Corona-Krise: Leserbriefe zu Hilfen, Fußball und die Zukunft

Vom Bundesliga-Neustart bis zur Unterstützung für sozial Schwache: Die Corona-Pandemie ist weiter das Thema in vielen Leserbriefen an die LVZ. Zahlreiche Zuschriften befassen sich auch damit, wie man mit den Einschränkungen umgeht. Eine aktuelle Auswahl. Sachsens Welt dreht sich auch jetzt weiter – nur wohin? Zum Leserbrief „Eingriff in bürgerliche Freiheitsrechte“ (28. April): Nein, nicht JEDE Krankheit rechtfertigt derartige Einschränkungen – eine potenziell tödliche schon. Also sieht man sich entweder als Teil einer Solidargemeinschaft oder schafft sie ab und lebt mit den Konsequenzen. Man kann eben nicht alles endlos biegen. Aber Menschen sind Reflexmaschinen und solange der eigene Hintern sich in komfortabler Sicherheit wähnt, ist der Rest meist egal. Weil: Im Grunde war ja jede Zeit auf ihre Weise schlecht. Vor knapp 45 Jahren hatte man Angst vor der schrecklichen SS20 (nein, das hat nichts mit Nazis zu tun), vor dritten Kolonnen und überhaupt vor dem ganz konkreten Weltuntergang. Vor 65 Jahren war die Welt gerade so ein bisschen untergegangen, vor 80 Jahren ging die Welt gerade so ein bisschen unter und so weiter. Sich ein Stück Stoff ins Gesicht zu binden und so ein bisschen Haus/-Landesarrest wären vermutlich wünschenswerte Probleme der Menschen dieser Generationen gewesen. Aber wir sind eben die Nachkriegsprivilegierten ... unser Hintern ist vergoldet und wenn da jetzt sukzessive der Lack abgekratzt wird, dann ist halt Ende der Fahnenstange. Mal sehen was noch so passiert. Vermutlich nix Gutes, angesichts der saturierten Ignoranz und dem Schrei nach uneingeschränkter Freiheit statt Solidarität. Sachsens Welt dreht sich ja auch mit Corona weiter ... die Frage ist halt nur, wohin sie sich dreht? Wenn alle lächelnd abwinken, wohl bald in Richtung der Gräber Italiens. (Melanie Trommer, per E-Mail) Viele werden sich Reisen nicht mehr leisten können: Die Ängste und Proteste der Reiseveranstalter sind nachvollziehbar. Ihre Existenz steht auf dem Spiel. Die wirtschaftsfeindliche Politik der letzten Jahre, noch verstärkt durch Corona-Maßnahmen, wird es dem Durchschnittsbürger kaum mehr ermöglichen, sich Reisen zu leisten. Reiseveranstalter werden nur noch in geringer Zahl für wenige Privilegierte gebraucht. Da helfen auch keine noch so großzügig klingenden Unterstützungsmaßnahmen für die Reisebranche. Es mag ja sogar manchen trösten, wenn die meisten Menschen gleich (arm) sind und wenigstens der Planet gerettet wird. Realistisch gesehen würde jedoch Hoffnung bestehen, wenn Branchen wie Energie, Maschinenbau, Chemische Industrie, Automobilindustrie, Landwirtschaft ... gefördert, statt durch staatliche Eingriffe quasi enteignet werden. (Jens Falkenwohl, per E-Mail) Musste an Berichterstattung vom Oktober 1989 denken: Die LVZ ist sich wirklich treu geblieben. Wenn ich die heutigen Berichte über Proteste gegen unsere Regierung wegen der Außerkraftsetzung der Grundrechte lese, denke ich an Ihre Berichterstattung im Oktober 1989. Damals waren es feindliche Kräfte aus dem Westen, Störer, Agenten und Klassenfeinde, die mit der tollen Politik von Erich Honecker nicht einverstanden waren und unsere wunderbare DDR nicht mehr wollten. Heute sind es Radikale, Nazis, Verschwörungstheoretiker und so weiter. Sowie man leise Kritik an unserer Regierung äußert oder auch nur infrage stellt, wird man in die rechte Ecke gestellt. Guter Journalismus lässt aber alle Seiten zu Wort kommen (vielleicht haben die Anderen ja auch Recht). Ansonsten nennt man das Hofberichterstattung. (M. Haring, 04155 Leipzig) Anmerkung der Redaktion: Am 8. Mai haben wir ein ganzseitiges Interview mit Leipziger Organisatoren der Protestdemos veröffentlicht, am 11. Mai eine Doppelseite 2/3 über die Proteste und ein großes Porträt über den Mitgründer von „Widerstand 2020“. „Ich teile die Auffassung von Professor Bigl nicht“: Leider wurde bei der Veröffentlichung meines Leserbriefes zu Sars-CoV-2-Infektion die wichtige von mir geäußerte Feststellung, dass das mit Professor Bigl (23. April) geführte Interview zur Verunsicherung der Bevölkerung beiträgt, weggelassen. 