Corona-Mutation in Leipzig nachgewiesen

Eine der deutlich ansteckenderen Mutationen des Corona-Virus ist inzwischen auch in Leipzig nachgewiesen worden. Die vor einigen Wochen zuerst in Südafrika entdeckte Corona-Variante B.1.351 wurde am Mittwoch bei genaueren Untersuchungen von Testergebnissen am Leipziger Uniklinikum (UKL) entdeckt, teilte die Stadtverwaltung mit. Die betroffene Patientin stamme aus der Messestadt, sei zwischen 20 und 30 Jahre alt und habe sich ambulant im Krankenhaus behandeln lassen, so Sprecher Matthias Hasberg gegenüber der LVZ. Inzwischen seien für die junge Frau strenge Quarantäne-Maßnahmen angeordnet worden. Mitarbeiter des Leipziger Gesundheitsamtes versuchten zusammen mit ihr Kontaktwege nachzuverfolgen. Schon jetzt ist klar: Einer führt ins benachbarte Halle (Sachsen-Anhalt). Wie der dortige Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) am Donnerstag erklärte, sei die Kontaktperson inzwischen ebenfalls positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Ob es sich dabei um die Mutation handelt, müsse noch geklärt werden. Virologin: Hinweise auf beeinträchtige Impfstoff-Wirksamkeit: Corinna Pietsch, Leiterin der Virologie am Leipziger Uniklinikum, drängte am Donnerstag darauf, alle möglichen Kontaktpersonen auch auf das abgewandelte Virus hin zu untersuchen. „Daten aus anderen Ländern weisen darauf hin, dass diese Virusvariante ansteckender und damit letztendlich leider für die Bevölkerung auch gefährlicher ist, weil sich mehr Menschen infizieren und erkranken", so Pietsch. Es gebe zudem erste Hinweise darauf, „dass die Wirksamkeit der Impfstoffe beeinträchtigt sein könnte." Konkret haben sich am nachgewiesenen Virusstamm zwei Veränderungen an den Außenspitzen (Spikeprotein) gezeigt, die in der Fachsprache E484K und N501Y genannt werden. Beide sind sowohl für die zuerst in Südafrika, aber beispielsweise auch für eine in Brasilien registrierte Mutation charakteristisch. Im brasilianischen Bundesstaat gibt es inzwischen Hinweise darauf, dass eigentlich bereits genesene Covid-19-Patienten trotz Antikörpern erneut von einer Infektion getroffen werden. Zumindest an der Aggressivität der Erreger scheint sich bisher nichts geändert zu haben. Nach bisherigem Kennstnisstand sind die Viren zwar um etwa 50 Prozent ansteckender als das bekannte SARS-Cov-2-Virus, aber nicht tödlicher. Südafrikanische Wissenschaftlicher, die aufgrund ihrer intensiven Untersuchungen als erste auf die Abwandlung stießen, machen B.1.351 für die zuletzt wieder rasante Ausbreitung der Pandemie im Land mitverantwortlich. Dabei litten im Gegensatz zur ersten Welle überdurchschnittlich viele junge Menschen an schwereren Covid-19-Verläufen. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) blickte am Donnerstag mit Sorge auf die Erkenntnisse der Virologen. „Es kommt jetzt mehr denn je auf jeden Einzelnen an, sich selbst und andere Menschen zu schützen und die Verbreitung des Virus weiter einzudämmen“, sagte er. Jung, der auch Städtetagspräsident ist, hatte sich zuletzt verstärkt für einen harten Lockdown ausgesprochen und dabei die sächsische Öffnung von Schulen für Abschlussklassen kritisiert. Nachweise bereits in anderen Bundesländern: Der jetzt in Leipzig erfolgte Nachweis ist der erste in Sachsen, aber nicht der erste in der Bundesrepublik. Zuvor war die Variation bereits in Baden-Württemberg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen gefunden worden – jeweils mit einem Bezug zu Reisen nach Südafrika. Ob die nun in Leipzig behandelte Patientin Kontakt ins Land am Kap der Guten Hoffnung hatte, ist bisher noch unklar. Das Institut für Virologie der Uniklinik Leipzig untersucht laut eigener Angaben bereits seit 17. Dezember alle im Krankenhaus anfallenden positiven Testergebnisse auch auf möglich Mutationen – bisher seien dies etwa 600 Proben gewesen. Der Nachweis vom Mittwoch sei der erste mit Mutation gewesen. „Eine vollständige Sequenzierung des Virusgenoms der nun nachgewiesenen Virusvariante ist in Arbeit. Diese aufwändige Untersuchung wird zukünftig übrigens auch bei anderen am UKL detektierten Coronaviren stichprobenartig erfolgen. Die Vorbereitungen dafür laufen aktuell", so Corinna Pietsch. Am Donnerstag wurden in Sachsens Krankenhäusern 2366 Menschen aufgrund einer schweren Covid-19-Erkrankung behandelt, allein 104 davon am Leipziger Universitätsklinikum. Seit Beginn der Pandemie im März 2020 sind 238 Messestädter an den Folgen ihrer Covid-19-Erkrankung gestorben. sachsenweit sind es bisher mehr als 5000 Corona-Tote. Von Matthias Puppe