LVZ-Gastro-Test: Orientalische Restaurants in Leipzig

Angefangen hat alles mit dem Falafel. Einem kleinen vegetarischen Bällchen aus Kichererbsen, das zur Kulturgeschichte des Nahen Ostens gehört wie die Frikadelle auf die Speisekarten hiesiger Imbisse. Der vegetarische Snack eröffnete einem breiten deutschen Publikum erste zaghafte Einblicke in orientalische Speisetraditionen. Inzwischen ist die Küche aus dem Abendland weit mehr als nur das und flächendeckend nicht mehr weg zu denken. Shams – volle Gewürzpalette im Leipziger Süden: Was gibt’s hier? Mediterran, indisch und afghanisch – so steht es zumindest auf dem Kartendeckel. Ganz klare Übermacht haben aber südasiatisches Fingerfood, Grillgerichte und Vegetarisches. Fast alle Hauptspeisen werden mit Kichererbsen oder Reis gereicht. Frittiertes Gemüse, indischer oder afghanischer Käse und Kartoffeln sind gern genutzte Einlagen. Wie fühlt es sich hier an? Das kommt ganz darauf an, wo man Platz nimmt. Draußen lässt lediglich die efeubewachsene Fensterfront erahnen, wie gemütlich es im Innenraum ist. Wer sich für den Freisitz des Shams entscheidet, kauft die gewohnte Kurt-Eisner-Geräuschkulisse gleich mit. Auch wenn das Team mit allerlei Grün versucht, rundherum eine kleine Insel der Intimität zu schaffen. Im Gastraum regieren Wandteppiche, Sitzkissen und schummeriges Licht das Ambiente. Hier und da hängen Fotografien der Regionen, in die das Lokal im Leipziger Süden zur kulinarischen Reise lädt. Das Besondere? Die Vorspeisen. Wer sich entlang der Karte einmal durchprobieren möchte, wird es nicht bereuen. Die Auswahl ist riesig, die Preise für die Portionsgrößen mehr als adäquat. Tipp: Bolani. Eine im Steinofen gebackene Brottasche, die mit Kartoffeln und Lauch gefüllt ist und optisch an Palatschinken erinnert. Wie schmeckt’s? Großartig. Die Teigtaschen mit Kartoffelfüllung, Linsensauce und Knoblauchquark (Aschak) sind für ein vegetarisches Gericht schwer, aber nicht zu mächtig. Der Dip hat eine gute Frische, die wunderbar mit der Mehligkeit der Kartoffeln harmoniert. Und: Die Knoblauchnote ist da, überstrahlt jedoch nicht alles. Großes Plus auch für den Reis. Der hat einen guten Biss und schmeckt sogar ohne alles. Wer wird hier fündig? Gewürzfans und die, die es werden wollen. Im Shams schmeckt jedes Gericht anders – auch wenn fruchtig-exotische Noten und milde Schärfe dominieren. Außerdem: Super-Option für Vegetarier. Sternchen: 5 von 5. Adresse: Arthur-Hoffmann-Straße 88. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10.30 Uhr bis 14.30 Uhr & 17 Uhr bis 22.30 Uhr, am Wochenende 12 Uhr bis 22.30 Uhr. Café Habibi Funk – marokkanisches Bistro-Flair im Westen: Was gibt’s hier? Die Speisekarte ist erfrischend übersichtlich. Sieben Sandwiches stehen zur Wahl – entweder in Form eines Fladenbrotes, einer Teigrolle oder Meloui, einem marrokanischen Pfannenbrot. Gefüllt werden die, je nach Gusto, von vegan bis Merguez (eine scharfe Bratwurst). Ein Feinkostteller und Dessertvarianten runden das Angebot ab. Für Kaffeefans: Das Habibi Funk brüht Nus-nus, eine marokkanische Kaffeespezialität. Wie fühlt es sich hier an? In dem schmalen Bistro auf der Ecke wird unten gekocht und oben gegessen – einen Blick auf die Zubereitung der Speisen gibt es damit inklusive. Gerüche und Dämpfe aber auch. Das Mobiliar ist pragmatisch und zurückhaltend. Gemütlichkeit schafft vor allem die Musik. Aus den Boxen schallt feinster 60er- und 70er-Jahre-Sound. Das Besondere? Wenig Zutaten, viele Variationen. Schon beim Eintritt in den Laden leuchtet ein buntes Potpourri durch die Scheibe der