Leipziger Europa-Haus feiert 30-jähriges Bestehen

Das Leipziger Europa-Haus feiert am kommenden Donnerstag mit einem Bürgerdialog und einem Empfang sein 30-jähriges Jubiläum. Zunächst lädt das Europa-Haus ab 18 Uhr zu einem Forum unter dem Thema „Leipzig, Sachsen, Deutschland und die Europäische Union“ ins Neue Rathaus ein. Dabei wollen Politiker mit Bürgern über die Zukunft Europas ins Gespräch kommen. Zu den Teilnehmern gehören Sachsens Justizministerin Katja Meier (Grüne), Michael Roth, Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, und EU-Abgeordnete. Der Bürgerdialog wird organisiert vom Europa-Haus Leipzig e. V. in Kooperation mit der Stadt Leipzig und der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung. Dabei soll es auch um die deutsche EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 gehen. Vorgesehen sind Bürgergespräche an Themen-Tischen in der Wandelhalle des Neuen Rathauses. Gründung vor 30 Jahren im Klubhaus des Kirow-Werkes: „Seit 30 Jahren bemüht sich das Europa-Haus Leipzig, Informationen und Wissen über den Sinn und Nutzen der europäischen Integration für den einzelnen Bürger und die Gesellschaft insgesamt zu vermitteln“, beschreibt Dr. Maria Peter, Mitbegründerin des Vereines und stellvertretende Vorstandsvorsitzende, das Anliegen der Einrichtung. Gegründet wurde der Förderverein Europa-Haus Leipzig am 24. September 1990 im Klubhaus des damaligen Schwermaschinenbauwerkes „M.S. Kirow“, erinnert sie sich. Unser Motto lautete: „Europa mitgestalten – nicht tatenlos zusehen“. Bald wurde der Förderverein in einen e.V. umgewandelt, der dann ganz schnell zahlreiche Unterstützer und Förderer fand, „an der Spitze der anfänglich erst skeptische Leipziger Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube, der Stadtpräsident Friedrich Magirius als Vorsitzender unseres Kuratoriums und nicht zuletzt Außenminister Hans-Dietrich Genscher, der bis zu seinem Tod als Schirmherr fungierte“, berichtet die heute 75-Jährige. Dankbar sei sie auch dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Frieder Schäuble, der 2011verstorben ist. „Wir sind stolz darauf, ein Bürgerverein zu sein“: „Wir sind stolz darauf, ein Bürgerverein zu sein, der vom Engagement der Bürger getragen wird“, würdigt Maria Peter die Arbeit engagierter Mitstreiter. Dennoch wäre die Arbeit des Europa-Hauses ohne die Unterstützung der Stadt Leipzig und des Arbeitsamtes, das jahrelang die Mitarbeiter der Geschäftsstelle als ABM-Kräfte finanzierte, nicht möglich gewesen. Derzeit sind es nur noch zwei volle Planstellen. Im Laufe von 30 Jahren wechselte auch der Sitz des Vereins, von der Nonnenmühlgasse zu Beginn über das Bowlingzentrum (1994-1998), die Katharinenstraße 11 (1998-2008), das Listhaus (2008-2010) bis zum Markt 10, wo das Europa-Haus seit Herbst 2010 in unmittelbarer Nachbarschaft zum Polnischen Institut und der Stiftung für Europäische Bildung und Kultur beheimatet ist. 4500 Praktikanten betreut, die meisten aus Polen: Dem Europa-Haus gehe es um Information, Bildung und Begegnungen. Dazu werden Seminare, öffentliche Diskussionen, Studienreisen und internationale Begegnungen organisiert. Von April 2000 bis März 2020 organisierten die Mitarbeiter für junge Menschen aus Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Bulgarien und Lettland vierwöchige Berufspraktika in Leipziger Unternehmen im Rahmen der EU-Projekte Leonardo da Vinci und Erasmus. „Insgesamt betreuten wir über 4500 Praktikanten. Die meisten Berufsfachschüler kamen aus Polen“, berichtet die Vizechefin. „Die Mittel für diese Praktika beantragten unsere Partner selbst und deckten damit alle anfallenden Kosten in Leipzig. Allein im Falle der polnischen Gruppen waren es über vier Millionen Euro, die für Unterkunft, Monatsfahrkarten und nicht zuletzt Taschengeld der Schüler ausgegeben wurden. So blieb das meiste Geld in Leipzig“, bilanziert sie. Die ausländischen Praktikanten seien zu Botschaftern Leipzigs in ihren Heimatländern geworden. Am 11. September diesen Jahres besuchte Maria Peter die Berufsfachschule in Brzesko bei Krakau, in der über 1000 Schüler in verschiedenen Berufen ausgebildet werden. Schüler aus Brzesko absolvierten im Herbst 2019 ein vierwöchiges Baupraktikum in Leipzig. Die Schulleitung möchte auch weiterhin mit dem Europa-Haus Leipzig eng zusammenarbeiten. Für den Bürgerdialog am 1. Oktober im Neuen Rathaus in Leipzig und den anschließenden Empfang zum 30-jährigen Jubiläum vom 18 bis 21 Uhr sind Anmeldungen erwünscht unter info@europa-haus-leipzig.de. Der Eintritt ist frei. Von Anita Kecke