Gut, ich gebe es zu: Die Sportart Kartfahren habe ich in erster Linie aus Spaß an der Freude ausgesucht. Doch auch der Rennsport ist eine Alternative für Kinder und Jugendliche – hier geht es in erster Linie nicht um den Typ Bleifuß, sondern um höchste Konzentration, die Überwindung von Ängsten und viel Gefühl.
Ortstermin in Grimma. Gewerbegebiet Grimma-Süd. Eine unscheinbare, riesige Halle ist das Zuhause des Laps Kartcenters von Andy Koppka, die Rennstecke hier führt über 1100 Meter teils durch die Halle, teils im Freien mit kurzen Geraden und engen Kurven. Spezieller Asphalt und ein computergesteuertes Rundenzeitmess-System sorgen für echtes Motorsport-Feeling. Im normalen Leben bin ich mit VW Touran und Führerschein Klasse B unterwegs – mit Blick auf die kleinen Rennkarts, die mit rasender Geschwindigkeit um enge Kurven schießen fühle ich mich dennoch wie ein blutiger Fahranfänger. Bock habe ich trotzdem.
Als Trainer hat mir Andy Koppka, selbst Rennfahrer im Kart und auf größeren Boliden, das 19-jährige Talent Philipp Klugar zur Seite gestellt. Er jagt bereits seitdem er zehn Jahre alt war die nächste Bestzeit, 2015 wurde der Wurzener sächsischer Landesmeister. „Das Kartfahren ist für mich ein perfekter Ausgleich zur Schule“, erklärt mir Klugar.
Auch körperlich gefordert
Kartfahren kann an sich jedes Kind, denn der Anfang gestaltet sich denkbar einfach: Gas geben, bremsen, lenken. Doch es gehört mehr dazu. Vor allem körperlich müsse jeder Fahrer topfit sein, so Koppka. Im Kart wirken Kräfte von einem g (im normalen Pkw wirken etwa 0,3 g) auf Nacken und Wirbelsäule. Das merken vor allem Anfänger bei den ersten Fahrten bereits nach zehn Minuten, mit Training schaffen Kartfahrer wie Klugar später Langstreckenrennen über eine Dauer von einer bis eineinhalb Stunden. Regelmäßiges Krafttraining ist dafür unerlässlich.
Genug Vorgeplänkel. Ich möchte auf die Strecke. Während mir Streckenwart Daniel Kämmel die Sicherheitseinweisung zukommen lässt, schweifen meine Gedanken ab. Ich nehme Abgasgerüche, verschmorten Gummi und röhrende Zweitaktmotoren wahr. Gaspedal rechts, Bremse links, niemals auf der Strecke aussteigen und auf die Lichter achten. Check. „Und tu mir den Gefallen und bremse, bevor du von außen wieder in die Halle reinkommst“, gibt mir Kämmel mit auf den Weg. „Sonst packst du die Kurve nicht.“
Mit viel Vorfreude nehme ich im Kart Platz. Die ersten zehn Minuten absolviere ich noch allein. Ich taste mich vorsichtig ran, traue mich noch nicht, so schnell zu werden, dass ich die Bremse wirklich brauche. Zu groß ist der Respekt – auch wenn die Karts einen Rundum-Aufprallschutz haben und ich Schutzhaube, Rennanzug und Schutzhelm trage. Dementsprechend unspektakulär sind dann auch die Zeiten meiner Schnupperrunden. 1:35,9 Minuten stehen auf der Anzeige. Viel Luft nach oben.
„Durch das Kartfahren habe ich viel gelernt“, sagt Klugar mir zwischen den Renneinheiten. Neben der körperlichen Arbeit sei die psychische Belastung wohl die größte Herausforderung. Am Steuer braucht es pausenlos volle Konzentration, keine Sekunde kann das Hirn abschalten, sonst landet man schnell im Reifenstapel oder dreht sich. Das helfe hin und wieder auch in Prüfungssituationen. Hinzu kommt das Gefühl für physische Kräfte, Brems- und Beschleunigungspunkte und ganz viel technisches Verständnis. „Bei Rennen stellen mein Team und ich gemeinsam das Kart für die jeweilige Strecke ein“, erklärt er. Er schraube selber am Motor, vor einiger Zeit hatte er sogar sein eigenes Gefährt dafür. Man kann darüber streiten, ob junge Menschen heute noch Know-how in Sachen Verbrennungsmotor brauchen. Das Team vom Kartcenter entwickelt derzeit jedenfalls bereits ein eigenes E-Kart – mit dem Hubmotor eines Staplers und koreanischen Akkus.
Im Kartcenter können Kinder ab einer Größe von 1,35 Metern ihre ersten Runden drehen, meist im Alter von acht bis zehn Jahren. Für die Jüngsten steht mit dem Sodi LR5 ein Kart mit verstellbarem Schalensitz und Lenkrad sowie verstellbaren Pedalen für eine ideale Fahrposition zur Verfügung. Kinder bis 13 Jahre zahlen in Grimma zehn Euro pro zehn Minuten, ein Dreier-Ticket kostet 24, ein Zehner-Ticket 80 Euro. Die Angebote für Kindergeburtstage beginnen bei 14 Euro pro Kind (zehn Minuten) und enden bei 35 Euro pro Kind (zehn Minuten Quali, 20 Minuten Rennen). Kein billiger Spaß. Andy Koppka plant zudem eine Art „Kids Club“ mit wöchentlichem Training in Theorie und Praxis.
Übung macht den Meister
Nach meinen Debütrunden hole ich mir Ratschläge von meinem Trainer. Das Grundprinzip ist: Vollgas bis zur nächsten Kurve, von außen oder mittig anfahren, bremsen bis zum Scheitelpunkt und dann wieder mit Vollgas nach außen tragen lassen. Der Rest ist Übung und Erfahrung“, so Klugar. Gesagt, getan. Mit deutlich mehr Speed absolviere ich meine zweiten zehn Minuten und suche, während ich ihm hinterherfahre, die Ideallinie. Fühlt sich super an. Ich versuche, seinen Speed zu halten. Kurz vergesse ich den Respekt vor der Geschwindigkeit und verliere in einer Haarnadelkurve die Kontrolle. Der Schock ist heilsam. Ich lasse meinen Coach davonziehen und konzentriere mich auf eine saubere Fahrt. Plötzlich leuchten die roten Ampeln auf und zeigen mir das Ende meiner Einheit an.
Ich fahre in die Box, Schutzhaube durchgeschwitzt. Die Hände und Beine zittern. Mein Kopf ist durch die dauernde Konzentration völlig leer. Aber das Ergebnis lässt mich Lächeln. 1:25,8 Minuten. Zehn Sekunden schneller. Yeah! Dann schaue ich auf Klugars Zeit. 1:14,7.
Info und Kontakt
Kartcenter Grimma
Südstraße 80
Gebäude 86.2
04668 Grimma
Tel.: 03437 97 22 97
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Dienstag bis Donnerstag 16 bis 22 Uhr
Freitag 16 bis 23 Uhr
Samstag 13 bis 23 Uhr
Sonntag 13 bis 20 Uhr
Feiertage und Ferien:
13 bis 22 Uhr
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Von Thomas Bothe