Mundgerecht, kurz gegart, bunt kombiniert – das Leipziger „Bear Bowl“ im Test

Gegen den Corona-Blues will ich raus und Neues probieren. Bei Bear Bowl macht schon der Name neugierig. Zudem bieten die Macher ein Pfandsystem an, das deutschlandweit etabliert und nun auch bei Leipziger Wirten angekommen ist: Vytal. Um an dessen kostenfreie Mehrwegbehälter zu kommen, lade ich vor dem Test erstmal eine App aufs Handy. Eigentlich ist Bear Bowl gar kein „richtiges“ Restaurant, sondern eine mobile Küche, aber aktueller Partner der „Gastgeber“. Dieses Lokal auf der Dresdner Straße bietet Einsteigern an, ein möglichst originelles Konzept auf Praxistauglichkeit zu testen. Dauern diese Probeläufe sonst nur 14 Tage, bleiben Bear-Bowl-Gründer Maren und Andi Ciuciu länger, da sich Corona-bedingt keine Nachfolge planen lässt. Seine Story vom Fremdsprachenübersetzer zum Koch im bunt gestalteten Küchenwagen mit einem Bären als Maskottchen erzählt Ciuciu nebenbei, als ich meine Schüsseln, also die Bowls, im Lokal abhole. Ab in die Bowl: Im Gegensatz zum Teller steht die Bowl für ein eigene, kreative Art. Sie erinnert an die japanische Küche, läuft aber gerade als internationaler Trend, bei dem alle Komponenten in mundgerechte Stücke geschnitten, einzeln kurz gegart und bunt kombiniert werden – für Fleischesser, Vegetarier wie Veganer. So exotisch das klingt, so bodenständig geht es hier zu. Zurzeit steht unter anderem eine Carni Bowl mit Rinderhack, Bohnen, Oliven, Avocado, saurer Sahne und Reibekäse auf dem Plan. Bei der vegetarischen Variante ist das Fleisch an diesem Tag durch die Brokkolisorte Bimi ersetzt, bei der veganen fehlt zudem die Sahne. Dafür ergänzen Cashewcreme und Mandelschmelz die Zutatenliste. Bei allen würzen hausgemachte Salsa- und Tali-Sauce (ein Dip auf Basis von Olivenöl) sowie frische Kräuter den jeweiligen Mix. Aromatisch aufsteigende Düfte aus der Küche signalisieren, dass meine Wünsche frisch zubereitet werden. Ich hätte ja gern die Evergreen Bowl probiert, aber da winkt Andi Ciuciu bedauernd ab: Die dafür vorgesehenen Pilze und Microgreens (Keimblätter von Kräutern, Salaten und Gemüse) müssen erst wieder nachwachsen. Also nehme ich noch eine Paprikasuppe sowie Fisch-Chowder mit, eine Gemüsesuppe mit Kartoffeln, Pastinaken, Sellerie, Porree und Rotbarschstücken. Die Wintergemüse unterstreichen den Anspruch, saisonal zu kochen und möglichst regional einzukaufen. Rindfleisch kommt zum Beispiel vom Schicketanz-Hof in Grimma, Reis vom Leipziger Unverpackt-Laden, Microgreens liefern die Hofgoarden-Gärtner aus der Merseburger Straße. Transparent und auslaufsicher: Wie schmeckt das denn nun alles? Zuhause angekommen ist eine der Mehrwegschalen zwar umgekippt, aber dank festsitzendem Deckel lief die sämig-feurige Paprikasuppe zum Glück nicht aus. Da die Schalen wie Keramik anmuten, muss man nichts umfüllen. Die Fischstücke schwimmen in einer pikanten Brühe. Bei der Carni Bowl kommt unter kurz gebratenem Rinderhack, roten Bohnen und den Gemüsen gekochter Reis zum Vorschein. Die Bibi Bowl mit zarten Brokkoli ist dezent gewürzt. Kräuter wie frischer Schnittlauch bringen zusätzlich Aroma und Farbe ins Spiel. Etwas zum Knabbern ist auch dabei: zwei essbare Kakaolöffel für die sehr süßen Desserts. Vegan Choc entpuppt sich als ein mit Maulbeeren und Kürbiskernen gebackener Schokokuchen mit Karamellsauce, die Knalltüte enthält gebrannte Marshmallows auf Mascarpone mit Zitronade und Schokosauce. Die Verpackungen der Desserts sind nicht Teil des Mehrwegsystems, aber „biologisch abbaubar“, versichert Ciuciu. Anhand der Aufdrucke prüfe ich das dann aber doch nochmal nach: Die „vegware“-Verpackungen sind sogenanntes Bioplastik aus kristallisierter Milchsäure, die aus Kartoffeln, Rüben oder Mais gewonnen wird. Wenn die beiden mit ihrer mobilen Küche bei Events vorfahren, reichen sie die Speisen in essbaren Schalen auf Weizen-Roggen-Basis über den Tresen. Adresse: Dresdner Straße 49, 04317 Leipzig, Tel. 0162/853 69 39, www.bear-bowl.de. Konzept: mobile Küche für ökologisch orientiertes Catering mit kreativen Speisen in Schüsseln/Bowls. Extras: Mehrwegsystem Vytal, Lieferservice geplant. Geöffnet: Mittwoch bis Sonnabend – 11 bis 14 und 16 bis 19 Uhr, Dienstag – Foodtrailer am Waldplatz. Preise: Suppen – 4,90 bis 6,90 Euro, Hauptgerichte – 8,50 bis 15,90 Euro, Desserts – 4,50 bis 5,50 Euro. Zahlung: bar, Girocard, Master, Visa, Googlepay, Applepay. Gesamtnote: 6,75/10. Essen: 7,5. Service: 6. Ambiente: keine Bewertung. Fazit: Frisch und cool. An den englischen Begriffen muss sich niemand stören, alles läuft ganz einfach. Das Vytal-Geschirr ist kostenfrei, wenn man es innerhalb von 14 Tagen bei einem teilnehmenden Restaurant neu befüllen lässt oder zurückgibt. Ansonsten wird das eigene Konto mit zehn Euro belastet. Wer auslaufsichere Behälter mitbringt, schont die Umwelt am Ende immer noch am besten. Die Bear Bowl-Crew befüllt jedenfalls auch diese. Mehr aus der Reihe „Mewes testet“ So schmeckt japanische Küche in Leipzig Leipzigs beste Burgerläden Vietnamesische Küche in Leipzig Wo gibt es Leipzigs beste Currywurst? Döner im Test: Die beliebtesten Imbisse in Leipzig Die schönsten Biergärten der Stadt LVZ-Test: So schmeckt der Orient in Leipzig LVZ-Test: Wo gibt es Leipzigs beste Pizza? LVZ-Test: Das sind Leipzigs ungewöhnlichste Locations LVZ-Test: Die besten Spätis in Leipzig Internationale Küche zum Mitnehmen – so schmeckt es in der Futterluke Süß, echt, unplugged – ein Besuch in der Pâtisserie „Hart & Herzlich“ Leipziger Bäckereien im Test: Wo gibt es den besten Stollen der Stadt? 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