Haustier-Serie: Wie gut eignen sich Ratten und Mäuse für Kinder?

Beide sind klein, doch die Unterschiede zwischen ihnen groß. Während die Mäuse beim Niedlich-Faktor kräftig punkten, haben Ratten naturgemäß oft noch ein Image-Problem. Beides ist so richtig, wie es falsch ist, denn die Nager bieten als Haustiere eine Fülle von unterschiedlichen und faszinierenden Facetten. Für kleine Kinder sind beide Tierarten allerdings nicht geeignet – für die Familie mit älteren Kindern hingegen sind sie ein lebendiger Wissenserwerb. Sie wird zwar als Hausmaus bezeichnet, die „Hausmaus“ gibt es aber als Art gar nicht. Die nachtaktiven Nagetiere, die sich für die Wohnung eignen, sind zum Beispiel Farbmäuse, Springmäuse und Wüstenrennmäuse. Farbratten sind noch eine recht junge Züchtung mit dem Ursprung im 19. Jahrhundert und haben mit den ursprünglichen Wanderratten wenig zu tun. Von der Vorstellung, ihrem sechs Jahre alten Kind einfach ein niedlich schnupperndes Exemplar zu besorgen, das dann fröhlich im kleinen Käfig sitzt, müssen sich Eltern ganz schnell verabschieden. Mäuse und Ratten sind keine Schmuse- oder Kuscheltiere, daher schweben sie in tollpatschigen Kinderhänden in Gefahr, verletzt oder sogar zerdrückt zu werden. Die Empfehlung lautet: ab acht Jahren plus geeignet. Und: Da beide sehr soziale Tierarten sind, sollten mindestens zwei Mäuse oder Ratten angeschafft werden. Bei Ratten empfehlen Experten sogar ein Kleinrudel aus drei Exemplaren. Tierschutzorganisationen und Haustierexperten empfehlen für Ratten und Mäuse zwei Kaufquellen: Züchter und Tierheime. Während beide die Geschichte und den Stammbaum der Tiere kennen, läuft der Nagetierliebhaber in Geschäften und bei Privatverkäufen Gefahr, die „Katze im Sack“ zu kaufen, etwa alte und kranke Tiere. Nagersuche in Tierschutzeinrichtungen Züchterliste Farbratten Züchterliste Mäuse Tierheim Leipzig Tierhilfe Leipzig Land Wichtig: Wer nicht in kurzer Zeit quasi über Nacht einen wimmelnden und quiekenden Haufen Nachwuchs haben möchte, sollte sich gleichgeschlechtliche Exemplare beschaffen oder die männlichen Tiere kastrieren lassen. Rattenweibchen haben zum Beispiel etwa alle fünf Tage für ein paar Stunden Lust auf die Liebe. Ist ein paarungswilliges Männchen in der Nähe, hat die Familie in rund drei Wochen 8 bis 14 kleine Ratten mehr im Käfig. Klettern, rennen, toben, spielen, sich verstecken: Mäuse und Ratten sind nicht nur sehr soziale Tiere, sondern bevorzugen ein aktives und abwechslungsreiches Leben. Damit sie ihre natürlichen Triebe ausleben können, benötigen sie einen großen Käfig mit spannendem Innenleben. Kleiner als 1,5 Quadratmeter Grundfläche sollte der nicht sein, mindestens eine Höhe von 80 Zentimetern besitzen. Klettergerüste, Naturmaterialien, Höhlen, ein Laufrad – hier beginnt bereits die aktive Verantwortung und der Respekt vor den Nagern, denn wer seine kleinen Tiere richtig zufrieden machen möchte, beobachtet sie ständig und genau, führt vielleicht Buch über ihr Verhalten. Hat die Familie die Möglichkeit, stellt sie einfach Einrichtungselemente selbst her, besorgt sich Naturmaterial wie Äste und Zapfen im Wald oder Park. Mäuse Anschaffungspreis: 5 bis 10 Euro pro Tier Basisausstattung: Gehege, Futter- und Trinknäpfe, Schlafhäuschen, Versteckmöglichkeiten, Wippen, Kletterseile, Hängematten, Pappröhren, Naturäste