Corona-Krise, Radio-Jubiläum und Militär-Drohnen – das meinen die LVZ-Leser in ihren Kommentaren dazu

Nachdem das Coronavirus schon seit dem Frühjahr das Leben der Deutschen bestimmt, hat die Pandemie auch großen Einfluss auf das nahe Weihnachtsfest. Erinnerung an Kriegsweihnachten, Anerkennung für die Pflegekräfte, der Umgang miteinander oder die Entscheidung zum Lockdown – dies sind nur einige Aspekte der Leser-Diskussion zu Corona. Erinnern an sechs Kriegsweihnachten: Zu Corona und Weihnachten: Das ständige Jammern über die Beschränkungen zum Weihnachtsfest nervt mich total. Meine Generation hat sechs Kriegsweihnachten erlebt, da werden wir auch das Corona-Weihnachten überstehen. Damals waren wir dankbar, wenn wir eine warme Stube hatten, genügend Zutaten, um eine Weihnachtsstolle zu backen, und, wenn wir nachts nicht durch Bombenalarm aus dem Schlaf gerissen wurden. Heutzutage geht es vielen Menschen zu gut. Sie wollen auf nichts verzichten. Sie leben im Wohlstand und sind doch so armselig. (Gertraute Schuster, 04105 Leipzig, (92 Jahre alt und seit über 60 Jahren LVZ-Leserin.) Mehr Anerkennung für Pflegekräfte bitte: Zu „Sollen infizierte Pflegekräfte ohne Symptome rumsitzen?“ vom 5. Dezember: Liebes LVZ-Team, ich genieße es morgens beim Kaffee sehr, in eurer Zeitung zu blättern. Leider bin ich diesmal über eine unglückliche Überschrift gestoßen (siehe oben). Ich finde, das Pflegepersonal ist gerade am kapazitären Anschlag. Wenig Zeit für die Familie, Erholung und Lohn mit Luft nach oben auf der einen Seite, die steigenden Corona-Fallzahlen mit einhergehendem Patientenanstieg auf der anderen Seite. Die Pfleger*innen wollen helfen und tun es auch. Irgendwo sind aber auch ihnen mal körperliche Grenzen gesetzt. Ich verstehe, dass der Pflegenotstand einen in die Knie zwingt, symptomfrei aber dennoch covid-positiv weiterzuarbeiten. Das ist aber keine selbstverständliche Leistung. Da finde ich die Überschrift doch leider eher gedankenlos und eigentlich frech. Ich bin den Pfleger*innen unheimlich dankbar, dass sie sich um unsere Verwandten, Freunde ... kümmern. Dahingehend würde ich mir wünschen, dass sie für ihre unermüdliche und gefühlt nicht aufhörende Arbeit Dankbarkeit, Anerkennung und vor allem öffentliche Unterstützung bekommen und nicht als Däumchendreher betitelt werden, wenn sie symptomfrei zu Hause bleiben. (Anna-Lena Siewert, per E-Mail) Zurück zu Vernunft und zivilisiertem Umgang: Zu „Kretschmer fordert autoritäre Maßnahmen“ vom 12. Dezember: Ausgerechnet unser bisher besonnen auftretender, undemokratischer Bestrebungen unverdächtiger Ministerpräsident fordert unverblümt autoritäre staatliche Maßnahmen. Das zeigt, wie weit autoritäres Gedankengut in unsere Gesellschaft vorgedrungen ist. Das Wahlvolk fragt ungläubig nach der Rechtsgrundlage. Drohen uns bald unschöne Bilder von Polizeieinsätzen in friedlichen Weihnachtsstuben und einem künftig autoritär regierten Sachsen, gar EU-Finanzsanktionen wegen mangelnder Rechtsstaatlichkeit wie Ungarn und Polen? Sind das nach über 30 Jahren freiheitlich demokratischer Grundordnung in Sachsen die Anfänge, denen man nicht genügend „wehret den“ entgegengesetzt hat? Höchste Zeit für alle, verbal abzurüsten und zurückzukehren zu Augenmaß, Besonnenheit, Vernunft und zivilisiertem Umgang. (Stephan Thieme, per E-Mail) Misstrauen wird so nicht