Historisches Ereignis: Leipzig begrüßt seinen 600 000. Einwohner

Leipzigs 600 000. Bürger heißt Thomas Voigt, ist 34 Jahre alt und aus Berlin-Friedrichsfelde in die Leipziger Südvorstadt gewechselt. Mit seinem Zuzug hat die Stadt schon am vergangenen Donnerstag die 600 000-Einwohner-Marke erreicht, am Montag wurde das Ereignis noch einmal im Bürgeramt in der Otto-Schill- Straße 2 vor Kameras und Mikrofonen zelebriert. „Ich habe immer Sehnsucht nach Leipzig gehabt“: „Da ist er“, rief Oberbürgermeister Burkhardt Jung (SPD) und zog den Neu-Bürger an seine Brust. „Ich freue mich, wieder hier zu sein“, entgegnete Voigt, der eigentlich aus Halle stammt und in Leipzig acht Jahre lang Medien und Kommunikation sowie Amerikanistik studiert hat. „Eigentlich habe ich immer Sehnsucht nach Leipzig gehabt“, gestand er dann. Deshalb sei er auch nach seinem Wegzug nach Berlin einmal im Monat nach Leipzig gekommen und mit einem Freund im Feinkostgelände als DJ aufgetreten. Als er in Berlin endgültig seine Koffer packte, habe er auf sein Bauchgefühl gehört. Jung war über so viel Leipzig-Liebe erfreut, zog aber plötzlich doch seine Stirn in Falten. „Haben Sie bei Ihrem neuen Arbeitgeber in Leipzig jetzt eine Probezeit?“, fragte er besorgt. „Ja“, entgegnete Voigt. „Aber als 600 000. Neu-Bürger habe ich bei meinem neuen Chef bestimmt einen Stein im Brett“. Jungs Gesichte hellte sich auf. „Ich kenne ihren Chef gut“, sagte er und lächelte Voigt vielsagend an. Lesen Sie auch: Sachsens Bevölkerung geht weiter zurück - größter Zuwachs in Leipzig „Das Grundrauschen ist in Leipzig deutlich entspannter“: Natürlich bekam der Neu-Leipziger auch ein Starterpaket mit allem Wissenswerten über Leipzig ausgehändigt. Darüber hinaus erhielt er das Buch „Leipzig im neuen Licht“ und ein kostenloses LVB-Jahresticket. Damit kann er aus der Südvorstadt zu seinem Arbeitgeber, der Firma Mercateo, pendeln. „Ich bin 2013 nach meinem Studium von Leipzig nach Berlin gegangen, weil es damals dort in meiner Branche Jobs gab“, erzählte Voigt. „In Leipzig gab es keine – das hat sich inzwischen erheblich geändert.“ In Leipzig sei auch das „Grundrauschen“ anders als in Berlin. „Es ist geringer und deutlich entspannter“, so Voigt. „Man fühlt sich nicht wie in einer Stadt mit 600000 Einwohnern.“ „Ostdeutschland ist als Zuzugsquelle etwas versiegt“: Oberbürgermeister Jung betonte, dass sich die Zuwanderungsströme verändert haben. So kämen jetzt deutlich mehr Übersiedler aus Westdeutschland nach Leipzig als früher. „In großen Teilen unseres Umlandes gibt es nicht mehr viele junge Leute, die nach Leipzig ziehen können“, erklärte er. „Ostdeutschland ist als Quelle unseres Zuzuges etwas versiegt.“ Ein anderer Grund für das seit einigen Monaten etwas geringere Bevölkerungswachstum in Leipzig nannte Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning (SPD). „Viele Menschen siedeln sich nicht mehr direkt in Leipzig, sondern in den S-Bahn-Städten ringsum an“, schilderte er. „Dort wächst die Bevölkerung jetzt wieder stärker. „Auch dabei wachse die Attraktivität der Metropolregion mit. 700 000-Marke wird „vielleicht im Jahr 2040“ erreicht: OBM Jung unterstrich noch einmal, Leipzig habe sich von der Vorstellung verabschiedet, im Jahr 2030 die 700 000-Einwohner-Marke zu überschreiten ( die LVZ berichtete ). „Unser rasantes Wachstum hat sich Gott sei Dank verlangsamt“, erklärte er. Die Stadt sei in den vergangenen Jahren „zu schnell“ gewachsen. „Jetzt bekommen wir unsere dadurch entstandenen Kita- und Schulprobleme besser in den Griff.“ In Leipzig könne wohl jeder damit leben, wenn im Jahr 2030 „nur“ 650000 bis 660000 Einwohner in der Stadt wohnen und die 700000-Marke „vielleicht im Jahr 2040“ erreicht werde. Aus Sicht von OBM Jung kommt es angesichts der neuen Entwicklungen beim Zuzug jetzt darauf an, Leipzigs öffentlichen Nahverkehr besser mit dem des Umlandes zu verknüpfen. „Der ÖPNV ist ein wesentlicher Punkt, um die Stadt-Umland-Entwicklung zu verbessern“, sagte er. Insbesondere der Pendlerverkehr müsse besser organisiert werden. Speziell für die Pendler im Süden werde die Stadt Ende der Woche ein neues Angebot unterbreiten. Details wollte Jung noch nicht verraten. Lesen Sie auch: Jeder Vierte in Sachsen ist älter als 65 Jahre – Bevölkerungszahl verringert sich weiter Von Andreas Tappert

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