Leipzig: Das sind die 20 größten Bauprojekte (2020)

Mitten in der Corona-Krise wird in der Region Leipzig so viel geplant und gebaut wie seit Jahren nicht. Fast acht Milliarden Euro sind für die 117 größten Bauvorhaben in der Messestadt und im Leipziger Umland eingeplant. Damit hat der Bauboom nach aktuellen Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) zuletzt noch deutlich zugelegt. Vor zwei Jahren betrug die Summe an Gesamtinvestitionen noch 4,8 Milliarden Euro, im vergangenen Jahr waren es 7,5 Milliarden Euro. Für ihren aktuellen Investitionsreport 2020 hat die IHK zu Leipzig nun erneut die größten Bauprojekte der Region analysiert. Mehrere neue Wohnviertel mit tausenden Wohnungen sind aktuell in der Messestadt geplant. Diese wurden ebenso untersucht wie medizinische und wissenschaftliche Bauvorhaben, Investitionen der Stadt in die Schul- und Versorgungsinfrastruktur, neue Kitas oder den öffentlichen Nahverkehr. „Top 20“ beginnt bei 85 Millionen Euro – und endet bei einer Milliarde: Welche Dimension die Projekte inzwischen haben, zeigt der Fakt, dass es manche Großinvestitionen nicht mehr in die Top 20 geschafft haben. Dazu gehören der Umbau der Red-Bull-Arena (ca. 60 Millionen Euro) ebenso wie die Wiederbelebung des alten Postbahnhof-Geländes (50 bis 80 Millionen Euro) oder der Umbau des ehemaligen Technischen Rathauses zum „Four Living“-Ensemble mit vier modernen Wohntürmen (83,5 Millionen Euro). Die Top 20 beginnt erst bei 85 Millionen Euro – und endet bei rund einer Milliarde. Welches die aktuell 20 größten Projekte in der Messestadt sind, zeigt der große LVZ-Überblick. Platz 20: Ausbau des Klärwerks Rosental (85 Mio. Euro): 2021 soll es losgehen: Die Wasserwerke wollen das Klärwerk im Rosental ausbauen, um dessen Kapazität zu erweitern und Energiekosten zu reduzieren. Im ersten Schritt soll bis 2025 das sogenannte Belebungsbecken von 100.000 auf 130.000 Kubikmeter Volumen erweitert werden. Abhängig vom Leipziger Bevölkerungswachstum sind weitere 30.000 Kubikmeter biologisches Behandlungsvolumen geplant. Der Ausbau zog zuletzt jedoch auch Kritik des Naturschutzbundes (Nabu) auf sich. Platz 19: Neubau einer Großsporthalle (88 Mio. Euro): Zuletzt ist es ruhig geworden um das geplante Großprojekt an der Zwickauer Straße/Richard-Lehmann-Straße. Die neue Ballsporthalle für rund 15.000 Zuschauer soll künftig die Heimstätte des Handball-Bundesligisten SC DHfK werden und Veranstaltungsort für internationale Großereignisse sein. Auch für Eishockey könnte die Halle genutzt werden. Als Vorbild gilt die SAP-Arena in Mannheim. Die Bauzeit ist für die Jahre 2025 und 2027 avisiert, doch ein finales Finanzierungskonzept steht noch aus. Im Oktober 2019 lehnte der Bundesrat es ab, die Halle mit Mitteln aus dem Kohleausstieg zu unterstützen. Platz 18: Neues Stadtquartier an der Rosa-Luxemburg-Straße (110 Mio. Euro): In der Leipziger Ostvorstadt, wo es in den letzten Jahrzehnten fast nur noch Brachflächen gab, entsteht zurzeit ein neues Wohnhaus nach dem anderen. An der Nordseite der Rosa-Luxemburg-Straße, zwischen Hofmeisterstraße und Hans-Poeche-Straße, wird gerade das nächste Großprojekt für 110 Millionen Euro geplant. Ab 2021 sollen hier 330 neue Wohnungen entstehen, zudem eine Kita, ein Nahversorger und eine Tiefgarage mit begrüntem Dach. Der Immobilienentwickler Instone nennt das Projekt „ROSA“. Platz 17: Wohnungsbauprojekte der LWB (135 Mio. Euro): Mehr als 700 Wohnungen werden neu gebaut und gut 800 leerstehende Unterkünfte saniert: Bei der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) laufen