Am Freitagmittag war das Bangen für die 150 Mitarbeiter in Leipzig zu Ende. Die Geschäftsleitung informierte sie darüber, dass ihr Kaufhof-Haus nicht zu den Filialen gehört, die wegen der Sparmaßnahmen des Konzerns schließen müssen. Die Warenhauskette ist wirtschaftlich schwer angeschlagen, unter anderem wegen Fehlentscheidungen des Managements. Dazu kam die Coronakrise, die den Finanzen durch die wochenlange Schließung des Einzelhandels zusätzlich massiv geschadet hat. Mitte Mai war schließlich bekannt geworden, dass der Essener Konzern Galeria Karstadt Kaufhof deshalb rund die Hälfte seiner rund 170 Filialen in Deutschland aufgeben will.
In Leipzig zeigte sich die Gewerkschaft Verdi damals erschüttert von den Plänen. Kritik gab es vor allem daran, dass die Mitarbeiter jetzt schon wieder um ihre Existenz bangen mussten, obwohl es nach der Fusion von Galeria Kaufhof und Karstadt gerade erst einen „Zukunftstarifvertrag“ gegeben habe. In Leipzig war damals die Karstadt-Filiale nach monatelangem Ringen und einem emotionalen Kampf der Mitarbeiter geschlossen worden. Für die Stadt wäre es deshalb auch ein herber Verlust gewesen, wenn kurz nach Karstadt auch Kaufhof hätte dichtmachen müssen.
Kaufhof Leipzig: Mitarbeiter kämpfen um Standort-Erhalt
Freude, aber auch Mitleid mit den Kollegen
Trotz vieler Besprechungen sickerte bis zum 19. Juni allerdings nichts durch, welche Häuser nun von der Schließung betroffen sein würden und welche nicht. In der Leipziger Filiale herrschte deshalb am Tag der Betriebsversammlung schon ein wenig Trauerstimmung, viele Mitarbeiter waren in schwarzer Kleidung zur Arbeit erschienen. Als es dann soweit war, zeigten sich die Angestellten sehr erleichtert. Doch so richtige Freude kam nicht auf angesichts der Nachricht, dass die Filialen in Chemnitz und Dessau schließen würden. Viele bedauerten die Kollegen, mit denen sie bisher in engem Kontakt gestanden hatten und die nun ihre Arbeitsplätze verlieren würden.
Leipziger Kaufhof bleibt: Mitarbeiter erleichtert, aber auch bestürzt
Schließung befürchtet: Leipziger Kaufhof-Mitarbeiterinnen tragen Trauerkleidung
Die Leipziger indes freuen sich, dass sie weiter bei Kaufhof shoppen können. Der Innenstadt hätte sonst etwas gefehlt, vor allem für die ältere Kundschaft. „Es ist einfach eine zentrale Einkaufsstelle. Hier bekommt man alles“, sagt Kunde Roland Sturm.
Galeria Kaufhof in Leipzig bleibt – das sagen die Kunden
Von RND/LVZ/isc