Corona: Diese Regeln gelten ab Freitag in Sachsens Restaurants

Vorherige Anmeldung, Platzzuweisung, so wenig Anfassbares wie möglich: Die vom Deutschen Hotel- und Gaststätten-Verband (Dehoga) Niedersachsen kommunizierten Regeln für die ab Montag dort wieder offene Gastronomie sind penibel und äußerst streng. In Rheinland-Pfalz müssen die Restaurants sogar um 22 Uhr schließen, dann gilt dort eine Sperrstunde. In Sachsen dagegen soll das Regelwerk für den Neustart am 15. Mai laut Dehoga-Hauptgeschäftsführer Axel Klein weniger restriktiv ausfallen. Auf ein Konzept der Dehoga setzt der Freistaat, der am kommenden Dienstag das Papier des Verbandes als Teil der neuen Schutzverordnung vom Kabinett beschließen und verabschieden soll. Kein festes Raster für alle: Das bestätigt Sachsens Dehoga-Chef; von hannoverschen Bedingungen wie Verzicht auf Gewürzstreuer an den Tischen oder vom Gast mitzubringende ausgefüllte Formularblätter hält er jedoch wenig. „Angesichts der großen Unterschiede in den Lokalen ist ein festes Raster für alle problematisch“, sagt Axel Klein. Den Wirten solle ermöglicht werden, neben den Pflichtvorschriften weitere Maßnahmen auf ihre jeweiligen Umstände zuzuschneiden. Analog zur Maxime der Bundesregierung, welche die jeweiligen Länderchefs über Lockerungen entscheiden lässt, handeln auch Dehoga Sachsen und das Staatsministerium für Kultur und Tourismus: Sie übergeben die Verantwortung an die Betreiber von Cafés, Restaurants und Kneipen. „Das ist der richtige Weg“, findet auch Ministeriumssprecher Jörg Förster und lässt durchblicken: „Die Dehoga hat ein sehr gutes Papier vorgelegt.“ Mindestabstand von Personen: Nach LVZ-Informationen sieht das Papier einen Mindestabstand von 1,50 Meter für Personen, die nicht in einem Haushalt leben, vor. Eine feste Entfernungsregel für Tische soll es dagegen nicht geben, damit Familien auch in größere Gruppe beisammen sitzen dürfen. Die Wirte in Sachsen wollen auch auf eine Reservierungspflicht verzichten. Kontaktdaten der Gäste, wie es in anderen Bundesländern vorgeschrieben ist, sollen in Sachsen ebenfalls nicht erhoben werden. Eine bekannte Praxis aus DDR-Zeiten kehrt dafür zurück. Ab 15. Mai heißt es dann wieder: Bitte warten, Sie werden platziert! Die Mitarbeiter der Gaststätten müssen zudem einen Mundschutz tragen und an den Eingängen Desinfektionsspender aufstellen. Eine Sperrstunde sei in Sachsen dagegen nicht vorgesehen, hieß es. Jung korrigiert sich: Umsatzeinbußen wollen viele Wirte durch größere Freisitze auffangen. Doch eine Erweiterung muss die Stadt zuvor genehmigen. Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sagte dazu am Sonntag gegenüber der LVZ: „Darüber entscheiden wir in der kommenden Woche.“ Jung hatte in der vergangenen Woche für Verwirrung gesorgt, als er in einem Gespräch mit Leipzig Fernsehen vom 18. Mai als erstem Öffnungstag der Leipziger Restaurant sprach. Nun stellte er klar: „Ich habe mich vertan. Die Restaurants starten am 15., Kitas und Schulen am 18. Mai.“ Wirte müssen Hygienepapier ausarbeiten: Leicht wird es für Gastronomen dennoch nicht – aus mehreren Gründen. Weil Hygieneregeln und Kontaktvorgaben nur eine begrenzte Besucherzahl zulassen, werden die Umsätze weit entfernt von denen vor der Krise liegen. Das tägliche LVZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Leipzig täglich gegen 19 Uhr im E-Mail-Postfach Hinzu kommt: „Nicht jeder wird es schaffen, bis zum 15. Mai alle Vorkehrungen zu treffen, um die Richtlinien zu erfüllen“, vermutet Klein, „doch natürlich kann jeder entscheiden, auch später zu öffnen.“ Die Hygieneregeln der einzelnen Restaurants müssen in der kurzen Zeit die bleibt, viele Kleinigkeiten dokumentieren. So haben Wirte auch auf den Toiletten sicheren Abstand zu garantieren. „Sperre ich jetzt jedes zweite Pissoir oder stelle ich Trennwände auf“, fragt sich ein Leipziger Restaurantbetreiber beim Ausarbeiten seines Konzepts. „Meine Mitarbeiter haben Angst“: Wegen des Vorbereitungsmarathons will Carl Pfeiffer, der das Volkshaus, KilliWilly, Kaiserbad und das Café Luise betreibt, erst später starten. „Wir überstürzen nichts und beginnen am 18. Mai“, kündigt er an. Nicht nur seine Empfindungen vor den Lockerungen sind ambivalent. „Ich habe mich am Mittwoch mit Mitarbeitern und Serviceleitern besprochen. Bei aller Erwartung auf den Neustart und dringend benötigten Einnahmen – viele haben auch Angst vor einer Ansteckung, und das verstehe ich.“ Mit den Regelungen von Bundes- und sächsischer Regierung ist er sehr zufrieden. „Das Verhalten von Politik und Bevölkerung finde ich beachtlich. Schließlich hat niemand Erfahrung mit diesem Virus.“ Dehoga-Hauptgeschäftsführer Klein ist froh über die Lockerung; weiter auf der Verbands-Agenda bleibe die Durchsetzung eines Rettungsfonds auf Bundes- oder Landesebene. „Ohne direkte Finanzhilfen werden es die meisten unserer Betriebe nicht schaffen“, warnt er. „Monatelang keine Umsätze bei weiterhin hohen Kosten verkraftet auch das gesündeste Unternehmen nicht.“ Lesen Sie auch: Sachsen lockert Corona-Restriktionen Schulterschluss der Gastronomen Sachsens Stufenplan für die Gastro-Öffnung Wirte vor Pleitewelle Von Mark Daniel/Matthias Roth/Björn Meine

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