Kommentare der Leser: Was LVZ-Leser zu Corona, zum Rundfunkbeitrag und zu Diffamierungs-Vorwürfen bei VW sagen

Das Coronavirus bestimmt seit Monaten das gesellschaftliche Leben nicht nur in Deutschland. Natürlich haben auch die LVZ-Leser ihre Meinungen dazu, wie passend oder wie sinnvoll die Maßnahmen gegen die Pandemie sind. Daneben spielt bei den Kommentaren auch der Rundfunkbeitrag eine Rolle, über dessen Erhöhung momentan gestritten wird. Und eine klare Meinung zu den Diffamierungs-Vorwürfen im Zwickauer VW-Werk gibt es auch. Tschechische Grenze zu lange offen: Zu Corona im Erzgebirge: Es ist nicht verwunderlich, dass besonders in den Grenzgebieten zu Tschechien die Corona-Zahlen in Sachsen und Bayern deutlich überproportional erhöht sind. Und es besteht sicherlich kein Zweifel daran, dass das Virus nicht von Deutschland nach Tschechien, sondern von Tschechien nach Deutschland übertragen wird. Während die Tschechen ihre Grenzen schließen und so tun, als käme das Virus von Deutschland, haben die Deutschen lange zugeschaut und sind munter nach Tschechien gefahren, um dort billig zu tanken, sich Zigaretten zu holen ... und natürlich das Virus einzuschleppen. Man hätte die Grenzübergänge von Deutschland nach Tschechien schon lange schließen müssen. Während man die eigene Bevölkerung mit martialischen Methoden zu Schutzmaßnahmen zwingt, schaut man voller Rücksicht auf Nachbarländer. (Dr. med.Lothar Markus, 04279 Leipzig) Noch keine Impfung gegen Covid-19: Zum Leserbrief „Coronavirus realistisch einordnen“ vom 1. Dezember: Herr Wild trifft eine Einschätzung, die man einfach nicht so ohne Fakten stehen lassen kann. Die bisher schlimmste Influenza-Saison 2017/2018 endete in Sachsen mit 176 in der Statistik angegebenen Toten. An oder mit Covid-19 sind Stand 30. 11. 2020 in Sachsen 961 Tote zu beklagen und die Pandemie hält noch an. 2017/2018 gab es wirksame Medikamente und eine Impfung. Es wurde eingeschätzt, dass der überwiegende Anteil der Verstorbenen nicht geimpft war (das damalige Dilemma „Dreifach-/Vierfach-Impfstoff“ muss natürlich auch berücksichtigt werden). Gegen Covid-19 gibt es – noch – keine Impfung und lediglich Therapieansätze mit Medikamenten, die noch nicht Covid-19-bezogen entwickelt sind, allerdings eine Wirksamkeit zeigen. Erst wenn eines Tages eine sogenannte Herdenimmunität erreicht ist und durch wahrscheinlich periodisch erfolgende Impfungen stabil bleibt, wird sich Covid-19 in die jährlichen Influenza-Wellen einreihen und seine Gefährlichkeit verlieren. Aber eben erst dann. Auch die Spätfolgen einer überstandenen Covid-19-Erkrankung scheinen ja bisher die Fachwelt zu überraschen. Wohl auch ein Unterschied zur bisherigen jährlichen Influenza. (Matthias Forßbohm, per E-Mail) Den angesprochenen Leserbrief finden Sie hier: Corona-Krise, Kohle-Aus und Zirkus-Tiere – LVZ-Leser schreiben ihre Meinung Mangelnde Bildung und Provokation? Zum Artikel „Schärfere Regeln nach Protesten“ vom 30. November: Die kleine und reizvolle thüringische Stadt Hildburghausen mit ihren 12 000 Einwohnern hat es geschafft, in die Schlagzeilen überregionaler Medien zu kommen. Und das ist gut so, denn jetzt wissen alle Bürger unseres Landes, dass dort in Thüringen wohl einer der wirrsten Aufzüge von Corona-Gegnern stattgefunden hat. Nicht nur, dass kaum Hygieneregeln von den Protestierern beachtet wurden und von ihnen zu später Stunde minderjährige Kinder, wie im TV zu sehen, zur Demonstration mitgenommen wurden. Nein, sie sangen auch fröhliche Wirtshauslieder, wie das allgemein sonst auch von Fußballfans gesungene „Oh, wie