Leipzigs OBM Jung will Öffnung von Kitas und Schulen nach den Osterferien

Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) plädiert für eine stufenweise Rückkehr zur Normalität nach dem 20. April. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch die Corona-Pandemie könnten in einem ersten Schritt mit der Öffnung von Kitas und Grundschulen aufgehoben werden, meinte der Stadtchef nach der Sitzung des Leipziger Krisenstabs am Donnerstag. „Das würde ich mir so vorstellen; und die Infektiologen raten uns, in diese Richtung zu denken“, so Jung. Auch die Wiedereröffnung kleinerer Geschäfte sei nach den Osterferien denkbar. „Voraussetzung ist, dass wir die Risikogruppen schützen.“ Nach diesem ersten Schritt könnten unter bestimmten Schutzvorkehrungen (Mundschutz) zum Beispiel Baumärkte wieder ihre Türen öffnen sowie später auch Restaurants. Das tägliche LVZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Leipzig täglich gegen 19 Uhr im E-Mail-Postfach Jung plädiert für bundesweit einheitliches Ausstiegsszenario: Ein solcher Stufenplan sollte aus Sicht von Jung, der auch Präsident des Deutschen Städtetags ist, bundeseinheitlich gelten. Allerdings müsse bei der Umsetzung die jeweilige regionale Situation beachtet werden. So könne es sein, dass im Saarland noch eine erste Stufe in Kraft ist, während in Leipzig schon die nächste Stufe gilt. Es müsse um ein deutschlandweites, aber regional angepasstes Ausstiegsszenario gehen. Noch für längere Zeit würden aber Versammlungen und große Konzerte nicht möglich sein, erklärte der OBM. Auch reguläre Besuche in Pflegeheimen könnten erst in mehreren Monaten wieder erlaubt werden. 1000 Heimbewohner und 1000 Pflegekräfte sollen getestet werden: Die Pflegeheime stehen indes im Fokus eines Pilot-Projekts unter Federführung des Leipziger Chef-Infektiologen Christoph Lübbert. Der Professor leitet die Klinik für Infektiologie und Tropenmedizin am St. Georg sowie den Infektiologie-Fachbereich an der Uniklinik. Ende nächster Woche soll damit begonnen werden, 1000 Heimbewohner sowie 1000 Pflegekräfte auf das Coronavirus zu untersuchen. Die Testphase soll 14 Tage dauern. In das Projekt sollen auch Medizin-Studenten einbezogen werden. Zwei Säuglinge unter registrierten Infizierten: Nach wie vor sind die Steigerungen bei den Infiziertenzahlen in der Stadt Leipzig moderat. Am Mittwoch Abend waren 443 positiv Getestete registriert (Dienstag Abend: 437). Unter den infizierten Personen befinden sich laut Jung auch zwei Säuglinge sowie sechs Kinder unter zehn Jahren. Die Zahl der stationär im Klinikum St. Georg behandelten Corona-Patienten bleibt mit 36 gleich. Zwölf dieser Patienten liegen auf der Intensivstation (Dienstag Abend: zehn); sie werden teilweise beatmet. Zurzeit befinden sich 2228 Leipziger in behördlich angeordneter Quarantäne (2166). Insgesamt wurden bisher 208 Personen wieder aus der Quarantäne entlassen. Mit 76 Fällen je 100 000 Einwohnern liegt Leipzig unter dem sächsischen Durchschnitt (82). Das sei kein Zufall, meinte der Stadtchef. Er führt die Entwicklung in der Messestadt einerseits auf die weitgehend disziplinierte Bevölkerung zurück, die die Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen überwiegend befolge. Andererseits leiste das Gesundheitsamt mit Blick auf die Quarantäne-Organisation sehr gute Arbeit. Drittes Frauenschutzhaus nimmt Betrieb auf: Indes sind die Gewaltschutzeinrichtungen der Stadt zunehmend belegt. Am Mittwoch wurde ein drittes Frauenschutzhaus eröffnet – zunächst als Interim bis Ende Juni. Dort stehen zwölf Doppelzimmer zur Verfügung. Eine Frau mit zwei Kindern wurde dort aufgenommen. Die neue Einrichtung konnte per Eilentscheidung in Abstimmung mit dem Ältestenrat den Betrieb aufnehmen, so Jung. Ebenfalls auf diesem Wege wurde festgelegt, dass Obdachlose in städtischen Unterkünften vorübergehend kein Tagegeld mehr zahlen müssen. Hilfsprogramm für Lehrlingsschutz kommt: Um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise in Leipzig abzufedern, sind zwei städtische Hilfsprogramme auf dem Weg. In Sack und Tüten ist das Sonderhilfeprogramm „Leipzig sichert Ausbildung“, das Unternehmen für ihre Lehrlinge einen Zuschuss von einmalig 927 Euro pro Vertrag gewährt. „Wir wollen verhindern, dass Auszubildenden gekündigt wird“, sagte der OBM. Aktuell werden in Leipziger Unternehmen rund 9000 junge Menschen ausgebildet. Überbrückungsgeld für Solo-Selbstständige geplant: Noch in Abstimmung mit den Chefs der Ratsfraktionen ist ein städtisches Hilfsprogramm für Solo-Selbstständige. Ein erster Anlauf dazu war zunächst gestoppt worden, weil Bund und Land entsprechende Programme angekündigt hatten. Diese würden sich aber nur auf die Erstattung von Betriebskosten beziehen, erläuterte Jung. Das würde vielen Solo-Selbstständigen nicht helfen, die zwar kaum Betriebskosten hätten – dafür aber große Probleme durch wegbrechende Einnahmen. Fliesenleger, Agenturbetreiber und Tontechniker zum Beispiel, vor allem aber Kulturtreibende. Auf 12 000 bis 20 000 schätzt der Oberbürgermeister die Zahl der Solo-Selbstständigen in Leipzig. Wie viele davon für das nun angedachte einmalige Überbrückungsgeld zwischen 1500 und 2000 Euro in Frage kommen, steht noch nicht fest. „Wir wollen verhindern, dass sich Solo-Selbstständige arbeitslos melden müssen“, erklärte Jung. Diese könnten andernfalls schnell in Hartz-IV (Arbeitslosengeld II) landen – anders als Arbeitnehmer, die zunächst in Kurzarbeit gehen oder notfalls Arbeitslosengeld I beantragen könnten. 2400 Kinder in Notbetreuung: Derzeit werden rund 2400 Kinder in einer der Kindereinrichtungen in Leipzig notbetreut – laut Jung deutlich unter zehn Prozent. Alle Kitas seien für diese Notbetreuung geöffnet. Alles zum Thema lesen Sie hier. Von Björn Meine

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