LVB-Warnstreik: So lief es für die Leipziger

Im Gegensatz zu den ungewohnt leeren Bus- und Straßenbahnhaltestellen war es am Donnerstag auf den Bahnsteigen der S-Bahn am Hauptbahnhof voll. Der Regionalverkehr der Deutschen Bahn war vom Streik nicht betroffen. Sie blieb beim rund 16-stündigen Warnstreik der LVB-Fahrer eine Ausweichmöglichkeit für die Leipziger. Mit dem Einsetzen des Berufsverkehrs ließ es sich noch bequem mit der S-Bahn Richtung Innenstadt fahren. Die Züge waren leer, Platz vorhanden. Niko ist am Donnerstag, gegen halb sechs Uhr, bereits auf dem Weg zu Arbeit. Der Malermeister muss nach Halle. Die Strecke fährt er regelmäßig mit der S-Bahn. Kritisch könnte sein Rückweg werden, erzählt er. „Der Hinweg ist sicher noch entspannt, aber zurück fahre ich immer ein Stück mit dem Bus, da muss ich mal sehen wie das funktioniert.“ Seine Einstellung bleibt positiv, der Streik kommt für ihn nicht überraschend. Bei anderen Fahrgästen, die sich trotz Streik-Ankündigung auf die Bahnsteige vor dem Hauptbahnhof verirren, ist die Lage anders. Sie sind genervt. „ Schon wieder Streik? “, fragt jemand ungläubig. Am Bahnsteig steht auch Katja. Die Bautzenerin ist zum Lehrgang in die Messestadt gekommen. Sie wusste von dem Streik, hat aber gehofft, dass die ein oder andere Fahrt der LVB stattfindet. „Ich werde jetzt zu Fuß gehen“, sagt sie. Viel anderes zur Auswahl hat sie nicht. Wer auf ein Taxi hofft, wird enttäuscht. Am Taxistand steht nur selten ein freies Fahrzeug. S-Bahnen zur Stoßzeit voll: Gegen acht Uhr zeigt sich in den S-Bahnen ein anderes Bild. Es ist voll. „Heute sind schon mehr Leute bei uns unterwegs", berichtet eine Zugbegleiterin in der S 6 Richtung Leipzig Messe. „Ab Markkleeberg wurden es mehr Fahrgäste.“ Die Bahn-Mitarbeiterin zeigt sich auch solidarisch mit den Streikenden. „Es wird ja alles teurer, aber das Gehalt spielt nicht mit", sagt sie. Ob die Fahrgäste in den mittlerweile stark gefragten S-Bahnen die Meinung teilen, bleibt unklar. Am Bayerischen Bahnhof wartet, gut gegen das schlechte Wetter eingepackt, Jana auf die S-Bahn. Der Streik hat sie überrascht, aber die 24-Jährige nimmt mit der Bahn eine Alternative zur Tram. „Zum Glück fährt die S-Bahn. Sonst hätte ich wohl ein Problem." Das die Mitarbeiter der LVB am Donnerstag streiken, versteht sie jedoch. Genauso sieht es Eva. „Normalerweise nehme ich die Linie 3 bis Taucha. Heut muss halt das Fahrrad mit in die S-Bahn nehmen", sagt Eva. Die 25-Jährige ist trotz des Regens gut gelaunt. "Ich versteh den Streik und hab mir halt einen anderen Weg gesucht. Allerdings ist es für manche sicher nicht so einfach." Auto bleibt langsame Alternative: Das Auto war am Donnerstag eine Möglichkeit, die viel Geduld brauchte. Besonders zu den Stoßzeiten am Morgen waren die größeren Zufahrtswege wie die Georg-Schumann-Straße und die Jahnallee verstopft. Im Norden ging auf den Seitenstraßen zeitweise nur noch wenig. Auch am Westplatz standen die Fahrzeuge: Dort komprimierte sich der Verkehr. Eines der innerstädtischen Nadelöhre, die Kreuzung am Goerdelerring, ist aufgrund der Bauarbeiten der LVB derzeit gesperrt. Im Osten der Stadt, auf der Dresdner Straße, zeigte sich am Donnerstagmorgen ein ähnliches Bild: Es ging kaum etwas. Parallel dazu standen die Fahrzeuge auch im Täubchenweg. Das zu erwartende Chaos in der Stat blieb, besonders am Hauptbahnhof, aus. Von Vanessa Gregor