reduziert: Zum Corona-Lockdown: Es drängt sich der Verdacht auf, dass die sächsische Staatsregierung den Beschluss für die neue Notverordnung bewusst auf den späten Freitagnachmittag gelegt hat. Schließlich ist es schlicht unmöglich, den Anspruch auf Notbetreuung bis Montag früh im Kindergarten/Hort geltend zu machen: Formular ab Freitagabend von der Website des Freistaates runterladen, ausdrucken, dem Arbeitgeber übers Wochenende zur Unterschrift vorlegen, am Montagfrüh im Original abgeben? Da ist jeder einzelne Schritt mit beabsichtigter Schikane verbunden. Auch Eilverfahren vor Gerichten werden dadurch bewusst erschwert. Bei allem Verständnis für den Handlungsdruck der Landesregierung, das reduziert mit Sicherheit nicht das Misstrauen einiger Bevölkerungsteile gegen die Corona-Maßnahmen. (Ulrich Börngen, per E-Mail) Entscheidung des OVG unverständlich: Zu Demos gegen die geltenden Corona-Schutzmaßnahmen: Auf einer der letzten Leserbriefseiten schrieb ein Herr aus Dessau, dass sein Heimatort nach einer genehmigten Demonstration vom bisherigen fast coronafreien Ort in die Spitzengruppe der befallenen Städte aufgerückt ist. Leipzig – mit bis dahin problemlosen Corona-Werten – wollte die „Querdenker“-Demo Ende November außerhalb der Stadt stattfinden lassen. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Bautzen ließ dann die Demo auf dem Augustusplatz zu, obwohl bei den geltenden Regeln der Platz für 16 000 bis 20 000 Menschen zu klein und vorausschaubar war, dass die Mehrzahl der Teilnehmer sich nicht an die Regeln halten werden beziehungsweise nicht halten wollen. Dagegen keine klare Gegenposition gezeigt zu haben, müssen sich einige als Vorwurf gefallen lassen. (Gerhard Schubert, per E-Mail) Wo kein (politischer) Wille, auch kein Weg: Zur Titelseite „Und dann kam Corona“ vom 15. Dezember: Besser, als mit diesem Aufmacher, dass die Thomaner nach 808 Jahren zum ersten Mal nicht zu Weihnachten singen, kann wohl der von geschürter und gelebter Angst und Panik, Zaudern, Ohnmacht und Willkür in politischen Entscheidungen, Ignoranz der Kultur und egomanischer Ichbezogenheit geprägte Zustand unserer heutigen Gesellschaft nicht beschrieben werden. Während Völkerschlacht, Weltkriegen, Cholera- und Pestepidemien waren sich die Menschen unserer Stadt der Einzigartigkeit und Wichtigkeit ihres Thomanerchores bewusst. In den mindestens 780 ersten Jahren waren die medientechnischen Voraussetzungen, den Gesang des Thomanerchores hörbar zu machen, schlechter. Wo kein Wille ist (der Politik), findet sich auch kein Weg. (Thomas Hillig, per E-Mail) Notbremse musste gezogen werden: Zu den Corona-Infektionen: Zwischen 10 000 und 20 000 Neuinfektionen täglich, 200 bis 600 Corona-Tote, schon überfüllte Krankenhäuser, überlastete Ärzte und gestresstes Pflegepersonal – wer da den Ernst der Lage noch nicht begriffen hat, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen. Da musste die Notbremse in Form eines Shutdowns gezogen werden, bevor unser aller Leben ganz aus den Fugen gerät. Die Sorge und der Zorn der Kulturschaffenden, Gastronomen, Hoteliers und anderer ist verständlich, wenn sie nicht arbeiten können und ihre finanzielle Basis zusammenbricht. Aber ist denn Geld wichtiger als das Leben? Je mehr Bürger die gebotenen Einschränkungen akzeptieren, desto eher können sie wieder aufgehoben werden. Es