„Es war ein Jahr der verrückten Geburten“, sagt Zootierarzt Andreas Bernhard (56). Für die LVZ hat der Doktor rückschauend in seinen Krankenakten des Jahres 2017 geblättert. Neben teils komplizierten Geburten gab es viele andere Einsätze für die veterinärmedizinische Abteilung des Zoos – von Bissverletzung bis Kastration, von Zahnbehandlung bis Tumorentfernung.
Babyfreuden und Babyleid
Zwillinge purzelten Anfang des Jahres sowohl bei den Amurtigern als auch bei den Amurleoparden, außerdem brachte Ozelotmutter Raja im Juli ein kleines Kätzchen auf die Welt. Die Katzengeburten verliefen an sich reibungslos. Doppelt wachsam achteten die Pfleger allerdings bei den Amurleoparden darauf, ob sich die beiden Jungs gleichmäßig entwickeln. Denn im Jahr davor hatte es einen Misserfolg gegeben: Mutter Mia war wohl noch zu unerfahren und hatte ihr erstes Jungtier nicht ausreichend versorgt, so dass es gestorben war.
Eine Schwergeburt mit tragischem Ausgang ereignete sich im März im Giraffenhaus. Bei Ashanti (13), die bereits fünf erfolgreiche Geburten hinter sich hatte, stockte die Geburt. Die Hinterbeine des Kalbes waren zu sehen, doch das Jungtier schaffte es nicht auf die Welt. Auch Wehenmittel halfen nicht weiter. Deshalb musste die Giraffenmutter sediert und das Kalb – es war ein normal entwickeltes Mädchen – mit Seilen herausgezogen werden. „Es ist unter der langen Geburt verstorben. Wahrscheinlich ist die Nabelschnur gequetscht worden oder gerissen“, vermutet Doktor Bernhard. Ashanti geht es aber wieder gut.
Bei den Menschenaffen hat es 2017 einen wahren Kindersegen gegeben. Wenngleich nicht alles reibungslos lief: Schimpansin Dorien brachte im Februar ein totes Jungtier zur Welt, Gorilladame Kumili hatte im Frühjahr eine Fehlgeburt, und auch Orang-Utan-Dame Pini hatte eine Fehlgeburt. Die Pfleger fanden bei ihr im Gehege ein totes männliches Jungtier, sechs Zentimeter klein und 18 Gramm leicht.
Zickenzoff und böse Bisse
Auch im Zoo gibt es manchmal schweren Zickenzoff. Im Gondwanaland konnten sich drei weibliche Zwergotter plötzlich nicht mehr leiden. Sie bissen sich, verbündeten sich zu zweit gegen eine Dritte – die Sache war nicht mehr in den Griff zu bekommen. Der Tierarzt versuchte, die Mädels hormonell zu beeinflussen, doch auch das blieb ohne Erfolg. Anfang 2018 wurden die drei zänkischen Zwergotter an einen großen Tierpark in den Niederlanden abgegeben, wo sie sich aus dem Weg gehen können. In den nächsten Tagen erwartet der Zoo Leipzig nun ein neues Weibchen.
Totenkopfäffchen Ludewig hatte eine Bauchverletzung.Zoo LeipzigTotenkopfäffchenLudewig aus dem Gondwanaland hatte ebenfalls Stress mit einem Artgenossen. Er wurde gebissen, hatte eine große blutende Wunde am Unterbauch und wurde mit Antibiotika behandelt.
Beulen und Tumore
Brüllaffe Lothar entwickelte einen Tumor unterm Kinn, der abgetragen wurde und bisher nicht wiedergekommen ist. Seebär Danny musste auf den OP-Tisch, weil er einen drei Zentimeter großen Tumor an der linken Vorderflosse hatte, der erfolgreich entfernt wurde. Bei Rhesusäffin „Kleine“ wurden Beulen von Hand und Oberschenkel entfernt – zum Glück handelte es sich lediglich um Fettgeschwülste. Mehrere Schimpansendamen wurden unter Narkose an den Zähnen behandelt, bei Husarenäffin Femi wurde ein gerissener Mundwinkel genäht. Lippenbär Claus schließlich wurde kastriert, weil er als älteres Tier bereits ausreichend für Nachwuchs gesorgt hat.
Von Kerstin Decker