7 von 10 veröffentlichten Lesermeinungen halten die Ansicht von Bigl für richtig. Ich zähle nach wie vor, nicht nur wegen der falschen Einschätzung der Erkrankung als Nichtpandemie und der Verharmlosung des möglichen malignen Verlaufes, zu denen, die seine Meinung nicht teilen. (Dr. Wolfgang Knopp, 06667 Weißenfels) Populistische Forderungen hinter schwarz-rot-goldenen Mundschutztüchern: Als Mimikry bezeichnet man in der Tierwelt die äußere Anpassung zur Täuschung anderer. In der Sitzung des sächsischen Landtages am 29. April erschien die Fraktion der AfD einheitlich mit schwarz-rot-goldenen Mundschutztüchern. Sie verstellten ihr wahres Gesicht und ihre Zielrichtung, die auf eine Aushöhlung unserer freiheitlichen Demokratie gerichtet ist. Die von der Bevölkerung weitgehend akzeptierten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie werden infrage gestellt und dafür populistische Forderungen erhoben. Nur gut, dass die Rattenfänger auch mit ihrer schwarz-rot-goldenen Tarnung nicht verfingen, sondern der sächsische Landtag seine Politik der vorsichtigen Öffnungsschritte durchsetzte. (Hartmut Schönberg, 04209 Leipzig) Krise wird uns noch länger beschäftigen, als uns lieb und teuer ist: Zum Artikel „ Kann Berlin diese Krise stemmen“ (2. Mai): Aber sicher doch. Denn unsere Politik ist doch darauf ausgelegt. Wir helfen überall und können uns glücklich schätzen, so brave Bürger zu haben. Denn, glaubt irgendjemand ernsthaft daran, dass sich unser geliebter Finanzminister diese Ausgaben nicht Schritt für Schritt über die Steuern zurückholt. Man darf sicher davon ausgehen: „... gib mir mal Geld, ich will dich einladen“! Gnädigerweise haben sich ja unsere Abgeordneten auf den Verzicht der alljährlichen Diätenerhöhung verständigt. Diese Art der „Selbstverständlichkeit“ verlangt da schon unsere gesteigerte Dankbarkeit. Und die Corona-Krise wird uns noch länger beschäftigen, als uns lieb und teuer ist. (Uwe Schmertosch, 04316 Leipzig) Bundesliga ohne gemeinsames Erleben schwer vorstellbar: Als glühender Fan von RB Leipzig würde auch ich mich natürlich über die Fortführung der Bundesliga-Saison freuen – aber welchen Reiz hätte es auf Dauer, Spiele nur zuhause im familiären Kreis anzuschauen, statt zum Beispiel in einer Sportsbar zusammen mit Freunden und Gleichgesinnten? Wer könnte/wollte überwachen, dass „Geisterspiele“ nicht in kleinen oder größeren Gruppen gemeinsam geschaut werden, oder sich Gruppen im öffentlichen Raum während eines Spiels zusammentun? Wie soll man sich schließlich Meisterfeiern auf dem Marien-, Borsig- oder gar dem Leipziger Marktplatz in Zeiten von Social Distancing vorstellen? Und wie will die Politik den Bürgern vermitteln, dass Bundesliga-Fußball stattfinden kann, während gleichzeitig Kinder, Jugendliche oder Amateure weiterhin davon ausgeschlossen bleiben? Wäre es nicht viel einfacher/besser, am „grünen Tisch“ den Herbstmeister zum Meister der Saison 2019/2020 zu küren? (Michael Käfer, 04109 Leipzig) Es geht im Fußball um Arbeitsplätze, aber auch um Spiel und Spaß: Ihre LVZ.de-Umfrage macht mich von Ihrer Fragestellung her fassungslos. Wie können Sie dort von einer „Extrawurst“ (im Zusammenhang mit dem Wiederbeginn der Bundesliga – die Redaktion) sprechen? Jede Initiative, die es kleinen oder größeren Gruppen von uns Corona-Gefangenen erlaubt, ein Stück weit mehr in ihr normales