tut uns auch sehr leid, die glänzenden Augen unserer Urenkel bei der Bescherung zu Weihnachten nicht sehen zu können, aber das Zusammenkommen der ganzen Familie kann ja später nachgeholt werden – vorausgesetzt, dass wir die Pandemie gut überstehen. Für Tausende von Familien wird es wohl traurige Feiertage geben, wenn sie Angehörige verloren haben. (Lothar Oriwol, 04157 Leipzig) Muss man sich da über den Hotspot wundern? Zu Corona in Sachsen: Ich wollte mich in Leipzigs Innenstadt noch kurz von einem Freund verabschieden, der sein Ladengeschäft wegen des Lockdowns vorübergehend schließen muss. Wie immer, Passanten ohne Mund-Nasen-Schutz. Auch ein Marktstand-Betreiber, der mir auf die Frage, warum er keine Maske trage, antwortete: „Ich arbeite schon den ganzen Tag und ich habe ein Universitätsdiplom in Biologie und sehe das anders.“ Wow! Ein Ehepaar erklärte mir, man sei schon positiv gewesen und daher immun. Ein Jugendlicher sagte zu mir: „Ich kriege dann keine Luft.“ Muss ich mich also wundern, warum wir in Sachsen der Hotspot sind. Mir fehlt ob der Situation die Fantasie, was mancher „Verweigerer“ sich denken mag. Mir fehlt es an Geduld, mich ordentlich mit diesen Menschen auseinander zu setzen. Ich arbeite weiter im Homeoffice und gehe zum Laufen an die frische Luft. Was aber ist mit meiner Ehefrau, Pädagogin in einem integrativen Kindergarten, was ist mit meiner Nachbarin, HNO-Ärztin? Wie erklärt man ihnen, dass es so schwer ist, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen? Das macht mich traurig und wütend zugleich. (Thomas Frey, per E-Mail) Radio gehört mit einigen Tricksereien: Zum Artikel „Hören Sie mal!“ über die erste Radiosendung vor 100 Jahren, Doppelseite in der Wochenendbeilage vom 12./13. Dezember: Ich bin 1949er Jahrgang, geboren in der DDR. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals ernsthaft in Gefahr war, wenn ich Rias, Deutschlandfunk oder RTL gehört habe. Das einzige Mal, wo man mich beinahe erwischt hätte, war beim Schwarzsenden. Als ich im Alter von 14 Jahren einen Kurzwellen-Sender gebaut und betrieben habe. Im Übrigen haben wir Radio Luxemburg mit einem Empfänger von Sternradio auf der Insel Usedom an der Ostsee, als wir im Kinderferienlager waren, mit einigen Tricksereien empfangen können. Wir haben nämlich die Teleskop-Antenne des Radios an den Begrenzungsdraht der Absperrung zur Düne gehalten und hatten somit eine Langdrahtantenne. Wir haben alle möglichen Sender empfangen können, die weit und sehr weit weg waren. Man musste eben nur wissen, wie es geht! Da waren wir wohl damals weiter als der Autor des Textes? Ich kann gar nicht verstehen, dass der Autor die Süddeutschen beneidete, wir in Leipzig haben doch RTL auch empfangen können. Es hat auch kein Hahn danach gekräht, was wir empfangen haben. Wir haben sogar die DDR-Sender mit einem Sperrkreis ausgesperrt, wenn sie störten. Das war zwar nicht erwünscht, aber was wollten „Die“ dagegen tun? Für den UKW-Weitempfang wurde eine Hochantenne gebaut, um qualitativ bessere Aufnahmen auf einem Tonbandgerät machen zu können. Und reingequatscht hat damals auch keiner. Bei den Hitparaden vom NDR wurde der Titel sauber ausgeblendet. Die Aufnahme wurde dann sogar noch für die private Disco in geschlossener Gesellschaft verwendet. Leider ist das nun schon mehr als 40 Jahre her. (Ernst Bauer, Pegau) Ein anderes Bild wäre besser gewesen: Zum Artikel „Hören Sie mal!