Als Kind wurde Sarah Wiener von einer Biene gestochen. Danach hat sich sich ferngehalten von den „Summseldingern“. Inzwischen betreibt die Starköchin einen Bauernhof in der Uckermark und imkert selbst. Sechs bis acht Völker hält die 56-Jährige, im vergangenen Jahr wurde sie nur zweimal gestochen, obwohl sie ohne Schutzanzug und ohne Schleier in den Bienenstock geht. „Und das war auch noch aus eigenem Ungeschick.“ Vor allem die Wildbienen haben so viel Einfluss auf Natur und Biologie, und Sarah Wiener ist von ihrer Lebensweise so fasziniert, dass sie ihnen ein Buch gewidmet hat. „Am Schicksal der Bienen ist all das zu beobachten, was das Beziehungsgeflecht Mensch – Tier – Pflanze ausmacht“, sagt die TV-Köchin, die wohl bald auch Politikerin ist: Bei der Europawahl im Mai kandidiert sie auf dem zweiten Listenplatz für Österreichs Grüne.
Gleich wiedererkannt
Sie war die erste Frau auf dem Posten des Bundesjustizministers. Und die erste, die diesen Job zweimal machte – von 1992 bis 1995 unter Helmut Kohl und von 2009 bis 2013 unter Angela Merkel. Mit ihrem neuen Buch „Angst essen Freiheit auf – Warum wir unsere Grundrechte schützen müssen“ war Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) am Donnerstag auf der Buchmesse. Gerade Leipzig sei ein wichtiger Ort, um 70 Jahre Grundgesetz, Pressefreiheit und Meinungsfreiheit zu feiern. Nach der Gesprächsrunde gab es ein freudiges Wiedersehen: Salvatore Timpano ging auf seine ehemalige Chefin zu, die er viele Jahre nicht gesehen hat, und sie erkannte ihn wieder. Vor 25 Jahren war der heute 49-Jährige in München beim Landesverband der FDP angestellt. Seit Jahren lebt er in Leipzig und arbeitet als Messebauer.
Zwanzig Jahre gewartet
Mit zwei der „spektakulärsten Mannsbilder Österreichs“ war die Wiener Schauspielerin und Sängerin Erika Pluhar verheiratet: zuerst mit Gesellschaftslöwe Udo Proksch, der als sechsfacher Mörder lebenslänglich im Gefängnis endete. Und dann mit Aktionskünstler André Heller. Sie selbst hat schon vor vielen Jahren beschlossen, keine Rollen mehr spielen zu wollen. Die heute 80-Jährige schreibt seit fast 40 Jahren. Ihr jüngstes Buch „Anna“ ist eins mit tiefer Tragik: Es handelt von ihrer Tochter Anna, die im Alter von 37 Jahren nach einem Asthma-Anfall gestoben ist. Zwanzig Jahre hat es gedauert, bis Erika Pluhar das Buch schreiben konnte, erzählte sie im Gespräch mit dem Wiener Schauspieler, Regisseur und Moderator Roman Kollmer. Sie musste damals weiterleben, ob sie wollte oder nicht. Denn sie hatte den 15-jährigen Sohn ihrer Tochter zu sich genommen.
Das Lachen ist ihm nie vergangen
Das Gemüt eines Krimischriftstellers ist höchst erstaunlich. Der Leipziger Autor Jan Flieger (77) hat im Herbst seinen 36. Krimi veröffentlicht. Eine äußerst gruselige Geschichte über einen Serienmörder, der in der Wendezeit als Brummifahrer in der DDR unterwegs ist, junge Tramperinnen tötet und sie im Wald vergräbt. Keiner kommt ihm auf die Schliche, die Frauen gelten als vermisst – bis er an die Falsche gerät, an eine Punkerin, die sich zu wehren weiß. Für Jan Flieger sind die Abgründe des Menschen, die ihn tagtäglich beim Schreiben beschäftigen, kein Grund, seine gute Laune und sein Lachen zu verlieren. Er freut sich, dass auch dieses Buch im Onlinehandel bestens läuft und tolle Rezensionen bekommt. Und dass er damit auf vielen Lesungen unterwegs ist – zur Buchmesse musste er sogar Einladungen absagen.
Nächstes Jahr nur zwei neue Romane
Einen eigenen Stand in Halle 3 gemietet hat das Bestseller-Autorenduo Iny Lorentz alias Iny Klocke und Elmar Wohlrath. Die fleißigen Vielschreiber signieren bis Sonntag in Halle 3 ihre Neuerscheinung „Licht in den Wolken“. Dieses Jahr veröffentlichen sie noch zwei weitere Titel, aber für 2020 sind nur zwei Neuerscheinungen geplant, verriet Elmar Wohlrath, der kreative Kopf und Haupt-Schreiber.
Ein Wälzer von 20 Kilo
Ist Schlagerstar Christian Anders („Es fährt ein Zug nach nirgendwo“) alias Lanoo ein Querulant, ein Durchgeknallter, ein Verwirrter oder gar politisch gefährlich, weil er angeblich den Reichsbürgern nahesteht? Letzteres wäre für seine Verlegerin Elke Straube (65) aus dem ostsächsischen Geising, die als Englischlehrerin arbeitet und mithin dem Staat dient, denn doch zu viel des Guten. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet sie mit dem skurrilen Künstler zusammen, den sie ursprünglich als Fan kennenlernte. Sie übersetzt und verlegt seine Bücher, Hörbücher und CDs, in denen er schräge Theorien zum Thema Aids, Impfen oder Chemtrails verbreitet. Letztes Jahr konnte der Esoteriker nicht zur Buchmesse kommen, lag im Krankenhaus. Dafür ist der 74-Jährige dieses Jahr mit seiner Gitarre und einem besonderen Wälzer angerückt: mit dem „Book of Light“, 20 Kilo schwer, 5600 Seiten dick. Das Buch hat er zehn Jahre lang von Hand geschrieben, als er in Los Angeles lebte, teilweise als Obdachloser unter der Brücke. Es sei ihm „diktiert worden“. „Setz dich hin und schreib’“, sei ihm gesagt worden. Von wem? „Das müsst ihr selbst lesen!“
Von Kerstin Decker