bist Du schön …“. Von den diffamierenden Schildern ganz abgesehen, ist dieses Verhalten menschenverachtend. Und wenn man sich noch vergegenwärtigt, dass dieser Menschenauflauf in der Region stattfindet, die die höchsten Infektionszahlen zu beklagen hat, dann muss man allen Ernstes fragen, ob es nur mangelnde Bildung und ungezügelte Provokation sind, oder ob man nicht auch an der psychischen Grundgesundheit der abendlichen thüringischen Spaziergänger zweifeln muss. (Dr. med. Michael Burgkhardt, 04299 Leipzig) Weihnachtliche Lieder im kleinen Kreis: Zum Interview „Weihnachtslieder am besten draußen singen!“ vom 28. November: Solche Artikel verunsichern mehr, als dass sie nützen. Die Fachkompetenz der Chefvirologin Dr. Corinna Pietsch zweifle ich bestimmt nicht an, aber mit ihren Ratschlägen wird niemandem geholfen. Ich wäre sehr traurig, wenn wir, mein Mann und ich als Oma und Opa, bei der ganz internen kleinen Familienzusammenkunft zu Weihnachten nicht dabei sein dürften. Und ohne weihnachtliches Musizieren geht bei uns gar nichts – das ist das Allerschönste am Fest. Und natürlich werden auch im ganz kleinen familiären Kreis weihnachtliche Lieder gesungen. Man kann doch lüften, das macht man auch in der Schule so, wo mehr Personen im Raum sind, die viel und laut reden. Wenn einer in unserer Familie dieses Virus hätte, dann würde er so viel Verantwortung besitzen und nicht kommen, um die anderen nicht anzustecken. Ich glaube nicht, dass solche Ratschläge gut durchdacht sind. (Sigrun Stych, 04207 Leipzig) Das Interview mit Dr. Corinna Pietsch finden Sie hier: So kann Weihnachten unter Corona-Bedingungen gefeiert werden Regierung betreibt Monolog statt Dialog: Zu den Anti-Corona-Maßnahmen: Es ist für mich ersichtlich, dass hier eine evidenzbasierte (Anmerkung: auf Basis von Zahlen, Daten und Fakten) Herangehensweise fehlt. Obwohl es mittlerweile viele gute Vorschläge von anerkannten Experten gibt. Doch ich wundere mich, wieso diese nicht gehört werden. Ein weiterer Kritikpunkt meinerseits betrifft die allgemeine Herangehensweise. Wir versuchen, uns vor dem Kontakt mit dem Virus zu schützen, indem wir unsere Kontakte vermindern, was ich für schlichtweg unmöglich halte. Eine Gesellschaft, die auf Rückzug und Abschottung basiert, ist dem Niedergang geweiht. Diese Vorgehensweise basiert auf Angst. Aber Angst ist der wohl schlechteste Ratgeber, da wir dadurch im Denken und Handeln blockiert sind. Christian Lindner (FDP) sagte sehr deutlich im Bundestag, dass das „... keine langfristig durchhaltbare Strategie ist“. Die Maßnahmen sind zu kurzfristig, und niemand kann sich richtig darauf vorbereiten. Es fehlt hier eine langfristige und tragbare Vorgehensweise, die einen breiten gesellschaftlichen Konsens beinhaltet. Das setzt aber voraus, dass sich die Politik der Mühsal einer demokratischen Diskussion stellt. Im Sommer war einige Zeit dazu. Momentan nehme ich das Gegenteil wahr. Die Regierung hat von Dialog auf Monolog umgeschaltet. Folglich geht der gesellschaftliche Konsens mehr und mehr verloren. Wir müssen aufpassen, dass hier kein politischer Dammbruch passiert und demokratische Grundrechte dauerhaft ausgehöhlt werden. In so einer Gesellschaft möchte ich nicht leben. Ich wünsche allen Menschen, ohne Angst zu leben. (Jens Winter, 04720 Döbeln) Spitzfindigkeiten sind destruktiv: Zu „Stationäre Kameras dürfen Demos nicht filmen“ vom 26. November: Die juristischen Spitzfindigkeiten bezüglich der Auslegung erlaubter Kameraüberwachungen bei Demonstrationen halte ich für ausgesprochen destruktiv und im Hinblick auf erfolgreiche