und Buddelkiste 150 bis 200 Euro Sonderkosten: Tierarztbesuche, Kastration 20 bis 200 Euro Jährliche Kosten: Trockenfutter, Obst, Gemüse und Grünfutter, Nagehölzer, Heu, Einstreu rund 150 Euro Ratten Anschaffungspreis: 8 bis 20 Euro pro Tier Basisausstattung: Käfig oder Voliere, Hängematte, Nagerhaus, Kuschelnest, Weidebrücken und Buddelkiste 150 bis 300 Euro Sonderkosten: Tierarztbesuche, Kastration 30 bis 200 Euro Jährliche Kosten: Trockenfutter, Frischfutter, Einstreu oder Hanfmatten rund 250 Euro Getreide und Sämereien, Gemüse, Obst und Kräuter stehen auf dem Speiseplan von Ratten und Mäusen. Hier finden kleine Naturforscher in der Familie ein weiteres Betätigungsfeld: Welches Gemüse das Mäuse-Duo am liebsten mag, welche Menge an Frischfutter komplett verspeist und nicht als gärender Vorrat angelegt wird, müssen sie herausfinden. Und sie werden schnell feststellen: Schwere und stabile Futter- und Wassernäpfe müssen sein, denn Ratten und Mäuse setzen sich beim Fressen und Trinken gern auf ihren Rand. Die Pflege des Käfigs, die regelmäßige Fütterung und die Abwechslung beim „Nager-Spielzeug“ kosten Zeit und Aufmerksamkeit, dies muss die Familie bedenken. Für beide Tierarten ist ein täglicher Freigang nicht nur spannend, sondern fördert ihre geistige Fitness. Aber Vorsicht: Wer Freunde oder Bekannte hat, die bereits Mäuse-Erfahrung haben, wird sicherlich schon einmal die Geschichte gehört haben, wie die ganze Familie mit Besen bewaffnet die kleinen Ausreißer aus ihrem Versteck unterm Wohnzimmerschrank gescheucht hat. Mit Augenzwinkern betrachtet, haben Ratten und Mäuse auch beim Umgang mit ihren Käfigen reichlich „kriminelles Potenzial“ – sie können ausgesprochen clevere Ausbruchsstrategien entwickeln. Das hat aber gar nichts mit den Menschen zu tun: Eine gute Behandlung durch die Familie zahlen Ratten und Mäuse durch echte Bindung zurück, werden sehr zutraulich und lassen Nähe zu. Der Verein der Rattenliebhaber und –halter in Deutschland ist erste Adresse für die Familie, die sich über die Haltung der Nager informieren möchte. Mit der Ratten-Nothilfe Leipzig betreibt sie eine Regionalgruppe in der Stadt. Verein der Rattenliebhaber und –halter Ratten-Nothilfe Leipzig Übrigens: Ratten sind auf gar keinen Fall dazu geeignet, Teil eines Multikulti-Tierhaushalts zu werden. Das Rattenrudel betrachtet Kleinnager wie Hamster und Mäuse als Beute – und umgekehrt sind sie für Katzen und Hunde genau das: ein Leckerli in deren Nahrungskette. Darum: Wer „ja“ zur Ratte sagen möchte, muss dies in voller Überzeugung tun. Die Maus heißt Maus, weil ihr wissenschaftlicher Name „mus musculus“ lautet. „Mus“ stammt aus dem Alt-Indischen und bedeutet „Dieb“. Die älteste Maus der Welt ist Micky Maus. 1928 geboren, ist sie heute noch quicklebendig. Normalerweise leben Haus-Mäuse nur zwei bis fünf Jahre – Ratten übrigens auch. Mäuse sind total wählerisch. Sie essen ihre liebsten Nahrungsmittel zuerst und lassen das, was sie nicht so gerne mögen, einfach liegen. Viele Mäuse bedanken sich bei ihrem menschlichen Begleiter für seine Zuneigung, indem sie seine Hand „putzen“. Wenn Mäuse verliebt sind, zwitschern sie für ihre Auserwählte. Da dies im Ultraschallbereich liegt, können Menschen es nicht hören. 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