Doch nicht nur das: "Der innere erhöhte Fahrbahnring schränkt gegenüber dem vorherigen Zustand die Nutzungsbreite erheblich ein", hat Titze beobachtet. Pkw würden diesen inneren Ring auch nicht nutzen. "War mit dem Umbau diese Rückstauvariante bewusst geplant oder hat man diese Folgen bei den Baubehörden nicht vorausgesehen?", fragt (sich) der LVZ-Leser.
"Rückstauerscheinungen des Kfz-Verkehrs aus Richtung Edvard-Grieg-Allee im Berufsverkehr gab es auch schon vor dem Umbau des Kreisverkehrs. Dies liegt an der hohen Kfz-Verkehrsbelastung des gesamten Bereiches", so die Antwort von Christoph Bock, Leiter der Abteilung Straßenbau und -unterhaltung sowie Projektsteuerung in der Stadtverwaltung, auf eine entsprechende LVZ-Anfrage.
Vor dem Umbau war laut Bock eine Fahrbahnmarkierung vorhanden, die ein nur einspuriges Befahren des Kreisels vorsah. "Durch Abnutzung war diese aber kaum mehr erkennbar, was zu häufigen Überholvorgängen von Kfz gegenüber Radfahrern führte", berichtet der Rathausmitarbeiter. Dieses Überholen im Kreisverkehr führe aber laut deutschlandweiten Unfallstatistiken zu gefährlichen Situationen und Unfällen. "Mit der baulichen Umgestaltung sollte deshalb die Verkehrssicherheit erhöht werden", so Bock.
"Das Überholen von Radfahrern im auch weiterhin einspurig befahrbaren Kreisverkehr soll durch den fünf Zentimeter hohen Rundbord und zusätzlich durch die aufgebrachte Breitstrichmarkierung möglichst unterbunden werden", erläutert Bock weiter. Der innere Ring sei großen Lkw, Sattelschleppern und Bussen vorbehalten, da diese den Kreisel sonst nicht passieren könnten. Bocks Resümee: "Es wird eingeschätzt, dass das Hinterherfahren von Kfz hinter Radfahrern im Kreisel nicht maßgeblich für die Rückstauerscheinungen im Berufsverkehr ist."
Dass die Geschwindigkeit im Kreisverkehr durch den Radverkehr bestimmt wird, ist nach Ansicht von Alexander John vom ADFC auch vor dem Umbau schon so gewesen, habe sich aber in der Praxis oft anders dargestellt. "Zum Einen konnte der Radverkehr vorher kreuz und quer über den Platz fahren und musste nicht die Fahrbahnen nutzen, zum anderen wurden Radfahrende oft vorschriftswidrig überholt", so John, der eine ganz andere Ursache für das Problem sieht. "Der Kreisverkehr selbst ist größer geworden als die Vorschriften es vorsehen. Dadurch bewegen sich alle Verkehrsteilnehmenden länger im Kreisverkehr und es kommt schneller zum Rückstau - zum Beispiel, wenn wie aktuell in der Friedrich-Ebert- und der Karl-Liebknecht-Straße gebaut wird."
Die Stadt hat laut John unter dem Motto "viel hilft viel" geplant und den Kreisverkehr statt mit 31 Metern Durchmesser mit 31 Metern Radius gebaut, damit es eben nicht zum Rückstau kommt. "Allerdings passiert bei Überschreitung des Durchmessers von ungefähr 40 Metern genau das Gegenteil. Die Leistungsfähigkeit nimmt wieder ab", so der ADFC-Experte. Um die Leistungsfähigkeit für den Kfz-Verkehr zu erhöhen, habe sich die Stadt auf Kosten der Sicherheit des Fußverkehrs gegen Überwege eingesetzt.
Aus der Leipziger Volkszeitung vom 30.07.2014
Martin Pelzl