Leben zurückzufinden, muss doch Lob und Anerkennung finden, solange das Risiko für die Beteiligten und für Dritte eingrenzbar ist. Es geht auch hier um Existenzen, um einen riesigen Wirtschaftszweig, es geht um Arbeitsplätze, aber auch bitteschön um Spiel, Spaß und Lebensfreude, die wir schließlich in der heutigen Zeit allesamt bitter nötig haben. Wenn Sie das alles den sicher überbezahlten Hauptpersonen nicht gönnen, bloß weil diese überbezahlt sind, dann schreiben Sie das doch einfach. Aber bitte tun Sie mithilfe solcher Suggestiv-Umfragen nicht so, als hätten Sie den überwiegenden Teil Ihrer Leser damit auf Ihrer Seite. (Jens Krech, 04109 Leipzig) Fragen der 13-jährigen Enkelin und die Suche nach Antworten: Aus unseren verbliebenen beruflichen Lehrerkenntnissen können wir als Großeltern unserer 13-jährigen Enkelin durchaus in der gegenwärtigen schulfreien Zeit behilflich sein – was also Biologie, Englisch, Französisch, Mathe zum Beispiel betrifft. Und als LVZ-Abonnenten gaben wir ihr auch des Öfteren die LVZ zum Blättern mit. Das klappte, nun fragte sie aber auch nach. Da waren die bunten Grafiken neuerdings: die Zahl der Infizierten, der Genesenen und der Verstorbenen in der Corona-Pandemie. Letzte Woche erreichte uns ihre Frage, ob wir wüssten, wie viele Menschen in Deutschland leben und wie viele jährlich oder monatlich sterben. Wir verwiesen unsere Enkelin an ihr Smartphone. Am nächsten Tage stellte sie uns die gleiche Frage mit erhöhtem Nachdruck. Wir stammelten was von amtlichem Denkkurs, von Nochnichtwissen, vom Nichtssagen in einem festgelegten Argumentationsweg der Regierenden und Verantwortlichen, was nun auch Oma und Opa ebenso unverständlich erscheinen ließ. Wir gaben unserer Enkelin den Rat, mit Schulbeginn unbedingt der Antwort auf die Spur zu kommen. (H. Mai, 04328 Leipzig) Hilfe für die sozial Schwachen dringend nötig: Warum wird eigentlich jedem in der Corona-Krise geholfen, nur den sozial Schwächsten nicht? Warum werden die Hartz-IV- und Sozialleistungen nicht rückwirkend zum 1. März um einen bestimmten Betrag zwischen 80 und 150 Euro erhöht? Diese Menschen hat es doch auch schlimm getroffen. Geschlossene Tafeln und soziale Einrichtungen – wo diese Menschen für einen geringen Obolus bisher Lebensmittel bekamen oder ein warmes Mit-tagessen, das müssen diese Menschen nun durch teurere Einkäufe im Handel oder als Selbstabholer oder über Lieferdienste für ein Mittagessen selbst bewältigen. Was wesentlich teurer ist. Wie gesagt, für alles ist Geld da, es wird sogar eine Kaufprämie für Neuwagen durch die Autoindustrie gefordert. Die sollten sich schämen. Die Bundesregierung sollte lieber über die rückwirkende Erhöhung der Hartz-IV- und Sozialhilfesätze nachdenken beziehungsweise diese beschließen. (Frank Dietze, Zschepplin) Mittelständische Firmen in Not: Es ist erfreulich, dass Land und Bund in Krisenzeiten viel veranlassen, um die finanzielle Not Betroffener zu lindern. Erstaunlicherweise bleiben allerdings mittelständische Firmen völlig außen vor. Auch wenn Martin Dulig als Minister gebetsmühlenartig wiederholt, dass die bereitgestellten Kredite die beste Lösung sind. Sie sind es nicht. IHK und HWK haben mehrfach geäußert, worauf es jetzt ankommt. Es braucht Zuschüsse und die längst überfällige Abschaffung der Vorauszahlung der Sozialversicherungsbeiträge. Soziale Wohltaten an Arbeitnehmer, Studenten, Auszubildende u.s.w. sind gut und richtig, aber was nützt eine gesicherte Vergütung, wenn anschließend die Firma pleite geht. (Ralf Zimmermann, 04442 Zwenkau) Denunziantentum wird legitimiert: Zum Artikel „Leipziger Psychologieprofessor Immo Fritsche über autoritäre Aggression, Denunziation und das Vertiefen von Konflikten zwischen Jung und Alt“ (4. Mai): Mit großem Erstaunen und zunehmender Verärgerung beim Lesen des Interviews bleibt mir hier nur zu zitieren: „Der größte Lump im ganzen Land das ist und bleibt der Denunziant.