bis 2023 mehrere Bau-Großprojekte. Unter anderem entstehen 406 Sozialwohnungen an Landsberger Straße und im Dunckerviertel in Neulindenau. Gebaut wird auch gegenüber des Penta-Hotels in der Querstraße und auf einer ehemaligen Parkplatz-Fläche in der Straße des 18. Oktober. Alleine 2020 soll insgesamt 135 Millionen Euro investiert werden. Platz 16: Investitionen der LVB in den Nahverkehr (138 Mio. Euro): Auch bei den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) wird kräftig investiert. Unter anderem fließen 46 Millionen Euro in den Ausbau des Straßenbahnnetzes. Großprojekte sind der Umbau der Haltestelle am Goerdelerring, der Bornaischen Straße sowie der Rosa-Luxemburg-Straße. Für die Fuhrpark-Erweiterung sind 67 Millionen Euro eingeplant. Bis 2021 haben die LVB 38 neue XL-Straßenbahnen und 52 neue Busse bestellt. Platz 15: Neues Stadtquartier am Lindenauer Hafen (150 Mio. Euro): Leipzigs Hafencity wächst: Ein komplett neues Stadtviertel ist in den letzten Jahren am Lindenauer Hafen im Leipziger Westen entstanden und es wird weiter gebaut. Insgesamt 480 Wohnungen für rund 1000 Menschen sind geplant, ein Großteil davon wurde inzwischen bereits bezogen. Für 2020 sind zusätzlich die Ansiedlung von Gewerbe, Restaurants und einer Kita geplant. Rund 150 Millionen Euro werden auf dem etwa 17 Hektar großen Bauareal investiert. Platz 14: Internistischer Neubau am Klinikum St. Georg (157,5 Mio. Euro): Von 2023 bis 2027 soll an der Klinik im Leipziger Norden ein neues Internistisches Zentrum gebaut werden. Geplant sind unter anderem ein fünfstöckiges Bettenhaus mit 400 Betten und zwei Parkhäusern. Ziel ist die Zentralisierung des Krankenhausbetriebs. 157,5 Millionen Euro sollen bei dem „größten Bauvorhaben in der 800-jährigen Geschichte des Klinikums“, wie es Geschäftsführerin Iris Minde formuliert, investiert werden. Platz 13: Neubau der Sächsischen Aufbaubank (max. 158 Mio. Euro): Schon seit 2015 wächst an der Gerberstraße die neue Zentrale der Sächsischen Aufbaubank (SAB) in die Höhe. 2021 soll der Hauptsitz von Dresden nach Leipzig verlegen werden. Auf dem ehemaligen Robotron-Gelände wächst ein futuristischer Neubau mit Konferenzzentrum und Säulengarten in die Höhe. Die 240 Säulen sind jeweils 24 Meter hoch. Bis zu 500 Bankmitarbeiter sollen hier künftig täglich ein- und ausgehen. Platz 12: Wohnquartier auf dem Krystallpalast-Areal (180 Mio. Euro): Wo sich vor gut 100 Jahren der größte Vergnügungspark Deutschlands befand, sollen bis 2023 rund 175 Wohnungen, 164 Mikro- und Studentenappartements sowie 320 Hotelzimmer entstehen. Der Neubau zwischen Brandenburger und Hofmeisterstraße – östlich des Leipziger Hauptbahnhofs – erstreckt sich auf einer Fläche von rund 19.000 Quadratmetern. Auch Büros, Einzelhandel, Gastronomie und eine Kita sind geplant. Dazu entstehen Stellplätze für rund 250 Autos und 1000 Fahrräder. Nach jüngstem Stand soll der Baustart im Frühjahr 2021 erfolgen. Gesamtinvestition: 180 Millionen Euro. Platz 11: Werks-Neubau der Beiersdorf AG (220 Mio. Euro): Im Industriegebiet Seehausen II an der A14 im Norden Leipzigs will der Großkonzern Beiersdorf ein neues Werk für Kosmetik- und Körperpflegeprodukte hochziehen. Der Standort in Waldheim bei Döbeln soll dafür bis 2023 aufgegeben werden. Im Juli begannen die Erschließungsarbeiten für das 55 Hektar umfassende Areal am Ende der Tornauer Straße. Perspektivisch sollen hier 600 bis 700 Mitarbeiter tätig sein. Beiersdorf stellt Marken wie Florena, Nivea und Labello her und investiert rund 220 Millionen Euro in den neuen Standort. Platz 10: Agentur für Cybersicherheit am Flughafen Leipzig/Halle (min. 242,5 Mio. Euro): Im August 2020 wurde sie offiziell gegründet: Am Flughafen Leipzig/Halle soll bis 2023 eine neue Agentur des Bundes für Innovationen in der Cybersicherheit angesiedelt werden. Zunächst befindet sich ihr Sitz in Halle. Etwa 100 neue Arbeitsplätze sind langfristig geplant. Die Agentur hat zum Ziel, die militärische und zivile Sicherheit in der Cyberwelt zu erhöhen. 