Lange Lieferzeiten: Wie Leipziger Gastronomen im Corona-Lockdown an ihre Grenzen stoßen

„Am Sonntagabend ist bei uns Ausnahmezustand“, erzählt Felix Dormann. Sein Restaurant, das Little Italy in Leipzig-Plagwitz, ist eigentlich kein klassisches Lieferlokal. Aber jetzt im Corona-Lockdown wird auch hier bestellt und das nicht zu wenig. „Im Zeitraum von nur einer Stunde gehen 80 oder 90 Bestellungen ein“, beschreibt Dormann den sonntäglichen Bestellansturm. Natürlich werde versucht, die bestellten Gerichte so schnell wie möglich zuzubereiten und auszuliefern, „aber wir kommen einfach nicht mehr hinterher“, so der Restaurant-Inhaber. Die Bestellungen gehen über die Plattform Lieferando bei ihm ein. Ausgeliefert werden sie dann mit eigenen Fahrern per Roller oder Fahrrad. Die aktuelle Witterung mit Eis, Regen und Schnee wirkt sich zusätzlich auf die Lieferzeit aus. Oft dauert es ziemlich lange, bis der Pizza-Kurier an der Haustür der Kunden klingelt. Aber Dormann hofft auf deren Verständnis und versichert: „Wir geben unser Bestes.“ „Mehr geht eigentlich nicht“: Das tut auch das „60 Seconds to Napoli“ in der Leipziger Gottschedstraße. Dessen Inhaber Adrian Kuras berichtet ebenfalls von einer nicht zu bewältigenden Anzahl von Bestellungen. „An manchen Tagen machen wir das Lieferando-Gerät einfach aus“, erzählt er. Ungefähr 45 Prozent der Bestellungen gehen über das System der Bestellplattform ein. Die übrigen 55 Prozent über die eigene Website. Schon vor dem Corona-Lockdown lief der Laden sehr gut und jetzt, wo die Gäste nicht mehr kommen können, wird „extrem viel bestellt“, so Kuras. Im täglichen Schnitt seien es 700 bis 800 Pizzen. „Wir sind am Maximum dessen, was wir ausliefern können. Mehr geht eigentlich nicht.“ Wer in seinem Laden bestellt, muss mittags mit einer Wartezeit von 60 Minuten rechnen, am Abend können es auch 90 werden. Schneller geht es nicht: „Es geht einfach nicht anders, rein logistisch – keine Chance“, sagt Kuras, der seine neapolitanischen Pizzen ebenfalls mit eigenen Fahrern ausliefern lässt. Geduld und Verständnis: Ein erhöhtes Bestellvolumen kann auch Lieferando bestätigen – genauso wie Lieferverzögerungen. „Angesichts der Vielzahl von Bestellungen kann es in Stoßzeiten zu Verzögerungen kommen“, so Lieferando-Sprecher Oliver Klug. Homeoffice, Lockdown und auch das Wetter würden aktuell zu einer höheren Anzahl von Bestellungen führen. Doch die 5000 Lieferando-Fahrer würden ihr Bestes für eine zügige und effiziente Auslieferung geben, betont er. Doch auch er könne „nicht ausschließen, dass es in Stoßzeiten zu vorübergehenden Engpässen auch in unserer eigenen Lieferlogistik kommen kann.“ Lesen Sie auch Leipziger Gastronomen im Lockdown und ihre Erfahrungen mit Lieferando Leipziger Gastroszene trotzt zweitem Lockdown Wie der Leipziger Gastronom Felix Dormann setzt die Bestellplattform auf das Verständnis ihrer Kunden. „Wir bitten um etwas Geduld und Verständnis in solchen Zeiten. Wer den Restaurants und Fahrern die Planung erleichtern möchte, kann mit der Lieferando-App sein Essen auch vorbestellen“, sagt Oliver Klug. „Little Italy“-Inhaber Dormann empfiehlt außerdem, nicht in den Stoßzeiten zu bestellen. Wer am Wochenende vor 17 Uhr oder etwas später am Abend bestelle, habe gute Chancen seine Pizza schneller genießen zu können. Von Lilly Günthner