Hilfe, Kopfläuse: Welche Mittel wirklich helfen, Tipps und Tricks

Kopfläuse sind eine lästige Plage, die immer wieder auftritt. Gerade nach den Sommerferien dauert es oft nur ein paar Tage bis der Kopflaus-Hinweiszettel erstmals aushängt. Was man am besten tut, um Kopfläuse loszuwerden, habe ich während annähernd eines kompletten Schuljahres meiner Tochter gelernt. Damals gab es an ihrer Schule fast durchgehend Kopfläuse. Auch unsere Familie war irgendwann betroffen. Waren wir die nervigen Tierchen gerade mal ein paar Wochen los, waren sie auch schon wieder da. Ich wurde also ein bisschen zur „Kopflaus-Expertin“ wider Willen. Meine Erfahrungen und mein Wissen teile ich gern – vielleicht bleiben ein paar Familien mithilfe meiner Tipps ja sogar von Kopfläusen verschont. Ich wünsche es ihnen. Sollte es den einen oder anderen Leser nun bereits auf dem Kopf jucken, keine Sorge, das ist eine natürliche Reaktion vieler Menschen auf das leidige Thema Kopfläuse – mir ging es beim Schreiben dieses Artikels nicht anders. Kopfläuse sind ausgewachsen nur etwa drei Millimeter groß und dunkelbraun oder grau. Die weibliche Kopflaus legt täglich zwischen fünf und zehn Eiern. Die Eier, auch Nissen genannt, von Kopfläusen sind sehr klein, glänzen etwas und kleben an den Haaren nah an der Kopfhaut. Mit Wasser können sie nicht abgespült werden. Nach acht bis zehn Tagen schlüpfen aus den Nissen die Larven. Die Larven sind wesentlich kleiner und teilweise heller als die ausgewachsene Kopflaus. Die leeren Eihüllen aus denen die Larven geschlüpft sind wirken etwas heller als die Eier. Dadurch werden sie häufig mit Kopfschuppen verwechselt, sind aber wesentlich schwieriger zu entfernen. Befinden sich Nissen mehrere Zentimeter von der Kopfhaut entfernt, sind aus ihnen bereits Larven geschlüpft. Nach neun bis zwölf Tagen sind die Larven geschlechtsreif und beginnen ebenfalls Eier zu legen. Kopfläuse sind Insekten, die zum Überleben einen menschlichen Wirt benötigen. Sie sind also Parasiten und müssen regelmäßig Blut saugen. Bereits nach zwei bis drei Tagen ohne Blut sterben sie. Läuse können weder springen noch fliegen, sie krabbeln von Kopf zu Kopf. Daher findet die Übertragung von Kopfläusen fast ausschließlich über direkten zwischenmenschlichen Kontakt statt. Der Juckreiz, den sie auf dem Kopf auslösen, entsteht durch ihren Speichel, der beim Blutsaugen in die Kopfhaut eindringt. Katzen- und Hundehalter können beruhigt sein: Zumindest diese Art der Läuse gehen nicht auf Vierbeiner über, sie kommen nur beim Menschen vor. Die sechs folgenden Punkte scheinen ziemlich aufwändig – aber es lohnt sich, um Läuse schnell gänzlich loszuwerden und die Verbreitung in Kita, Schule und Freundeskreis aufzuhalten. Wichtig ist, dass alle Eltern, Kinder und Mitarbeiter der Einrichtungen an einem Strang ziehen im Kampf gegen Kopfläuse. Dann sind alle schnell wieder läusefrei und man muss nicht ständig wieder von vorn anfangen. Eine regelmäßige Kontrolle auf Kopfläuse, bei Auftreten striktes Einhalten der Schritte zur Kopflaus-Bekämpfung sowie Offenheit bei diesem Thema sind das A und O. Das sollte beachtet werden: 1. Kopfläuse finden mit Lampe und Lupe: Kopfläuse sind sehr flink, klein und Meister darin, sich in den Haaren zu verstecken. Die Haare jedes Familienmitgliedes sollten sehr gründlich, strähnchenweise abgesucht werden. Dabei können eine Lampe nah über dem Kopf und eine Lupe helfen. Durch die Wärme der Lampe kommen die Läuse oft aus der Deckung auf den Oberkopf. Mit der Lupe kann man Eier und Nissen besser erkennen. Im besten Fall wuselt es auf dem kleinen Kopf – noch – nicht. Entdeckt man aber Läuse oder ihre Eier, muss man umgehend handeln. Wer sichergehen möchte, sollte auch bei den Familienmitgliedern eine Behandlung vornehmen, die keine Kopfläuse haben. Manchmal entdeckt man einen Befall nicht sofort. 