Auto rammt Radler in Leipzig: Lange Haft nach Tötungsversuch gefordert

„Das war kein Unfall, sondern ein versuchtes Tötungsverbrechen.“ Davon ist Staatsanwalt Moritz Diekmann überzeugt. Nach der Kollision eines Pkw und eines Fahrradfahrers in Leipzig-Connewitz forderte er sechseinhalb Jahre Haft für den Autofahrer. Nach Ansicht des Staatsanwalts fuhr Diplomingenieur Christoph M. (39) am 20. Januar dieses Jahres mit voller Absicht den Radler an, der dabei verletzt wurde. „Das passierte nicht aus heiterem Himmel. Die Gewalteskalation war das Ende einer aufgestauten Reihe“, so Diekmann am Donnerstag im Landgericht. Beide Männer hätten sich schon jahrelang gekannt, seien nicht miteinander klargekommen. „Der Angeklagte steigerte sich in diesen Konflikt hinein.“ Schon Wochen vor dem Vorfall soll Christoph M. dem Handwerker Milo S. (45) bei einer zufälligen Begegnung im Supermarkt damit gedroht haben, „ihn umzubringen“. Opfer in Angst und Panik: Der Darstellung des Staatsanwalts zufolge verpasste der Angeklagte an jenem Tag dem in der Bornaischen Straße radelnden Milo S. gegen 17.15 Uhr zunächst einen Faustschlag. Das Opfer sei in Angst und Panik geraten. „Der Geschädigte hörte, wie das Auto beschleunigte“, sagte Diekmann. Laut Augenzeugen flüchtete der Radfahrer in die Meusdorfer Straße, während der Opel-Fahrer „richtig draufhielt“. Im letzten Moment wich der Geschädigte in die Zwenkauer Straße aus, doch das Hinterrad wurde noch erwischt – und einem Gutachten zufolge überrollt. Milo S. stürzte und verletzte sich unter anderem an einer Hand. Der Pkw-Fahrer machte sich aus dem Staub. Nach Auffassung der Anklagebehörde machte sich der Opel-Fahrer des versuchten Totschlags schuldig, der gefährlichen Körperverletzung und Unfallflucht. „Objekt der Gereiztheit“: Stephan Flemming, Anwalt des Radfahrers, ging sogar von versuchtem Mord aus. Sein Mandant sei das „Objekt der Wut und Gereiztheit des Angeklagten“ geworden. Aufgrund von Hass und Rache seien die Mordmerkmale der niedrigen Beweggründe erfüllt. Bei der Strafhöhe schloss sich Flemming der Forderung des Staatsanwaltes an. Urteil am 14. Oktober: Verteidiger Stefan Lorenz wiederum hielt die Version seines Mandanten für „nicht widerlegt“. Demnach verhielt sich ein ihm unbekannter Radfahrer ungebührlich und drängte sich an seinem Auto vorbei. Er habe bremsen sowie ausweichen müssen und den Radfahrer dann zur Rede stellen wollen. „Er wollte die Verkehrserziehung in die eigenen Hände nehmen“, so der Verteidiger, der anderthalb Jahre Haft auf Bewährung für angemessen hielt. Wie es die 1. Strafkammer unter Vorsitz von Richter Hans Jagenlauf sieht, will sie am nächsten Mittwoch, dem 14. Oktober, verkünden. Von Sabine Kreuz