„Wir bereiten uns auf den Worst Case vor.“ Marc Backhaus, Sprecher der Leipziger Verkehrsbetriebe, hatte am Freitag wenig gute Nachrichten. Seit den frühen Morgenstunden kam es auf fast allen Straßenbahnlinien zu Ausfällen. Der Grund: Zusätzlich zur ohnehin angespannten Personalsituation gebe es aktuell einen ungewöhnlich hohen Krankenstand.
Seit Anfang der Woche habe es viele Krankmeldungen gegeben, so Backhaus. Das habe sich am Freitag noch einmal verstärkt. „Üblicherweise haben wir einen Krankenstand von etwa 10 Prozent“, sagte der LVB-Sprecher am Freitag zu LVZ.de. „Aktuell sind es 16 Prozent.“
Lange Wartezeiten den ganzen Freitag
Das führte zu Ausfällen auf fast allen Linien. Teilweise sei kein Zehn- sondern nur ein Zwanzig-Minuten-Takt möglich gewesen, so Backhaus. Das werde vermutlich den ganzen Tag dauern. Fahrgäste sollten deswegen über die Verbindungsauskunft prüfen, ob ihr Bus oder ihre Tram fährt – beispielsweise via Apps wie easyGo oder Leipzig Mobil.
In den sozialen Netzwerken klagen viele LVB-Kunden über Verspätungen. Nutzer berichten unter anderem auf Twitter von bis zu 20 Minuten Wartezeit. Auch in den vergangenen Tagen habe es schon mehrfach Probleme gegeben, erzählen Fahrgäste auch auf Facebook.
Ferienfahrplan für einzelne Linien?
Laut Backhaus hoffen die Verkehrsbetriebe, dass der Krankenstand am Freitag erst einmal den Höhepunkt erreicht. Weil aber niemand genau wisse, wie lange eine Genesung tatsächlich dauert, bereiten sich die LVB auf weitere Ausfälle vor.
„Wir haben die Situation im Blick“, so Backhaus. Sollte der schlimmste Fall eintreten, ziehen die Verkehrsbetriebe Gegenmaßnahmen in Erwägung. Das heißt: Wie schon zuletzt würden die Linien 2, 8 und 10 nach dem Ferienfahrplan verkehren. So sei für die Fahrgäste zumindest mehr Verlässlichkeit möglich, so Backhaus.
Um bei vielen Krankmeldungen wie am Freitag spontan Ersatzfahrer einzusetzen, fehle Personal. „Wir können nur aktiv und offensiv informieren, wenn es Engpässe wie am Freitag gibt“, erklärte der LVB-Sprecher.
Personalprobleme bekannt
Dabei kämpfen die Verkehrsbetriebe schon länger damit, dass Fahrer für Straßenbahnen und Busse fehlen. Bis 2030 muss ein Großteil der überwiegend älteren Belegschaft durch Nachwuchs ausgetauscht werden. Es werden 900 Fahrer gesucht.
Deswegen hatten auch in der Vergangenheit Fahrgäste teils vergeblich auf ihren Bus oder ihre Straßenbahn gewartet. Im ersten Quartal 2018 sind so viele Fahrten ausgefallen wie seit Jahren nicht – nämlich etwa jede 250. Fahrt.
Von Josephine Heinze / JR / nöß