Gemeinwohlatlas der Handelshochschule (HHL): Leipziger schätzen die Feuerwehr am meisten

Die Leipziger Feuerwehr als Gewinner: Die Brandschützer holten sich Platz 1 im Gemeinwohlatlas für die Stadt, der am Donnerstag offiziell vorgestellt wird. Auf den Rängen 2 und 3 landeten der Zoo und das Gewandhaus. Die Stadtverwaltung kam auf Platz 18. „Die Feuerwehr ist aus meiner Sicht verdient auf Platz 1“, kommentierte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Das Sicherheitsgefühl sei ein entscheidendes Kriterium für Lebensqualität und Zusammenhalt einer Gesellschaft. „Ich denke, Leipzig steht wie keine andere deutsche Stadt für den Wandel. Wir sind ja eine sogenannte ,Umkehrstadt‘, haben den Wandel von der Schrumpfung zum Wachstum geschafft.“ Erstmals wurde der Atlas für eine Stadt erstellt: Bei dem Atlas handelt es sich um eine Weltpremiere. Erstmals ist eine derartige repräsentative Untersuchung über eine Stadt vorgelegt worden. „Damit haben wir nun etwas ganz Neues erarbeitet“, sagte Initiator Timo Meynhardt, Professor an der Handelshochschule Leipzig (HHL). In den vergangenen Jahren hatte die HHL derartige Analysen für Deutschland, die Schweiz und Japan vorgelegt, letztere wird noch veröffentlicht. Dabei geht es darum, wie die Bevölkerung Einrichtungen, Unternehmen, Vereine und Organisationen in puncto Gemeinwohl einschätzt, also inwieweit sie Gutes für die Gesellschaft und die Lebensqualität tun. Jung sagte, er freue sich, dass seine Stadt ausgewählt wurde. 29 untersuchte Betrieben, Organisationen und Einrichtungen: Meynhardt meinte, im Vergleich zum Gemeinwohlatlas für Deutschland „kann sich das Ergebnis für Leipzig sehen lassen“. Die Bevölkerung stelle den 29 untersuchten Betrieben, Organisationen und Einrichtungen in der überwiegenden Mehrheit „ein gutes Zeugnis“ aus. Die Feuerwehr kam bei der repräsentativen Befragung auf eine Gesamtnote von 5,47. Gemäß dem Schweizer Schulnotensystem ist das eine sehr gute Bewertung. Auch die vier gilt als gute Note. Überrascht habe ihn „der Grundoptimismus der Leipziger Bevölkerung, der aus den Resultaten abzulesen ist“. Das gelte auch im Vergleich zu anderen Erhebungen, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt angeht. Da seien die Leipziger ebenfalls zuversichtlicher als die Deutschen insgesamt. Analyse anhand von vier menschlichen Grundbedürfnissen: Die Analyse hat vier menschliche Grundbedürfnisse ausgemacht, an denen das Gemeinwohl messbar ist: am Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle (kurz: Aufgabenerfüllung), an positiven sozialen Beziehungen (Zusammenhalt), am Selbstwerterhalt (Moral) und an guten Erfahrungen (Lebensqualität). Dazu wurden insgesamt 644 Leipziger im Alter zwischen 18 und 89 Jahren um ihre Einschätzung gebeten. Für die Stadtverwaltung sieht Jung noch „Luft nach oben“, insgesamt sei er aber zufrieden. Das gelte auch für die kommunalen Firmen. Das Rathaus sei zuallererst dem Gemeinwohl verpflichtet. „Wir haben so gegenüber den privaten Unternehmen quasi eine Art Pole-Position.“ Neben den Pflichtaufgaben gebe es dabei durchaus Gestaltungspotenzial, „das wir noch besser nutzen sollten“. Gewinnmaximierung stehe dabei nicht im Fokus, sondern das Wohl der Bevölkerung und die Zukunftsfähigkeit der Stadt. Von Ulrich Langer und Ulrich Milde