Corona lässt Mieten in Leipzig um 50 Cent sinken

Sinkende Mieten? Das gab es in den meisten deutschen Großstädten schon sehr lange nicht mehr. Doch laut dem Hamburger Forschungsunternehmen F+B bewirkte die Corona-Krise, dass der Preis bei den Neuverträgen jüngst bundesweit leicht gefallen ist. Im dritten Quartal 2020 lag er demnach bei freigewordenen Bestandswohnungen um 0,9 Prozent unter dem Wert vom zweiten Quartal 2020. Ob München, Berlin, Freiburg, Heidelberg, Tübingen oder Konstanz – vor allem Studentenstädte warteten in den vergangenen Monaten vergeblich auf den Ansturm neuer Kommilitonen, die dort eine Bleibe suchen. Deutschlandweit gebe es im Jahresvergleich zu 2019 aktuell zwar noch immer einen kleinen Aufschlag bei den Mietangeboten für Altbauten: um 0,1 Prozent. F+B rechne „aber auch hier in den nächsten Quartalen mit einer Annäherung der Jahresvergleichswerte an die Nulllinie“, erläuterte Firmensprecher Manfred Neuhöfer. „Im Bundesdurchschnitt gehören damit exorbitante Mietensteigerungen endgültig der Vergangenheit an.“ Zehn Prozent Preisanstieg in fünf Jahren: Ob diese frohe Kunde für Mieter auch in Leipzig gelten wird, bleibt jedoch ungewiss. Laut F+B-Bericht betrug hier die Durchschnittsmiete bei den Neuverträgen im zweiten Quartal (April bis Juni) 5,66 Euro kalt pro Quadratmeter. Im dritten Quartal (Juli bis September) waren es dann zwei Cent weniger: 5,64 Euro kalt. Die Daten beziehen sich auf Wohnungen, die so schon mindestens zehn Jahre in Nutzung sind. Auch wenn die Differenz von zwei Cent gering erscheint, hat sich doch damit erstmals seit Langem die Richtung gedreht. Seit Jahren ging es in Leipzig bei den Wohnkosten immer nur bergauf. 2019 waren die Kaltmieten vom zweiten zum dritten Quartal noch um einen Cent auf 5,41 Euro gestiegen. Vor fünf Jahren – also 2015 – wuchsen sie im gleichen Zeitraum um vier Cent auf 5,12 Euro. Seitdem gab es bei den Bestandshäusern in Leipzig demnach eine Verteuerung um zehn Prozent. Delle nach historischem Höchststand: Indes sprang das Preisniveau bei den neu erbauten oder frisch sanierten Wohnungen an der Pleiße noch weit höher. Bei den Erstvermietungen wurden im dritten Quartal 2020 im Mittel bereits 9,62 Euro kalt pro Quadratmeter verlangt. Das geht aus umfassenden Daten des Leipziger Unternehmens GeoMap hervor. Neu und alt zusammengerechnet wurden freie Wohnungen in Leipzig im dritten Quartal 2020 für 7,94 Euro kalt angeboten. Das waren immerhin rund 50 Cent weniger als im zweiten Quartal – von April bis Juni 2020 verzeichneten die Angebotsmieten in der Messestadt über alle Baualtersklassen mit 8,42 Euro kalt noch einen historischen Höchststand. Hauptursache für die aktuelle Delle dürfte der rückläufige Zuzug infolge der Corona-Beschränkungen sein. Zum 30. September 2020 waren im Leipziger Ordnungsamt 601 501 Einwohner mit Hauptwohnsitz gemeldet. Das waren 167 Personen weniger als zum Jahresbeginn. Jedoch wurden von Januar bis Ende September 2020 in Leipzig wieder etwa 1500 neue oder frisch sanierte Wohnungen fertiggestellt. Lesen Sie dazu auch: Mieten in Leipzig steigen schneller als in Berlin Hier steigen Leipzigs Mieten und Kaufpreise für Wohnungen am stärksten Alle 320 Wohnungsbau-Vorhaben in Leipzig Von Jens Rometsch