2. Kopflaus-Mittel richtig anwenden: Der erste und wichtigste Schritt im Kampf gegen Kopfläuse ist die ordnungsgemäße Anwendung eines Kopflaus-Mittels. Sobald Kopfläuse festgestellt werden, heißt es ab in die Apotheke und eines der Mittel kaufen – am besten als Familienpackung. Die Tinktur muss entsprechend der Gebrauchsanleitung angewendet werden, um korrekt zu wirken. Kopfläuse legen ihre Eier gern hinter den Ohren und im Nacken ab. An diesen Stellen sollte man bei der Behandlung besonders aufpassen. Nach der Einwirkzeit werden die Haare mit dem Läusekamm ausgekämmt. Den Kamm nach jeder Strähne an einem Stück Küchenpapier ausstreichen oder auswaschen. Ablenkung erlaubt: Bei langen Haaren kann eine Behandlung leicht zwei Stunden dauern. Währenddessen sollten Kinder (und natürlich auch die Erwachsenen) sich ablenken dürfen, zum Beispiel indem sie einen Lieblingsfilm anschauen. Wichtig: Die zweite Behandlung nach acht bis zehn Tagen durchführen! Bei der Erstbehandlung werden nur die geschlüpften Kopfläuse getötet. Aus den Eiern können in den nächsten Tagen noch Läuse schlüpfen. Ohne zweite Behandlung würden diese nach wenigen Tagen wieder Eier ablegen und der Kreislauf ginge weiter. Tipp: Man kann sich bei akutem Kopflausbefall vom Kinderarzt ein Rezept für ein Kopflaus-Mittel geben lassen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für einige Mittel. Meine persönliche Empfehlung ist, immer Kopflaus-Mittel zu Hause zu haben. Gerade wenn abends oder am Wochenende Läuse entdeckt werden, kann man sofort handeln. Wurde die Behandlung durchgeführt, können Kinder direkt am nächsten Tag wieder Kita, Schule und Hort besuchen. Sie wollen noch mehr Nachrichten, Infos und Tipps für Familien in Leipzig? Dann abonnieren Sie jetzt unseren kostenlosen Familien-Newsletter. Jeden Donnerstag erhalten Sie unseren liebevoll mit den interessantesten Neuigkeiten für Familien zusammengestellten und um viele Tipps und Ideen ergänzten Newsletter bequem in Ihr Postfach. Melden Sie sich gleich hier für den Newsletter an. 3. Bettwäsche heiß waschen: Die Bettwäsche aller Familienmitglieder sollte am Tag der Kopflausbehandlung gewechselt werden. Die bisher benutzte Bettwäsche bei mindesten 60° C waschen. Unwahrscheinliche Übertragung aber gut fürs Gefühl: Kopfläuse verlassen Haare nur selten freiwillig in Richtung anderer Gegenstände. Es ist unwahrscheinlich, dass sie über Kuscheltiere, Haarspangen, Mützen und ähnliches übertragen werden. Dennoch empfiehlt es sich Bürsten, Haargummis und Co. in einer möglichst warmen Seifenlauge auszuwaschen oder in einer Plastiktüte für einige Tage ins Gefrierfach zu legen. Auch Mützen, Schals und Kuscheltiere können für eine Woche in einer gut verschlossenen Plastiktüte aufbewahrt werden. 