LVZ-Gastro-Test: Japanische Restaurants in Leipzig

Die Olympischen Spiele wurden verschoben, Fernreisen rücken angesichts der pandemischen Lage außerhalb des Vorstellbaren – ein Hauch Ostasien ist für Leipziger zumindest kulinarisch dennoch möglich. Gastronomiekenner würden als erste Anlaufstelle für japanische Küche wohl das Mifune nennen. Doch das Restaurant hat seit dem Lockdown bisher nicht wieder geöffnet. Glücklicherweise gibt es andere Lokale, die die Geschmacksknospen auf eine Reise auf den pazifischen Inselstaat mitnehmen. LVZ-Reporterin Josephine Heinze hat sich fünf davon genauer angeschaut. Shinto Ramen in der Münzgasse: Was gibt’s hier? In erster Linie eine (kleine) Auswahl an Ramen – also Nudelsuppen mit verschiedenen Brühen wie Shoyu oder Miso und Gemüse, Ei, Fleisch oder Fisch als Einlage. Außerdem bietet das Shinto eine Auswahl an Sushi, Onigiri – gefüllte Reisbällchen, die als die japanische Variante des Butterbrots gelten – und einige Vorspeisen wie gefüllte Teigtaschen (Gyoza). Wie fühlt es sich hier an? Als säße man in einer gemütlichen Wohnküche. Wie auch das Speisenangebot ist das Restaurant selbst überschaubar: nur eine Handvoll kleiner Tische, viel dunkles Holz, von der Decke hängende Suppenkellen, Lampions und farbenfrohe Bilder. Aus den großen Suppenschalen dampft es, sie schaffen so ein Gefühl von Geborgenheit. Das Besondere: Einen großen Teil des kleinen Restaurants nehmen die Theke und Kochinsel ein, an der auch Sushi gerollt wird. Der Gast ist so mittendrin. Die Ramen-Nudeln sind eigenen Angaben nach hausgemacht. Wie schmeckt’s? Die Nudeln sind frisch, das Gemüse knackig, die Brühen angenehm abgeschmeckt. Um dem Namen gerecht zu werden hätten die Spicy Ramen mehr Schärfe vertragen können. Freunde von Meerestieren sollten sich als Vorspeise für die Takoyaki entscheiden: Die mit Oktopus gefüllten Teigbällchen stehen nicht allzu oft auf den Menüs. Wer wird hier fündig? Alle, die hungrig sind und eine große Portion Suppe brauchen, um Bauch und Herz zu erwärmen. Ohne Fisch und Fleisch steht nur wenig auf der Karte, die Ramen werden aber auf Wunsch vegetarisch zubereitet. Ganz neu gibt es jetzt auch verschiedene Bowls. Bewertung: 3,5 von 5 Sternen Adresse: Münzgasse 3, Telefon: 0162-9871236 Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 14 Uhr und 17.30 bis 22 Uhr, Montag Ruhetag Tokyo Café in der Kolonnadenstraße: Was gibt’s hier? Kein Sushi. Stattdessen authentische, kosmopolitische Küche, inspiriert von Japans Hauptstadt Tokio. Dazu gehören gegrillter Lachs in Citrus-Marinade, Kürbis-Kartoffel-Kroketten, Gyoza oder Katsu Don – eine Art Schweineschnitzel mit Reis. Wie fühlt es sich hier an? Inmitten der Kolonnadenstraße empfängt das Tokyo Café seine Besucher mit einer Mischung aus wärmender Herzlichkeit und urbanem Flair. Die Dekoration ist dezent und liebevoll, nicht kitschig. Nach dem Essen lässt man sich vom Blick in die Karte bereitwillig zu einem Sake verführen. Das Besondere: Die Details machen aus dem Besuch im Tokyo Café etwas Spezielles. Wie das Restaurant wirken auch einige Speisen auf den ersten Blick eher unscheinbar – überzeugen dann aber umso mehr. Optisch eher wenig her macht beispielsweise der Pudding aus geröstetem