Warnschuss bei Corona-Protesten in Leipzig: Polizei fahndet nach Tätern

Proteste gegen Corona-Schutzmaßnahmen haben am vergangenen Samstag in Leipzig erneut zu einer sehr dynamischen Situation in der Innenstadt geführt. Gruppen von Querdenkern, Tausende Gegendemonstranten, aber auch Neonazis stellten die Polizei dabei über Stunden vor Herausforderungen. Im einem Fall griffen Beamte sogar zur Schusswaffe. Wie es dazu am Dienstag in einer Mitteilung der Polizei hieß, seien die Kollegen gegen 18 Uhr in Nähe des Hauptbahnhofes einer Personengruppe zu Hilfe gekommen, die von Unbekannten attackiert wurde. Die Angegriffenen hätten sich augenscheinlich in einer so hilflosen Lage befunden, dass die Beamten „zur sofortigen Abwehr der gegenwärtigen Gefahr“ einen Warnschuss abgaben. Polizei: Täter traten auf Opfer am Boden ein: Die Gruppe der Opfer war an einem Imbissstand an der Kreuzung Richard-Wagner-Straße / Am Hallischen Tor zusammen gekommen, als sie von etwa 15 bis 20 „schwarz gekleideten und überwiegend vermummte Personen angegriffen wurden“. Dabei seien zwei Personen im Alter von 25 und 30 Jahren umgestoßen und auf dem Boden liegend von den Tätern geschlagen und getreten worden. „Insbesondere einer der Angreifer soll dabei einer der beiden am Boden liegenden Personen mehrfach mit dem Fuß auf den Kopf getreten haben“, heißt es in der Mitteilung. Als die Polizisten hinzueilten, sei ein Teil der Angreifer bereits geflüchtet. Andere setzten ihre Schläge trotzdem fort, so dass sich die Beamten für den Warnschuss entschieden. Daraufhin flüchtete auch der Rest der Täter in unbekannte Richtung. Die beiden Opfer seien beim Angriff leicht verletzt und später kurz in ein Krankenhaus behandelt worden, so die Polizei. Die Männer hätten bei der Befragung angegeben, zuvor auf der „Querdenken“-Versammlung gewesen zu sein. Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchtem Totschlag: Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat inzwischen ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eröffnet. Wie es heißt, geht sie dem Anfangsverdacht des versuchten Totschlags sowie der gefährlichen Körperverletzung nach. Da bisher ein politisch motivierter Hintergrund nicht auszuschließen sei, wurden die Ermittlungen inzwischen an die Soko LinX des Landeskriminalamts übergeben, hieß es am Dienstag. Die Ermittler bitten auch die Bevölkerung um Mithilfe. Es werden Zeugen gesucht, die am Tatort verdächtige Personen, Autos oder Fahrräder gesehen hätten. „Auch Wahrnehmungen im Internet oder in den sozialen Medien können die Ermittlungen unterstützen“, hieß es. Hinweise werden in jeder Polizeidienststelle oder telefonisch unter (0341) 966 4 6666 entgegengenommen. Im Rahmen des dynamischen Protestgeschehens am Samstag hatten die Behörden laut eigener Angaben insgesamt 23 Straftaten registriert. So seien beispielsweise am Menschen aus einem Wohnungsfenster heraus mit einer Schusswaffe bedroht worden. Bereits am frühen Nachmittag hatten Neonazis am Hauptbahnhof Beamte mit Pflastersteinen attackiert. Von Matthias Puppe