4. Conditioner und Läusekamm zur Kontrolle: Mit Conditioner und Läusekamm kann man auch zwischen den beiden Behandlungen mit Kopflaus-Mittel die eine oder andere Kopflaus finden und entfernen. Auch zur anfänglichen Suche nach Läusen ist es sehr gut geeignet. Nach dem Haarewaschen Conditioner ins feuchte Haar einarbeiten und mit dem Läusekamm strähnchenweise auskämmen. Kopfläuse werden durch den Conditioner in ihrer Bewegung eingeschränkt, man erwischt sie mit dem feinzinkigen Kamm einfacher. Außerdem lassen sich die Haare durch den Conditioner leicht kämmen. Den Kamm nach jeder Strähne unbedingt gründlich an einem Küchentuch abstreifen oder ausspülen. Für mich eine der besten Methoden neben dem Läuse-Mittel. „Wer Läuse hat, dem werden die Haare abrasiert“ - als Kind der Achtzigerjahre bin ich mit diesem Satz aufgewachsen. Wann immer in Kindergarten oder Schule die Köpfe auf Läuse kontrolliert wurden, fiel dieser Satz. Das löste bei mir regelrecht Panik vor Kopfläusen aus, so sehr wie ich an meinen langen Haaren hing. Der radikale Haarschnitt war vor einigen Jahrzehnten tatsächlich weit verbreitet im Kampf gegen Kopfläuse. Irgendwie nachvollziehbar, geht es doch schnell und die Läuse haben kaum noch Lebensraum. Heutzutage ist dieser drastische Schritt jedoch unnötig. Die Behandlung wie hier beschrieben dauert natürlich länger, aber wenn ein Kind an seinen Haaren hängt, sollten Eltern, Großeltern und Lehrer oder Erzieher nicht zusätzlich Stress erzeugen durch die Androhung die Haare abzuschneiden. 5. Lange Haare zum Zopf tragen: Kinder mit langen Haaren sollten in Kita und Schule die Haare am besten zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden oder zu einem Zopf geflochten tragen. Da Kinder sich beim Spielen und Lernen oft nah kommen oder sich umarmen, haben Kopfläuse bei offen getragenen Haaren leichtes Spiel. Wer die Haare möglichst eng am Kopf zusammengebunden trägt, verringert die Chance erheblich, Läuse zu bekommen. Eltern helfen diese Frisuren natürlich ebenso. 6. Weidenrinden-Shampoo zur Vorbeugung: Weidenrinden-Shampoo ist wunderbar knallig lila und kommt dadurch bei den meisten Kindern auf den ersten Blick gut an. Leider ändert sich die Begeisterung bei manchen, sobald sie das Shampoo riechen. Der Geruch ist etwas unangenehm. Das finden anscheinend auch Kopfläuse und halten sich von Köpfen fern, deren Haare mit Weidenrinden-Shampoo gewaschen wurden. Ein Tipp meiner Apothekerin, der bei uns sehr gut funktioniert hat. Das Shampoo ist auch in Drogerien erhältlich. Wenn ein Kind Kopfläuse hat, muss dies der Kita oder Schule sowie dem Hort gemeldet werden, um die weitere Verbreitung von Kopfläusen aufzuhalten. Dies ist auch vom Gesetzgeber im § 34 des Infektionsschutzgesetzes vorgeschrieben. Auch befreundete Eltern sollten informiert werden. Auf keinen Fall sollten Kopfläuse aus Scham verschwiegen werden. Schämen muss sich niemand für Läuse. Ein Kopflausbefall hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Kopfläuse kann jeder bekommen. Dabei ist es egal wie oft und gut man sich die Haare wäscht – durch Haare waschen wird man sie nicht los, man hat dann lediglich sehr saubere Kopfläuse. Last but not least: Ruhe bewahren: Wenn das Kind (wieder einmal) Kopfläuse hat: nicht schimpfen. Die Nerven liegen angesichts der relativ zeitintensiven Kopflaus-Behandlung schnell blank – aber nicht nur bei den Eltern. Kinder sind selbst genervt von den folgenden, langwierigen Behandlungen. In Kombination mit genervten Eltern wird es nicht besser. Wenn also mal wieder Kopfläuse unterwegs sind, der Abend für die Untersuchung und Behandlung aller Familienmitglieder draufgeht: durchatmen, Pizza bestellen und den Lieblingsfilm anschalten. Von Susanne Reinhardt