Grüntee. Muss er aber auch nicht, die leicht nussige Cremigkeit spricht für sich. Wie schmeckt’s? Die Kraft der Speisen entfaltet sich langsam, die unterschiedlichen Nuancen der fein abgeschmeckten Gerichte kommen zur Geltung. Ohne den Geschmack der Beilagen zu überlagern, verleiht beispielsweise die samtige Sesamsoße dem Hiyashi chuka eine ganz eigene Note – die kalten Ramennudeln eignen sich ohnehin bestens für heiße Sommertage. Achtung ist beim Genuss der flambierten Miso-Aubergine geboten: Er könnte die Beziehung zu dem Nachtschattengewächs nachhaltig zum Positiven verändern. Wer wird hier fündig? Wer gerne Neues ausprobiert, sich nicht abschrecken lässt, sobald der Name eines unbekannten Gerichts auf der Speisekarte auftaucht und mehr Wert auf ein besonderes Geschmacksprofil als auf ein mit viel Chichi angerichtetes Gericht legt, wird im Tokyo Café nicht enttäuscht. Bewertung: 5 von 5 Sternen Adresse: Kolonnadenstraße 17, Telefon: (0341) 24902111 Öffnungszeiten: Dienstag und Mittwoch 17 bis 21 Uhr, Freitag bis Samstag 17.30 bis 22 Uhr, Montag und Sonntag Ruhetag (Ferienöffnungszeiten) Hoshi im Zentrum: Was gibt’s hier? Die Auswahl ist scheinbar endlos: Auf der Karte stehen jede Menge Sushi-Variationen, außerdem Ramen und Donburi – ein Reisgericht, das unter anderem mit Gemüse und Fisch oder Fleisch serviert wird. Hinzu kommen einige vietnamesische Speisen. Wer mehr Zeit bei der Auswahl braucht, überbrückt sie mit einer hausgemachten Limonade, zum Beispiel aus Litschi und dem auf Milchbasis hergestellten Softdrink Calpis. Wie fühlt es sich hier an? Die elegante Einrichtung, die Innenstadtlage und die etwas höheren Preise empfangen den Gast mit einem Gefühl von Gediegenheit. Das Personal ist freundlich und zuvorkommend. Das Besondere: Der Robata-Grill. Zusätzlich zum ohnehin großen Angebot werden Fisch und Fleisch je nach Wunsch auf Holzkohle gegart. Unter anderem werden so Ente, Schweinebauch oder Jakobsmuscheln zubereitet. Auch Gemüse bekommt eine besondere Note. Wie schmeckt’s? Die Speisen sind solide, aber weniger intensiv als erwartet. Ob Roastbeef in Rotwein-Soja-Unagi-Sauce, Gemüse in Yuzu-Butter oder Tofu mit Ponzu-Sauce: Die aufregend klingenden Aromen kommen eher dezent zur Geltung. Wer wird hier fündig? Einsteiger. Wer sich langsam an japanische Küche herantasten möchte, ist hier gut aufgehoben. In der Speisekarte werden die verschiedenen Zubereitungsarten erläutert, auch bei größeren Gruppen sollte für jeden etwas dabei sein. Es stehen nur wenige vegetarische Speisen auf der Karte, einige Hauptgerichte werden aber auf Wunsch entsprechend abgewandelt. Bewertung: 3 von 5 Sternen Adresse: Ratsfreischulstraße 6, Telefon: (0341) 24841851 Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 11 bis 23 Uhr, Samstag 12 bis 21 Uhr, Sonn- und Feiertag 12.30 bis 22 Uhr Kirigami im Graphischen Viertel: Was gibt’s hier? Eine große Auswahl an Ramen, auch vegetarisch und vegan, einige Donburi und mehrere Nudel- und Reisgerichte. Sushi sucht man als Gast vergeblich. Dafür gibt es eine bunte Palette an Vorspeisen. Wie fühlt es sich hier an? Die Einrichtung ist schlicht, das Ambiente luftig. Viel Dekoration gibt es nicht. Hier steht das Essen im Vordergrund. Die Vielzahl