Strafverfolgung falsch. Die Erfahrungen in der Vergangenheit haben vielfach gezeigt, dass auch „friedlich“ angemeldete Demos immer öfter zur Eskalation neigen. Um Schuldige und Anstifter zu ermitteln und zu bestrafen, wird immer wieder auf fehlende Beweise verwiesen. Wer nichts zu verbergen hat, braucht eine behördliche Registrierung nicht zu fürchten. Vielmehr sollte die durchgeführte Kameraüberwachung bei friedlichem Verlauf unter Verschluss bleiben, bei erfolgter Eskalation aber als wirksame Hilfe zur Verfügung stehen. (Frank Meyer, 04209 Leipzig) Mehr zum Thema finden Sie hier: Kamera-Überwachung bei Demos: Innenministerium akzeptiert Leipziger Gerichtsurteil Seit Jahren keine Verbesserung: Zum Leitartikel „Es geht nicht nur um ein paar Cent“ vom 2. Dezember: Ich kann der Aussage, dass die Öffentlich-Rechtlichen sich auf ihre Kernkompetenz zu konzentrieren haben, nur zustimmen. Die ständig wachsende Ausuferung des vermeintlich „ausgewogenen und vielfältigen“ Angebotes kann nicht der Weg sein. So heißt es nun endlich, auf die Bremse zu treten. Ohnehin läuft die Diskussion schon seit Jahren, ohne dass eine Verbesserung eingetreten ist: Wiederholungen und Feiern der Quoten gehören zum Tages-/Wochen-/Jahresprogramm wie die offenbar nur noch programmbestimmenden Krimis, die im Kern alle schon einmal als „Fall“ da waren. Es sollte also die Gunst der Stunde genutzt werden und das Thema Gebührenerhöhung so lange ausgesetzt werden, bis eine für den Zahler vernünftige und zeitgemäße Lösung, sprich Programmangebot, gefunden wurde. (Michael Wagner, per E-Mail) Postengünstigste Lösung: Zum Artikel „Showdown in Magdeburg“ vom 30. November: Jenseits aller Parteihysterie bliebe die simple Frage, wieso die Öffentlich-Rechtlichen ihren staatsfernen Programmauftrag als „Grundstein der Demokratie“ nur erfüllen kann, im mit sich selbst konkurrierenden Doppelpack von ARD und ZDF, mit doppelten Verwaltungen, doppelten In- und Auslandsstandorten, unübersichtlichen Firmengeflechten und faktisch identischer Programmstruktur von Nachrichten über Sport, Krimi, Koch-, Spiel-, Schlager- und Quizshows und bis zu 20 (!) Weihnachtswiederholungen von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“? Ach so, laut ARD und ZDF und ihren unparteiischen gesellschaftlichen Aufsichtsorganen ist das unbestreitbar die nachhaltigste, kosten- und postengünstigste Lösung ... (Stephan Thieme, per E-Mail) Es wird mit zweierlei Maß gemessen: Zum Artikel „Tödlicher Anschlag auf Wissenschaftler“ vom 28. November: Ein 15-zeiliger Miniartikel ließ verlauten, dass wieder einmal eine herausragende iranische Persönlichkeit, ein Wissenschaftler, feige und „zielgenau“ getötet wurde. Die Strippenzieher finden wir in den Geheimdiensten Israels und den USA. Obwohl diese Aktionen längst „die Rote Linie des Erträglichen“ überschreiten, folgen kein Sturm der Entrüstung und Sanktionen. Ganz anders gestaltet sich die mediale Wucht, wenn sich bei einem ehemaligen russischen Agenten, der die Seiten wechselte, und dem Oppositionellen Navalny Vergiftungserscheinungen zeigen. Ein Sturm antirussischer Meinungen hetzt sich durch die Medien und richtet sich letztlich gegen die Person Putin. Tiefster Empörung der westlichen Regierungen folgen zementierte und erweiterte Sanktionen. Diese eineindeutige Schuldzuweisung lässt vor allem politische Entscheidungen einfacher begründen, obwohl nichts bewiesen ist. Es wird mit zweierlei Maß gemessen, wenn es um Verstöße gegen Menschenrechte geht. Das ist auch ein Beleg für die Hilflosigkeit und Ohnmacht unserer Politiker. Zu schnell erwächst