Click and Meet in Leipzig nach Ostern wieder erlaubt - nicht alle Läden wollen öffnen

Der Einzelhandel in Leipzig darf nach Ostern doch wieder öffnen. Das führt zu Freude, aber auch Verunsicherung. Grundlage dafür ist eine neue Allgemeinverfügung der Stadt, die am Donnerstagnachmittag erlassen wurde. Museen, Galerien sowie körpernahe Dienstleistungen sind ab Dienstag ebenfalls wieder zugänglich. Voraussetzung ist jeweils ein tagesaktueller negativer Schnell- oder Selbsttest. City-Marketing: Viele Händler sind verunsichert: „Jeder Tag, an dem der Leipziger Einzelhandel öffnen kann, ist ein guter Tag“, sagt Heike Melzer, die Projektkoordinatorin des Vereins City Leipzig Marketing. Dieser vertritt die Interessen von 75 Prozent des stationären innerstädtischen Einzelhandels. Darunter auch von großen Anbietern wie Promenaden Hauptbahnhof oder Höfe am Brühl. „Selbst das RKI sagt, dass der Handel kein Infektionstreiber ist. Alle Geschäfte haben Hygienekonzepte, die auch funktionieren“, betont Melzer. Viele Händler seien aufgrund der sich ständig ändernden Lage derzeit verunsichert. Hintergrund: Die Stadt hat eine Rolle rückwärts hingelegt. Erst am Mittwoch war das Click-and-Meet-Shopping ab Donnerstag kurzfristig gestrichen worden, da die Sieben-Tage-Inzidenz in Sachsen und der Messestadt mehrere Tage über der kritischen Marke von 100 Fällen pro 100.000 Einwohnern lag. Damit ist das Ostergeschäft für viele Einzelhändler passé. Die Corona-Schutzverordnung des Freistaats lässt Öffnungen ab dem 6. April aber ausdrücklich zu, wenn nicht mehr als 1300 Krankenhausbetten in Sachsen auf Normalstation mit Covid-19-Patienten belegt sind. Derzeit sind es laut Ministerium 1019 Betten (Stand Donnerstag). Die Leipziger Regelung gewährt den Händlern nun eine fünftägige Frist, falls die Bettenzahl überschritten wird. IHK: Kehrtwende behebt den Schaden nur bedingt: Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig freut sich zwar, weil ihr Appell Gehör gefunden hat. Jede andere Entscheidung wäre auch völlig unverständlich gewesen, heißt es. Bedauerlich sei aber, dass mit der äußerst kurzfristigen Schließung der Geschäfte für Gründonnerstag und Karsamstag eine große Verunsicherung für Händler und Kunden entstanden ist. „Trotz aller Vorkehrungen für den Gesundheitsschutz muss es in der Pandemie eine Perspektive für die schwer gebeutelten Unternehmen geben“, sagt Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig. „Dass nun die Stadtverwaltung eine Kehrtwende vollzieht und von den Möglichkeiten der sächsischen Corona-Schutzverordnung Gebrauch macht, ist zwar begrüßenswert, kann den Schaden aber nur bedingt wieder beheben.“ „Es kann passieren, dass nicht alle Geschäfte öffnen“: Die IHK appelliere dringend an die Sächsische Staatsregierung und die Leipziger Stadtverwaltung, „mehr Feingefühl an den Tag zu legen.“ Das sieht auch Melzer so. “Es kann passieren, dass am Dienstag nicht alle Geschäfte öffnen“, sagte sie. Viele mussten ihre Beschäftigten erneut in Kurzarbeit schicken“ Dies rückgängig zu machen, sei eine Herausforderung. „Wir freuen uns über die Entscheidung von Leipzig und hoffen, dass sie von Dauer ist“, betont Melzer. Handelsverbandschef: „Wechselbad der Gefühle“: „Die letzten Tage waren für Leipzigs Händler ein Wechselbad der Gefühle“, sagt Gunter Engelmann-Merkel, Geschäftsführer des Handelsverbands für die Region Westsachsen. „Als es hieß, dass alles schließt, waren wir voller Entsetzen. Wir haben dann kräftig herumtelefoniert. Und offenbar ist man zur Vernunft gekommen – wie es scheint in ganz Sachsen. Nun überwiegt die Freude.“ „Eine Kopplung an die Bettenbelegung ist ein viel besserer Indikator und vernünftig. Ich finde es gut, dass nicht nur der Inzidenzwert gilt“, sagt Frank Tornau, der Chef der CDU-Stadtratsfraktion. In seiner IT-Firma werde bereits zweimal pro Woche getestet. Das schaffe mehr Sicherheit. Rechtlich habe die Stadt aber wohl laut der Schutzverordnung des Freistaates keine Wahl gehabt, als den Einzelhandel an Gründonnerstag und Ostersamstag zu schließen. Lesen Sie auch Kommentar: Die Antwort auf Chaos kann nicht Chaos sein So funktioniert die neue Corona-Testpflicht für Kunden Diese Corona-Regeln gelten jetzt in Sachsen „Wir begrüßen, dass es nun eine klare Regelung gibt“, ergänzt der Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann (Die Linke): „Ich hoffe nur, dass die Erwartungen nicht Tage später durch die dann zu hohen Zahlen in den Krankenhäusern wieder kassiert werden müssen.“ Er halte es ohnehin für schwer vermittelbar, warum Supermärkte öffnen, kleine Geschäfte mit Hygienekonzept aber nicht. Wichtig sei auch, dass der Sport für Kinder und Jugendliche ab Dienstag in Gruppen bis maximal 20 Personen im Außenbereich wieder möglich wird. Von Mathias Orbeck