Viel Fläche, ein Geschoss – so wurden in der Vergangenheit auch in Leipzig viele Kaufhallen geplant. Doch Grundstücke und Wohnraum werden knapper. Die Grünen-Fraktion im Stadtrat regt deshalb einen „Kaufhallengipfel“ an. Das Ziel: Über den Verkaufsräumen sollten künftig Wohnungen gebaut werden.
Ein Projekt mit Modellcharakter für Leipzig hat Tim Elschner, der die Fraktion im Fachausschuss Stadtentwicklung vertritt, schon im Ärmel: Der Konsum plane an Stelle der in die Jahre gekommenen Kaufhalle in Marienbrunn „An der Märchenwiese“ ein mehrgeschossiges Gebäude mit Wohnungen. Das Mehrfamilienhaus sei in enger Abstimmung mit der Verwaltung und den Anwohnern entstanden. Entwürfe des Leipziger Architektenbüros Kalkof zeigen, dass drei Geschosse über dem Markt entstehen könnten.
Das Beispiel sei noch ein Einzelfall in Leipzig, so Elschner weiter. Doch es sei davon auszugehen, dass in der Stadt auch künftig ältere Märkte umgebaut werden oder neue entstehen. Der Abgeordnete sieht vor allem bei citynahen Baulücken und älteren Märkten noch viel Potenzial. Laut Industrie- und Handelskammer gibt es derzeit rund 340 Lebensmittelmärkte in Leipzig - vom Biokost-Laden bis zum Discounter. Schon die Filialsuche per Internet zeigt, dass allein die Player Konsum, Aldi, Lidl und Rewe mehr als 100 Verkaufsstellen in Leipzig unterhalten.
Beispiele Berlin und München
Für die Zukunft setze Leipzig auf dem Papier bereits auf eine „funktionale Mischung“, um neuen Wohnraum zu schaffen, so die Grünen in ihrem Antrag für den Stadtrat. Jetzt müssten die entscheidenden Akteure zum „Kaufhallengipfel“ an einen Tisch gebracht werden. „Dazu gehören die Lebensmittelmärkte genauso wie Experten der Stadtentwicklung aus der Verwaltung, IHK, Einzelhandelsverband und Vertreter der Immobilienbranche“, erklärt Elschner. Das Expertenforum könne Hemmnisse für die Realisierung ausmachen und Lösungen aufzeigen.
Ähnliche Foren habe es bereits in München und Berlin gegeben. Dort sei das Echo überwiegend positiv ausgefallen, so Elschner: „Die Grundstückspreise steigen, auch für die Lebensmittelbranche ist es am Ende die wirtschaftlichere Lösung.“
Von Evelyn ter Vehn