“ (von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben). Dass nun das Denunziantentum auch noch wissenschaftlich legitimiert wird, empört in höchstem Maße! (Thomas Bausch, per E-Mail) Missglückte Selbstdarstellung von AKK: Zu „Millionen Schutzmasken aus China in Leipzig angekommen“ (28. April): Reicht denn das nun nicht bald für Frau Kramp-Karrenbauer? Das ist nicht nur eine Schande und Schädigung des Ansehens der Bundeswehr, es zeigt die Überheblichkeit und den Dilettantismus auf höchster politischer Ebene. Wenn Herr Laschet schon von aufkeimendem Frust unter der Bevölkerung spricht, sind derartige missglückte Selbstdarstellungsversuche einer Verteidigungsministerin der beste Nährgrund. Schon ein solches Ereignis hochzufeiern, drei Flugzeuge als Luftbrücke zu bezeichnen und einen Beschaffungsprozess herauszuheben, erinnert an „Winterschlachten“ und „Erntekapitäne“ des Zentralkomitees vor über 30 Jahren. (Dr. Stephan Uhlemann, 04552 Borna) Vom Vergnügen etwas aufgeben: Zum Leserbrief „Was muten wir den Kindern zu“ (5. Mai): Seit Jahrzehnten muten wir unseren Kindern, Kindeskindern etc. zu, dass wir ihre Lebensgrundlagen durch unseren exzessiven und egoistischen Lebensstil zerstören. Stört uns das? Rufen wir da: Unverantwortlich, haltet ein? Nein! Schließlich geht es da um unser eigenes Vergnügen, von dem wir etwas aufgeben müssten. Wo sind wir nur hingeraten? Ich nehme mich da nicht aus. (Rainer Lutz, 04275 Leipzig) Bitte mehr von solchen Interviews: Vielen Dank für das Interview mit Professor Wieland Kiess „Ab 6 können Kinder mit Maske umgehen“ (29. April). Im Rahmen einer Spende von der Belegschaft der Leipziger Messe für die Uni-Kinderklinik, die ich vor einigen Jahren übergab, habe ich ihn persönlich kennengelernt und seine Erfahrung und Fachkompetenz zu schätzen gelernt. Ein kompetenter Mediziner, der nichts schönfärbt, aber auch keine Panik verbreitet. Sehr gut fand ich unter anderem seine Einstellung, dass es den Eltern freigestellt ist, ob und wann das Kind (2 bis 6 Jahre) eine Maske tragen sollte. Solche Interviews sollten ruhig mehr veröffentlicht werden. (Günter Wrick, 04229 Leipzig) Jammern hilft nicht – es ist eher Geduld gefragt: Zu „Nach Corona: Angst vor Welle psychischer Erkrankungen“ (5. Mai): Welche Alternativen schlägt denn der angesprochene Psychotherapeut vor? Nur Jammern und Bange machen helfen nicht. Es ist eher Geduld gefragt. Vor mir liegt gerade ein Foto von Flüchtlingen aus dem Jahr 1945. Die Krise wird ja mit den Problemen nach dem Zweiten Weltkrieg verglichen. Dort wäre Jammern eher angebracht gewesen, aber man baute Zuversicht auf. (Manfred Hannowski, per E-Mail) Anmerkung der Redaktion: Die – meist gekürzten – Briefe und Beiträge geben die Meinung des Absenders wieder und stimmen nicht in jedem Fall mit der der Redaktion überein. LVZ.de berichtet über die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Leipzig und Sachsen. Die wichtigsten Texte und weitere Überblicksartikel zum Thema: Aktuelle Texte: Sportstudios, Tanzschulen, Kneipen – Sachsen lockert bundesweit am weitesten Sachsens Kitas und Schulen öffnen: Das ist der Plan für den Wiedereinstieg Viele Läden wieder offen, aber Toiletten in Leipzigs City bleiben dicht 800-Quadratmeter-Regelung: OVG kippt Beschränkung für Läden in Sachsen Der Gesamtüberblick: Der Liveticker – so ist die aktuelle Lage in Leipzig und Sachsen Nach Städten und Kreisen: Die aktuellen Infizierten-Zahlen in Sachsen News-Überblick zum Coronavirus in Leipzig und Sachsen Der tägliche Corona-Newsletter von LVZ.de Von LVZ

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