242,5 Millionen Euro sind dafür fest eingeplant. Inzwischen ist sogar von bis zu 350 Millionen Euro die Rede, die das Verteidigungs- und Bundesinnenministerium tragen. Platz 9: Bebauung des Wilhelm-Leuschner-Platzes (min. 266 Mio. Euro): Die größte Brachfläche in der Leipziger City wartet noch immer auf ihre Wiederbelebung. 2021 soll es nun endlich losgehen. Auf der Ostseite des Wilhelm-Leuschner-Platzes soll unter anderem ein neuer Sitz für das Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) mit Archiv und öffentliche Bibliothek entstehen (34,5 Mio. Euro). 111.000 Quadratmeter sind dort zudem für Wohnungen vorgesehen. Auf der Westseite ist der Neubau eines Gewerbe- und Wohnkomplexes für mindestens 90 Millionen Euro geplant. Am Leuschner-Platz sollen auch noch ein Neubau für das Forum Recht (70 Mio. Euro), das neue Naturkundemuseum im ehemaligen Bowlingtreff (38 Mio. Euro) sowie ein „Global Hub“ der Universität Leipzig (34 Mio. Euro) entstehen. Platz 8: Neubau eines Gaskraftwerks und weiterer Anlagen der Stadtwerke (300 Mio. Euro): In der Bornaischen Straße, auf dem Gelände des ehemaligen Heizkraftwerks Süd, wollen die Stadtwerke als Ersatz für das Braunkohlekraftwerk Lippendorf das nach eigenen Angaben „sauberste Gaskraftwerk der Welt“ errichten. Drei Turbinen produzieren hier künftig eine Leistung 163 Megawatt Wärme und 125 Megawatt Strom. Ab 2021 wachsen dafür zwei 54 Meter hohe Essen und ein 60 Meter hoher Wärmespeicher empor. Geplante Fertigstellung ist im Herbst 2022. Zusätzlich bauen die Stadtwerke unter anderem noch mehrere Solarthermie-Anlagen in der Stadt sowie ein Biomassekraftwerk am westlichen Stadtrand. Insgesamt sollen 300 Millionen Euro investiert werden, davon etwa die Hälfte in das Gaskraftwerk. Platz 7: Neues Stadtquartier an der Westseite des Leipziger Hauptbahnhofs (300 Mio. Euro): Auf dem Gelände des ehemaligen Thüringer Bahnhofs ist ein weiteres neues Stadtviertel mit rund 700 Wohnungen, viel Gewerbe, einem fünfzügigen Gymnasium samt Turnhalle und Sportplatz, einer Kita und einem Hotel geplant. Für das Großprojekt wird schon jetzt ein ganzes Jahrzehnt Bauzeit avisiert. Bis 2030 soll nordwestlich des Hauptbahnhofs das erste „urbane Gebiet“ Leipzigs entstehen – mit sozialen Einrichtungen, Kulturbetrieben und Einzelhandel. Auch ein 13-Etagen-Hochhaus sehen die Pläne auf dem elf Hektar großen Areal vor. Platz 6: Neues Stadtquartier „Parkstadt Dösen“ (ca. 500 Mio. Euro): Es ist das mit Abstand größte Wohnungsbauvorhaben in Leipzig, welches sich zeitnah verwirklichen ließe. Doch auch hier gab es zuletzt Verzögerungen. Bei den Planungen herrschte zwischen dem Projektentwickler Instone und Umweltverbänden Unstimmigkeit vor allem beim Thema Parkplätze. Insgesamt 600 Wohnungen, eine Kita in der Nähe des benachbarten Dösner Parks und ein kleiner Einkaufsmarkt sollen auf dem Gelände des seit dem Jahr 2002 ungenutzten Geländes des Parkkrankenhauses entstehen. Platz 5: Ausbau des Flughafens Leipzig/Halle (ca. 500 Mio. Euro): Mehr Stellplätze für Frachtflieger, neue Rollwege, ein Hangar zur Wartung und