HHL kehrt in den Präsenzbetrieb zurück

Die Immatrikulation in einem Hotel zu feiern, das passt zu angehenden Managern sowieso: Es wird nicht der letzte Hotelaufenthalt in ihrem Berufsleben bleiben. Aber das ist nicht der Grund für die Saalwahl. Wegen Corona nahm die Handelshochschule Leipzig (HHL) ihre neuen Studierenden am Montag nicht in einem Hörsaal, sondern im Hyperion am Hauptbahnhof in Empfang. Das Ereignis trotz Corona zu zelebrieren, hob Rektor Stephan Stubner in seiner Begrüßungsrede hervor, sei „ein wichtiges Zeichen“. Einerseits für die Erstsemester: „Wir sind eine kleine und persönliche Wirtschaftsschule.“ 757 Studierende insgesamt. Aber andererseits auch „für unser Netzwerk“. 252 Master-Studenten und Doktoranden fangen im neuen Studienjahr an der HHL an, 135 von ihnen haben sich zur Einschreibung in dem Tagungsraum mit mindestens 1,50 Meter Abstand und eigenem Kugelschreiber in eine Schlange gestellt. Zum Dresscode gehörte da neben Kleid oder Kostüm oder Anzug und Krawatte unbedingt auch eine Schutzmaske. Die HHL ist nicht nur die erste sächsische Hochschule seit Beginn der Corona-Pandemie, die eine Immatrikulationsfeier anbietet: Seit einer Woche findet an der Manager-Schmiede wieder Präsenzlehre statt – mit Abstand und kontrollierter Durchlüftung im Seminarraum. Hochschulübergreifend hatten Umfragen ergeben, dass sich viele Studierende eine Rückkehr auf ihren Campus wünschen. Interesse an HHL-Studium trotz Pandemie groß: Mit vier neuen digitalen Seminarräumen versucht die HHL, auch Studierende am Gemeinschaftserlebnis teilhaben zu lassen, die nicht aus ihren Ländern anreisen dürfen oder denen das Ansteckungsrisiko trotz aller Hygiene-Regeln zu groß ist. Die Technik ermögliche, sich aus der Ferne in die Debatten einzubringen und nicht lediglich den Live-Stream zu beobachten, heißt es. Schon an der Immatrikulationsfeier nahmen zusätzlich 24 Studierende aus 16 Ländern online teil. Gleichwohl verschiebt sich der Beginn des MBA-Studiengangs – die Ausbildung zum „Master of Business Administration“ – wegen Corona auf Januar: 53 der 59 Teilnehmer stammen aus dem Ausland. Immerhin hat die Pandemie zu keinem Rückgang an Interessenten geführt, im Gegenteil: 76 neue Studierende peilen beispielsweise einen „Management“-Master an, so viele wie nie. Festredner aus dem Vorstand der Deutschen Bank: Zwischen 27 000 und 38 000 Euro kostet ein Studium an der HHL. Studienförderung spielt da eine große Rolle – auch in einer HHL-Immatrikulationsfeier. Drei Deutschlandstipendien haben Studierende der Hochschule eingeheimst. Weil die Australierin Louise McKay zudem den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes erhält, ist sogar der Vizebotschafter des Landes aus Berlin angereist. Der Leipziger Gaskonzern VNG fördert vier Stipendiatinnen – bewusst ausschließlich Frauen. Man möchte den weiblichen Führungskräfte-Nachwuchs stärken. Allerdings ist nur Sina Nöding da. Dass die anderen drei fehlen, liegt wiederum an der Pandemie: Sie stammen aus China, Vietnam und Thailand. Die Hoffnung ist, dass sie bald nachkommen dürfen. Denn eines ist klar: Der Lehrstoff ist an der HHL nur die eine Seite der Medaille. „Es wird für Sie vor allem darum gehen, Ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln – und Ihr Netzwerk aufzubauen“, empfiehlt Stubner den Studierenden. Festredner Bernd Leukert, im Vorstand der Deutschen Bank für Technologie und Innovation verantwortlich, gibt den künftigen Führungskräften auf den Weg, ihre Firmen später „kontinuierlich neu zu erfinden“. Dafür, immerhin, ist es schon eine gute Übung, trotz Corona ein Studium zu beginnen. Von Mathias Wöbking