“ über die erste Radiosendung vor 100 Jahren, Doppelseite in der Wochenendbeilage vom 12./13. Dezember: Ein guter Bericht, der zu dem Jubiläum verfasst wurde. Ärgerlich ist nur, dass Sie als Leipziger Zeitung ein Westradio aus den 1960er-Jahren als optischen Aufmacher verwenden. Klar, es war für Sie einfacher den Beitrag eines/einer Anderen zu verwenden, statt etwas Eigenes zu kreieren. Sie hätten dann aber wenigstens das Foto eines Radios aus den 1930er-Jahren drucken sollen! Schade. Gerhardt Otto, per E-Mail) Wettrüsten im Cyberspace: Zum Artikel „Alarm, die Drohnen kommen“ vom 11. Dezember: Der Artikel von Matthias Koch über den Drohnenkrieg im Kaukasus und die nach seiner Ansicht notwendige digitale Aufrüstung der Bundeswehr ist etwas einseitig. Richtig ist, dass die Welt in ein gefährliches Wettrüsten im Cyberspace hineinschlittert. Den weitgehend unsichtbaren Cyberkrieg mit immer neuen Internet-basierten Waffensystemen, die man in regionalen Kriegen testet, weiter anzuheizen, ist aber keine nachhaltige Option für eine friedliche und stabile Weltordnung. Mit keinem Wort erwähnt Matthias Koch den Appell von UN-Generalsekretär Antonio Guterres, autonome Waffensysteme zu verbieten. In seinem langen Artikel hat er auch keinen Platz für die kritischen Gutachten des internationalen Roten Kreuzes oder die Aktivitäten der Nicht-Regierungsorganisation „Stop Killer Robots“. Seit Jahren stagnieren die Genfer Verhandlungen zu den „tödlich autonomen Waffensystemen“ (LAWS). Auch die Bundesregierung hält sich dort vornehm zurück. Wie wäre es, sich an Erfahrungen des nuklearen Wettrüstens der 1970er- und 1980er-Jahre zu erinnern? Damals drängte der SPD-Bundeskanzler Helmut Schmidt die Nato zu einem „Doppelbeschluss“. Dieser Beschluss verlinkte die Aufstellung neuer Waffensysteme mit einem starken Mandat für effektive Abrüstungsverhandlungen. (Prof. Wolfgang Kleinwächter, 04158 Leipzig) Wintersportberichte kommen zu kurz: Zur Berichterstattung nach dem ersten Wintersport-Wochenende vom 7. Dezember: Nachdem es an dem Wochenende außer Fußball auch eine Menge Wintersport gab, machte die Berichterstattung darüber traurig: 4 Seiten Berichte über Fußball, dagegen nur 2 kleine Artikel über die Wintersportwettbewerbe. Mir ist klar, dass der Fußball ein Millionenpublikum hat, aber die Wintersport-Berichterstattung sollte doch umfangreicher sein. Das Schattendasein betrifft auch andere Sportarten. Hier sollte man im Leserinteresse doch den Schwerpunkt etwas verschieben. (Lutz Taubert, 04600 Altenburg) „An“ Weihnachten gehört nicht hierher: Zum Sprachgebrauch: Wenn Ihre Autoren „an Weihnachten“ verwenden, fühle ich mich diskriminiert. (Beim Zitieren wäre das etwas anderes). In jedem Sprachatlas ist zu finden, dass hier in unserer Gegend „zu Weihnachten“ gesagt wird, in West- und Süddeutschland „an Weihnachten“ und in Norddeutschland ganz ohne Präposition. Wenn die Frage der Gendersternchen so wichtig ist, so ist es mein Anliegen nicht weniger. Jens-Peter Hrapia, 04129 Leipzig So können Sie uns erreichen: E-Mail: Leserbriefe@lvz.de Facebook: LVZ Leipziger Volkszeitung Twitter: @LVZ Instagram: lvz.de Die – meist gekürzten – Beiträge geben die Meinung des Absenders wieder und stimmen nicht in jedem Fall mit der der Redaktion überein. Von LVZ