Auslage, ähnlich wie im Kebab-Imbiss. Das Café Habibi Funk bietet zudem regelmäßig Spezialangebote mit saisonalem Gemüse aus dem benachbarten Stadtteilgarten Annalinde. Tipp: Hier gibt es auch marokkanisches Frühstück. Wie schmeckt’s? Frisch und leicht. Der Feinkostteller glänzt mit gut abgeschmecktem Couscoussalat, krossen Fladenbrotchips und drei Dips, die jedem Geschmäckle eine Chance geben (Hummus, Harissa und Knoblauch-Kräuter). Das vegane Meloui-Sandwich ist durch die Art der Zubereitung außen schön kross und schmiegt sich gut um Feta, Auberginenpaste und Co. Wer wird hier glücklich? Alle, die das Bistroflair schätzen und dennoch gut essen wollen. Unkompliziertes Ambiente, freundlicher Service und Musik, die einen noch auf dem Weg nach Hause begleitet. Sternchen: 4 von 5. Adresse: Zschochersche Straße 2d. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 Uhr bis 22 Uhr. Arabesque – Imbiss 2.0 auf der Prager Straße: Was gibt’s hier? Imbisskarte deluxe. Im Arabesque gibt es klassisches Schawarma und Kebab Sandwiches. Das Besondere: Der Laden im Leipziger Osten verkauft jeden Tag frische Fleischspieße mit würziger Marinade und Salatbeilage (Lamm, Hähnchen und Leber). Nebenan drehen Hähnchen im Grill. Zudem gibt es frische arabische Salate und Manakish, eine Art arabische Pizza. Wie fühlt es sich hier an? Authentisch. Im Arabesque gibt es kaum Dekoration an den Wänden – die Gäste sitzen sowieso lieber draußen an der Prager Straße. Vieles wirkt provisorisch, aber am Ende lassen Trubel und Herzlichkeit das wenig einladende Ambiente Ambiente sein. Das Besondere? Das Publikum. Das Restaurant gibt es noch nicht lange, trotzdem ist es jetzt schon Treffpunkt. Der Service ist zwar ein wenig chaotisch, aber immer darum bemüht, das Beste für den Kunden zu finden – auch wenn er glaubt sich bereits entschieden zu haben. Wie schmeckt’s? Wer in seinem Leben schon einmal Falafel gegessen hat, schmeckt den Unterschied. Im Arabesque sind sie herrlich knusprig und hausgemacht. Auch das Manakish überzeugt in allen Varianten durch Würze und krossen, dünnen Teig (u.a. Thymian, Spinat und Lahmacun). Der Taboulesalat ist frisch und schön sauer abgeschmeckt. Der Halloumisalat mit Baba Ghanousch und Hummus ist schmackhaft, aber nichts besonderes. Plus: Der Beilagenteller mit eingelegtem Gemüse, zum Beispiel sauren Gurken aus Nahost. Wer wird hier glücklich? Diejenigen, die abseits der Eisenbahnstraße im Osten ein gutes arabisches Restaurant suchen, das Fast Food – einmal um die Ecke gedacht – anbietet. Sternchen: 3,5 von 5. Adresse: Prager Straße 60. Öffnungszeiten: täglich von 9 bis 23 Uhr. Shady – Gastfreundlichkeit und Qualität unweit der Karli: Was gibt’s hier? Das Shady überzeugt mit einer spannenden Auswahl an warmen und kalten Vorspeisen, die von gekochten Bohnen (Fooul-M‘damas) bis hin zum selbstgemachten Quarkkäse mit Minze, Zitrone und Knoblauch (Labané) reichen. Für Fleischliebhaber stehen Lamm, Fisch, Rind, Hähnchen und Ente unter anderem am Spieß, als Filet oder Schaschlik, auf der Karte. Rein vegetarische Hauptgerichte gibt es drei – die üppige Variation arabischer Starter sollte aber niemanden unbefriedigt nach Hause gehen lassen. Je nach Saison glänzt das Restaurant mit ausgewählten Spezialitäten. Wie fühlt es sich hier an? Lässig. Im Sommer sind die großen Fensterläden geöffnet, sodass man im Gastraum stets ein laues Lüftchen spürt. Die Sitznischen dort sind der beste Platz zum gemütlichen Abhängen und Leute gucken. Die Bar ist das Herzstück des Gastraums. Drumherum ranken sich unten wie oben die Gäste. Das