an Reservierungen und Anfragen nach freien Tischen bestätigen diesen Eindruck. Das Besondere: Eine so umfangreiche Auswahl an Ramen wird anderswo in Leipzig nur schwer zu finden sein. Bleibenden Eindruck hinterlässt auch der Abschluss: Das Dessert Imagawayaki ist eine weiche, süße Waffel, gefüllt mit warmen roten Bohnen – dazu gibt es herrlich herbe Matcha-Eiscreme. Wie schmeckt’s? Die Ramen sind großzügig gespickt mit Einlagen, die auch abseits der Brühe ihren eigenen Geschmack bewahren. Der Schweinebauch ist so zart, dass er im Mund zerfällt. Auch die veganen Gerichte überzeugen: Der Algensalat ist knackig, die Mango-Kokos-Sauce harmoniert mit dem bunten Gemüse und den Udon-Nudeln. Wer wird hier fündig? Allein wer kein Suppenkasper ist, hat im Kirigami gute Karten. Aber auch solche können sich zumindest auf das große alternative Angebot stützen. Das ist vielleicht etwas weniger aufregend, aber nicht weniger schmackhaft. Und am Ende wartet ja ohnehin das Dessert. Bewertung: 4 von 5 Sternen Adresse: Chopinstraße 15, Telefon (0341) 68416888 Öffnungszeiten: Montag 11 bis 14.30 Uhr, Dienstag bis Donnerstag 11 bis 14.30 und 17.30 bis 21 Uhr, Freitag 11 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 22 Uhr, Samstag 17.30 bis 22 Uhr, Sonntag Ruhetag Nori in Reudnitz: Was gibt’s hier? Gesundes Soulfood. Statt deftigen Fleischgerichten stehen eher leichte Gerichte auf der Karte, darunter Bowls mit Sushireis, warmem Reis oder Soba-Nudeln und jeder Menge Gemüse gespickt. Außerdem gibt es Sushi und eine kleine Auswahl an Hauptspeisen wie japanisches Curry. Wie fühlt es sich hier an? Das kleine Restaurant ist hell und warm, viel Holz und dezente Dekoration lassen den Raum gastlich wirken. Das Personal fragt regelmäßig nach dem Befinden: ein Ort zum Wohlfühlen. Das Besondere: Die moderne Anmutung des Menüs unterscheidet das Nori von anderen japanischen Restaurants. Zudem bietet es – an der viel befahrenen Riebeckstraße gelegen – für die Länge einer hausgemachten Limonade und einer gut gefüllten Reisschale einen Moment Erholung. Wie schmeckt’s? Die Zutaten sind frisch, das Gemüse knackig, die Teriyaki-Sauce zur Tofu Bowl hervorragend abgeschmeckt. Gleiches gilt für die Vorspeise: Der gebratene Pak Choi wird mit Cashewkernen und einer anständigen Portion Knoblauch serviert. Nach dem Essen ist man satt, aber nicht voll. Etwas mehr Überraschung bei Auswahl und Geschmack der Speisen würde sie noch aufwerten. Wer wird hier fündig? Menschen, die nicht nur Wert auf gutes Essen, sondern auch ein wenig auf die Optik der Speisen legen. Oder anders gesagt: Wer sich über ein neues Foto für den eigenen Instagram-Kanal freut und trotzdem satt werden möchte, der sollte sich im Nori umschauen. Bewertung: 3,5 von 5 Sternen Adresse: Riebeckstraße 7, Telefon: (0341) 25668715 Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag 11.30 bis 15 Uhr und 17.30 bis 22 Uhr, Dienstag Ruhetag Lesen Sie auch die bisherigen Gastrotests der LVZ-Redaktion: Das sind die besten vietnamesischen Restaurants in Leipzig Wo gibt es Leipzigs beste Currywurst? Das sind Leipzigs beliebteste Kebab-Imbisse Griechisch essen in Leipzig – Fünf Lokale im Test Das sind Leipzigs beste Burgerläden Von Josephine Heinze