Kommentar: Kaum Homeoffice in Leipziger Stadtverwaltung: Ein schlechtes Beispiel in Corona-Zeiten

Es ist amtlich: Geht es nach Bund und Ländern, soll sich die Arbeit weiter in die eigenen vier Wände verlagern. Arbeitgeber müssen künftig Heimarbeit anbieten, es sei denn, betriebliche Gründe lassen das nicht zu. Das sollte für alle Unternehmen gelten – doch die Stadtverwaltung in Leipzig geht mit dem schlechtesten Beispiel voran. Lesen Sie, wie es in der Stadtverwaltung mit dem mobilen Arbeiten läuft: Homeoffice in Leipzig: BMW und Co. blamieren die Stadt Zahlen aus dem Rathaus offenbaren, wie es gerade nicht aussehen sollte: Nur 704 von 8459 Beschäftigten der Stadtverwaltung arbeiteten Ende 2020 im Homeoffice. Und das nach knapp sieben Monaten Erfahrung mit der Pandemie. Es wäre genug Zeit gewesen, sich schon längst darauf einzustellen – wie viele andere es auch getan haben. Zwar hieß es zur Relativierung, es gäbe eben kein „zentrales Meldesystem“, die Daten seien daher unvollständig. Das ist allenfalls eine billige Ausrede. Wenn es schon daran scheitert, eine umfassende Statistik zu erstellen, ist das peinlich. Noch peinlicher wird es, wenn in der Krise Rückschritte gemacht werden: Im Frühjahr arbeiteten noch 1615 Angestellte im Homeoffice, fast doppelt so viele wie heute. Gift für die Glaubwürdigkeit: Die erste Corona-Welle traf Leipzig nicht in der Härte wie die jetzige – es ist nicht zynisch zu erkennen, dass es die Katastrophe brauchte, um tätig zu werden. Plötzlich soll es schnell gehen: Bis März wird avisiert, 2400 mobile Endgeräte anzuschaffen, insgesamt verfügt die Stadt über 3600 Homeoffice-fähige Arbeitsstellen. Momentan sind davon nur 1578 mit mobiler Technik ausgestattet. Warum hat man sich in der Verwaltung nicht viel früher darum gekümmert? So wie viele andere Unternehmen in dieser Stadt auch? Zumal die Digitalisierung der Arbeitsprozesse ohnehin schon weit vor der Pandemie hätte angegangen werden können – zu früh wäre es nicht gewesen. Dieses Versagen ist Gift für die Glaubwürdigkeit im Kampf gegen diese Pandemie. Wenn der Staat etwas von seinen Bürgerinnen und Bürgern einfordert, sollte er auch im eigenen Hause aufräumen – alles andere ist nicht nachzuvollziehen. Die Stadt kann jetzt beweisen, dass sie sich nun zügig genauso gut aufstellen kann wie viele andere große Unternehmen in dieser Stadt. Von Florian Reinke