Besondere? Besitzer Shady Elwan schafft es, die Begeisterung für seine Küche nicht nur zu teilen, sondern zu übertragen. Ohne eine persönliche Empfehlung des Chefs gibt niemand eine Bestellung auf. Der eine oder andere Plausch ist ebenfalls drin. Ein Willkommensgefühl, das seinesgleichen sucht. Wie schmeckt’s? Das Shady ist zugleich Café – deshalb lohnt definitiv ein Blick in die Getränkekarte: arabischer Kaffee und Tee in erlesener Auswahl. Dickes Plus für die hausgemachten Limonaden – Feige Orange im Test ist aromatisch und nicht zu süß. Mit 5,40 Euro aber nicht gerade günstig. Die gegrillte Aubergine mit Paprika, Petersilie und Knoblauch (Mutabal) schmeckt wunderbar frisch und ist die perfekte Wahl bei sommerlichen Temperaturen. Der Hackfleischspieß (Kafta Maschwiye) ist exzellent gewürzt und passt überraschend gut zum gereichten Hummus. Die Kartoffelecken mit Koriander haben Biss und so intensive Würze, dass man sie nicht einmal zu dippen braucht. Wer wird hier glücklich? Würzliebhaber, Befürworter von persönlichem Service, der mehr ist als nur einen Teller an den Tisch bringen, und Fans traditionsbewusster arabischer Küche mit einem Hauch Extravaganz. Sternchen: 4,5 von 5. Adresse: Körnerstraße 2. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 17 Uhr bis 23 Uhr, Sonntag 15 Uhr bis 21 Uhr. Maza Pita – syrisches Fingerfood auf der Kö: Was gibt’s hier? Maza und Pita, wie es der Name des Ladens verspricht. Maza gilt gemeinhin als Vorspeise und ist ein wichtiger Bestandteil der Esskultur des Mittleren Ostens. Im syrischen Bistro auf der Könneritzstraße gibt es sie wahlweise vegan, vegetarisch oder mit Fleisch. Was auf keinem Teller fehlen darf, sind Pitachips, Brotsalat (Fatousch), Petersiliensalat (Taboule) und Paprika-Tomaten-Creme mit Sesam (Mohammara). Die gerollten Fladenbrote, also Pita, gibt es ebenso mit und ohne fleischige Komponente. Wie fühlt es sich hier an? Gemütlich und entspannt. Der Freisitz klammert sich einmal um den Laden herum und ist vor allem in den Abendstunden immer reich gefüllt. Im Gastraum dominieren kräftige Rot- und Grüntöne, die einen schönen Kontrast zum dunklen Mobiliar bilden. Im hinteren Teil gibt es eine kleine Spielecke für Kinder. Das Maza Pita ist der perfekte Kiezladen für jedermann. Das Besondere? Faire Preise für hausgemachtes Fingerfood. Der Laden entlastet den Geldbeutel immens und hinterlässt dennoch das Gefühl, lecker gegessen zu haben. Tipp: Die „Maza Variationen“ – das Beste aus allen Komponenten, bunt zusammen auf dem Teller drapiert. Wie schmeckt’s? Fein, frisch und würzig. Auf dem veganen Maza-Teller tummeln sich knusprige Falafel (vor allem mit Mohammara ein Gedicht), Taboule, Fatousch, Möhren, Rote Bete, gegrillte Aubergine und allerlei Soßen. Dazu krosse Pitachips und dünnes Fladenbrot als Sättigungsbeilage. Minzdip, Baba Ghanoush und Hummus sind das absolute Highlight und die mit Abstand feinsten Soßen im Test. Wer wird hier glücklich? Alle, die für kleines Geld gut essen möchten. Und vielleicht jene, für die es immer schnell gehen muss. Denn im Maza Pita ist das meiste bereits vorbereitet. Das Team bedient sich bei der Zusammenstellung an der Frischetheke. Sternchen: 5 von 5. Adresse: Könneritzstraße 49. Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 11 Uhr bis 22 Uhr. Eine Auswahl aus unserer Rubrik „Lecker Leipzig“: So schmeckt japanische Küche in Leipzig Leipzigs beste Burgerläden Vietnamesische Küche in Leipzig Wo gibt es Leipzigs beste Currywurst? Döner im Test: Die beliebtesten Imbisse in Leipzig Die schönsten Biergärten der Stadt Von Lisa Schliep