Eilenburger Tierpark: Jeder vierte Besucher ist Leipziger

Während die Stadt Eilenburg als das Beste an Leipzig für sich wirbt, erkennen immer mehr Leipziger: Der Tierpark, der im Corona-Jahr mit 77 000 Besuchern immerhin das zweitbeste Jahresergebnis seiner 60-jährigen Geschichte erzielte, ist einfach das Beste von Eilenburg. Das lässt zumindest ein Blick in die Besucherstatistik 2020 vermuten, die der Tierparkverein seit 2008 im Zweijahres-Rhythmus erhebt und deren Daten nun auch mit Hilfe der FÖJ-lerin Lilly-Marie Selig ausgewertet wurden. 11 000 Gäste nach ihrem Wohnort gefragt: Im Befragungszeitraum von August bis Oktober 2020 wurden über 11 000 Gäste nach ihrem Wohnort gefragt und die so gewonnenen Daten auf das Jahr hochgerechnet, so dass die Ergebnisse als repräsentativ gelten dürfen. Wie bei den vergangenen Erhebungen wurden dabei ausschließlich die Käufer der vier, ermäßigt zwei Euro teuren Tageskarten erfasst. Jahreskarteninhaber und Gruppenbesucher, auf die 2020 insgesamt rund 6000 Besuche entfielen, bleiben dabei außen vor. Lesen Sie auch: Zwei-Meter-lange-Boa-bricht-im-Tierpark-Eilenburg-aus Der erste Zoodirektor war ein Artist Wie die Hutaffen in den Eilenburger Tierpark kamen Tierpark: Affenbiss sorgt in Eilenburg für Gaudi Eilenburger Tierparkgeschichten: Als die Sauen zickig zu Alf waren Tierpark Eilenburg: Adam musste auf die dritte Eva warten Eilenburger Klein-Pongoland wird ohne Affen eröffnet Eilenburger Lamas verblüffen weitgereisten Naturfan Erster Kuss im Eilenburger Tierpark und ein Heiratsantrag Eilenburger Tierpark: Leichenwagen sorgt für Gesprächsstoff Jede vierte Tageskarte kaufen Leipziger: Und da zeigt sich eben: Wurde 2010 noch nur jede neunte Tageskarte von einem Leipziger gekauft, ist es ein Jahrzehnt später schon mehr als jede vierte. Oder anders ausgedrückt: In dem einen Jahrzehnt hat sich die absolute Zahl der Messestadt-Besucher, die die S-Bahn inzwischen übrigens bis 300 Meter vor die Eingangstür des Minizoos bringt, von 4500 auf 19 400 mehr als vervierfacht. „Dieser Trend, den wir schon seit Jahren beobachten, hat im Corona-Jahr noch einmal an Fahrt aufgenommen“, sagt Tierparkleiter Stefan Teuber. So stieg der prozentuale Anteil der Leipziger unter den Besuchern allein zwischen 2010 und 2012 von 11 auf 17 Prozent, kletterte 2014 und 2016 auf jeweils 20 Prozent, erreichte 2018 dann 22 Prozent und lag im vergangenen Jahr nun sogar bei 27,4 Prozent. Zuwachs kommt von den Städtern: Der Tierpark, der 2008 erstmals die 50 000er-Besuchermarke übersprang und seit 2017 immer zumindest die 70 000 geschafft hat, erzielt seinen Zuwachs damit bei den Städtern. Denn mit Ausnahme eines nicht ganz erklärbaren Rückgangs für Torgau, gehen auch die Gästezahlen für Taucha, Bad Düben und Delitzsch weiter nach oben. Die Zahl der Besucher aus den Dörfern im 25-Kilometer-Radius um Eilenburg hat sich dagegen in den vergangenen Jahren sogar verringert und liegt jetzt bei 6300. Damit sank zugleich der prozentuale Besucheranteil in den vergangenen zehn Jahren von 14 auf 9 Prozent. Auch Eilenburger lieben ihren Tierpark: Interessant ist vielleicht auch noch die Antwort auf die Frage, wie eigentlich die Eilenburger selbst ihre Freizeit-Oase vor der Haustür nutzen. „Wir sehen dieses Potenzial als weitgehend ausgeschöpft an“, erklärt dazu Tierparkleiter Stefan Teuber. Er begründet: „Im vergangenen Jahr haben 14 500 Eilenburger eine Tageskarte gekauft.“ Dies sei, sicher auch durch Corona bedingt, gegenüber den stabilen Vorjahreswerten von jeweils rund 12 000 noch einmal eine Steigerung. Viel mehr geht nicht. Denn schon so kam rein rechnerisch fast jeder der 16 000 Eilenburger 2020 einmal in den Tierpark. „Das ist für einen Tierpark unserer Größenordnung ein absoluter Spitzenwert“, betont der Tierparkchef. Hinzu komme, dass die meisten der rund 900 Jahreskarten, die in dieser Erhebung nicht erfasst wurden, natürlich für Eilenburger ausgestellt worden sind. Klein, aber fein ist das Motto des Eilenburger Tierparks. In der knapp vier Hektar großen grünen Oase im Stadtpark haben derzeit 250 Tiere von 40 Arten ihr Zuhause. Das neue Tropciana, in dem Goldkopflöwenaffen, Rothandtamarine, Leguan und Boa leben, entführt in den Dschungel. Im Klein-Pongoland hangeln sich Hutaffen von Seil zu Ast. Im Haustierhaus und auf den Koppeln tummeln sich Schwein, Alpaka und Esel. Ein Naturlehrpfad führt durch Feucht- und Waldgebiete, wo Kranich, Luchs und Damwild leben. Die Begegnung von Mensch und Tier wir groß geschrieben. Die Ziegen dürfen daher gefüttert, die Wollschweine gestreichelt, die Hängebauchschweine gebürstet werden. Der Tierpark hat nach dem Ende der derzeit wegen Corona angeordneten Schließung wieder täglich geöffnet. Er zählt inzwischen jährlich über 75 000 Gäste und liegt nur 300 Meter vom S-Bahnhof Eilenburg entfernt. Für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer ist der Tierpark ausgeschildert. Er verfügt über eine ganzjährig geöffnete Gaststätte, moderne Sanitäranlagen und einen Spielplatz. Der Eintritt kostet vier Euro, ermäßigt zwei Euro. Von Ilka Fischer