten sie in ein geräumiges Terrarium (mindestens 150 mal 60 Zentimeter) einziehen. Und das, wenn möglich, nur für eine Übergangszeit, denn viel besser ist für die neugierigen Landschildkröten ein mehr als zwei Quadratmeter großes, naturnahes Freigehege im Garten zum Herumstreifen. Der beliebteste Vertreter, die Griechische Landschildkröte, ist ausgewachsen rund 20 Zentimeter groß und ein Kilo schwer. Schildkröten sind wechselwarme Tiere, die ursprünglich aus mediterranen Gefilden stammen und hinreichend Wärme brauchen, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Für draußen ist deshalb ein Platz in sonniger Südlage ideal. Für drinnen gibt es für die Lichthungrigen spezielle UV-Lampen. Die undurchsichtige Außenbegrenzung muss ausreichend hoch sein, denn die Tierchen sind mit ihren kurzen Beinen erstaunlich gute Kletter-Künstler. Am wohlsten fühlen sich Landschildkröten in einem abwechslungsreichen Gehege mit einer dicken Erde-Sand-Schicht zum Verbuddeln, einem Frühbeet zum Aufwärmen sowie mit Wurzelwerk und schattigen Höhlen als Unterschlupf zum Verstecken. Wasserschildkröten brauchen in ihrem Aquarium zudem einen Schwimm-Bereich und ein Areal für den Landgang mit Wärmequelle. Futtern im Sommer, Auszeit im Winter: Die richtige Ernährung und tägliche Fütterung sind fürs Wachstum der Schildkröte überlebenswichtig. Die kleinen Gourmets sind vorwiegend Vegetarier und lieben frische, vielseitige Kost – ein eigener Garten bietet da viele Vorteile. Landschildkröten verputzen gern Blüten, Blätter sowie Wald- und Wiesenkräuter wie Löwenzahn, Klee, Giersch, Gänseblümchen, Spitzwegerich, Vogelmiere und Pfennigkraut. Verschiedene Salate sind ab und an auch okay, Gemüse und Obst eher nicht, denn das kann zu Verdauungsproblemen führen. Bei Wasserschildkröten stehen zudem tierische Nahrung wie Bachflohkrebse, Mückenlarven und Heuschrecken auf dem Speiseplan. Das Aquarium, Terrarium oder Freigehege braucht regelmäßig eine Reinigung – das beugt Krankheiten vor. In der kalten Jahreszeit halten Schildkröten zudem drei bis fünf Monate lang Winterruhe, wobei der Stoffwechsel aufs Nötigste zurückgefahren wird. Zuhause sollten sie deshalb in einer Box mit Laub und Erde zum Eingraben bei vier bis sechs Grad an einem trockenen, dunklen Ort im Keller überwintern, wo sie vor Nagern geschützt sind. Oder in einem extra Kühlschrank, der wöchentlich gelüftet wird. Harte Schale, weicher Kern? „Schildi“ hat sicherlich unter Kindern viele Fans – doch eignet sie sich als Haustier? Eines vorweg: Schildkröten sind keine Kuscheltiere oder Spielzeuge, sondern oft schüchterne Sensibelchen, die sich bei Gefahr in ihren schützenden Panzer zurückziehen. Der ist zwar knöchern-hart, reagiert aber empfindlich auf Berührungen und heilt bei Verletzungen nur schwer. Häufiges Hochheben bedeutet Stress, genauso wenig witzig finden sie es, auf dem Rücken zu liegen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte warnt Familien mit Säuglingen und Kleinkindern sogar davor, Reptilien als Haustier zu halten, da sie Salmonellen übertragen können. Schildkröten wollen meist ihre Ruhe haben – das kann für Kinder schnell langweilig werden. Wer sich doch überlegt, im Jugendalter eine Schildkröte anzuschaffen, sollte auch noch in 25 Jahren Zeit für sie haben. Denn eine Schildkröte bedeutet mitunter lebenslang Verantwortung zu übernehmen. Sie wollen noch mehr Nachrichten, Infos und Tipps für Familien in Leipzig? Dann abonnieren Sie jetzt unseren kostenlosen Familien-Newsletter. Jeden Donnerstag erhalten Sie unseren liebevoll mit den interessantesten Neuigkeiten für Familien zusammengestellten und um viele Tipps und Ideen ergänzten Newsletter bequem in Ihr Postfach. Melden Sie sich gleich hier für den Newsletter an. 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Haustier-Serie: Ein Bund fürs Leben: Schildkröten – das langlebige Haustier