vieles mehr: Am Schkeuditzer Airport sind bis 2022 gleich eine ganze Reihe an Bauvorhaben geplant. Insgesamt ist dafür eine halbe Milliarde Euro veranschlagt. Der Ausbau dient vor allem dem Frachtflugverkehr. DHL will seinen Paket-Umschlag bis 2032 mehr als verdoppeln – von 350.000 auf 800.000 Sendungen pro Tag. Bis zu 90 Flieger sollen dann jede Nacht starten und landen. Bislang sind es 60. Daneben sind noch weitere Investitionen am Airport geplant. So will sich dort ein neuer Flugzeughersteller ansiedeln, um den Regionaljet Dornier 328 zu produzieren (80 Mio. Euro). Zudem ist ein sechsgeschossiger Bürokomplex „Apollo XI“ in Form eines Flugzeug-Flügels geplant (45 Mio. Euro), Platz 4: Schulinvestitionen der Stadt bis 2023 (ca. 502,2 Mio. Euro): Leipzigs Schulen platzen aus allen Nähten. Die Stadt nimmt daher so viel Geld in die Hand wie noch nie, um neue Grund- und Oberschulen sowie Gymnasien zu errichten. Diese sollen angesichts des schnellen Bevölkerungswachstums auch künftigen Jahrgängen genügend Platz bieten. Bis 2024 sind insgesamt 136 Schulbaumaßnahmen, geplant darunter 93 Neubauten, 19 Komplettsanierungen oder Umnutzungen sowie 24 Erweiterungen. Insgesamt hat die Verwaltung im Haushalt bis 2023 mehr als 500 Millionen Euro für alle Projekte vorgesehen. Platz 3: Neues Stadtquartier am Bayerischen Bahnhof (600 Mio. Euro): Geht es 2021 endlich los am Bayerischen Bahnhof? Nach fast einem Jahrzehnt dauernden Planungen soll an der Kohlenstraße im kommenden Jahr das aktuell drittgrößte Bauprojekt der Stadt starten. Auf den Brachflächen hinter dem Portikus ist auf 36 Hektar ein neuer Stadtteil geplant, der 2700 Menschen eine neue Heimat bieten und sich bis zur Richard-Lehmann-Straße erstrecken soll. Geplant sind 1600 Wohnungen, drei Schulen, vier Turnhallen, Kitas und ein großer Stadtteilpark. Auf 150.000 Quadratmetern sind zudem Gewerbeflächen unter anderem für Büros vorgesehen. Die Bauarbeiten sollen sich mindestens bis 2028 hinziehen. Platz 2: Ausbau des Leipziger Porsche-Werks (über 600 Mio. Euro): 820 Roboter sollen hier künftig den neuen E-Macan montieren: Im Porsche-Werk im Norden Leipzigs läuft die fünfte Ausbaustufe zu einem Elektroauto-Werk. Der neue, elektrisch betriebene Mini-SUV soll ab 2022 vom Band rollen. Mehr als 600 Millionen Euro sind für den Ausbau geplant. Auch ein neuer Karosseriebau soll entstehen. Die Ansiedelung von Zulieferern in der Nähe des Werks ist ebenfalls vorgesehen. Sie sollen künftig die Batterien für den neuen Porsche-Stromer liefern. Platz 1: Neues Stadtquartier „Projekt 416“ am Eutritzscher Freiladebahnhof (981 Mio. Euro): Es ist und bleibt seit Jahren die Nummer eins der Mega-Projekte in Leipzig – und verzögert sich immer weiter: An das von Christoph Gröners CG Gruppe aus der Taufe gehobene „Projekt 416“ lehnte sich bereits die ZDF-Serie „Bad Banks“ an. Mit einem Investitionsvolumen von rund einer Milliarde Euro übertrifft es alle anderen Wohnungsprojekte – jedoch lässt auch hier ein Baustart weiter auf sich warten. 2200 Wohnungen für bis zu 3700 Menschen, drei 16-geschossige Hochhäuser mehrere Schulen und Kitas sollen auf dem riesigen Areal nördlich des Hauptbahnhofs in Beton gegossen werden. Die CG-Gruppe verkaufte das Projekt im Frühjahr 2019 an eine Tochterfirma von Imfarr aus Österreich, doch seitdem stockt es. Fertigstellung: aktuell offen. Mehr zum Thema: Leipziger Bauboom: Rekordinvestitionen von acht Milliarden Euro Drei Mega-Stadtviertel für Leipzig – 2020 rollen überall die Bagger 2020 wird in Leipzig mehr gebaut denn je Von Robert Nößler