hieraus eine diffuse Wut bei vielen Menschen, die sie zunehmend auf die Straßen treibt. (Margit Lange, 04668 Grimma) Diffamierung darf keinen Platz haben: Zum Artikel „Würde die Mauer noch stehen, wäre der Abschaum nicht hier“, ein Mitarbeiter des VW-Werks Zwickau berichtet über Beleidigung und Diffamierung, vom 21./22. November: Ohne den zitierten Fall persönlich zu kennen und beurteilen zu wollen, bewegt mich als Mitarbeiter der Volkswagen Sachsen GmbH der Bericht sehr. In diesem Unternehmen arbeiten derzeit rund 10 000 Menschen in drei Werken und diversen Werkteilen. Gerade in den letzten Wochen und Monaten kamen durch Neueinstellungen mehrere Hundert neue Kolleginnen und Kollegen hinzu, welche angelernt und in den Fertigungsprozess integriert wurden. Dies erfolgt zeitgleich mit der notwendigen Qualifizierung bezüglich einer komplett neuen Fahrzeuggeneration. Den Beschäftigten über alle Hierarchie- und Bereichsebenen hinweg ist bewusst, dass die Arbeit nur gemeinsam im Team mit anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfolgreich sein kann. Die Mitarbeiterschaft bei VW stellt einen Querschnitt der Gesellschaft in Sachsen in der entsprechenden Altersgruppe dar. Einerseits ist betriebliches und außerbetriebliches Engagement für Toleranz, Demokratie und für eine Vielzahl sozialer Themen für viele Kolleginnen und Kollegen selbstverständlich – und dies trägt gute Früchte. Andererseits ist natürlich auch in den Betrieben der gesellschaftliche Wandel in Deutschland zu spüren. Rechtspopulistische Bewegungen haben Zulauf, Demokratiefeindlichkeit ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. In Gesprächen und in den sozialen Netzwerken spüre ich diese Veränderung, die sich auch in Spaltung und Diffamierung äußern kann. Solche Meinungen machen an keinem Betriebstor halt. Auch die Werke von VW Sachsen sind nicht frei von solchem Gedankengut. Umso wichtiger ist die nötige Sensibilität für das Thema Diskriminierung, gleichgültig, von wem und in welcher Form, zu schaffen und zu vertiefen. Neben der Bereitschaft dazu sind Geduld, Zeit und viel Verständnis für die jeweils andere Seite notwendig. Ausgrenzung und Spaltung jeglicher Art haben keinen Platz. Nur so kann vorurteilsfreie Zusammenarbeit und das Zusammenleben vieler verschiedener Menschen, Frauen und Männer mit unterschiedlichen Biografien ermöglicht werden. (Mirko Hummel, per E-Mail) Den Text finden Sie hier: „Würde die Mauer noch stehen, wäre der ganze Abschaum nicht hier“ Die Rüge verdient die Universität: Zum Artikel „Ohne Titel“ vom 27. November: Ich verstehe nicht, wieso die Freie Universität Berlin eine Doktorarbeit angenommen und einen Doktortitel vergeben hat, ohne offensichtlich im Vorfeld die Qualität der Arbeit zu prüfen. Die beiden üblicherweise in einem Promotionsverfahren bestellten Gutachter hätten als Professoren und Experten auf ihrem Fachgebiet die nun beanstandeten Mängel erkennen müssen. Das Wort Doktorvater (oder Doktormutter) impliziert außerdem auch eine Beratung und Unterstützung während des Entstehungsprozesses der Arbeit. Beides ist offensichtlich nicht erfolgt. Die Rüge, die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) erhielt, sollte sich die FU Berlin selber beziehungsweise jenen erteilen, die hier versagt haben. (Dr. Gabriele Starke, per E-Mail) So können Sie uns erreichen: E-Mail: Leserbriefe@lvz.de Facebook: LVZ Leipziger Volkszeitung Twitter: @LVZ Instagram: lvz.de Die – meist gekürzten – Beiträge geben die Meinung des Absenders wieder und stimmen nicht in jedem Fall mit der der Redaktion überein. Von LVZ