Lust auf Luxus: Das sind die edelsten Wohnungen in Leipzig

In der neuen Wohnungsmarkt-Serie der LVZ war bislang keine andere Recherche so aufwendig wie der Beitrag zu den Leipziger Luxus-Wohnungen. Viele Hausverwalter winkten bei Anfragen ab oder reagierten überhaupt nicht. Das sehr kleine Segment der besonders noblen Quartiere scheue das Licht der Öffentlichkeit, um Neid oder Missverständnissen vorzubeugen, war zum Beispiel zu hören. Dies gelte erst recht in Corona-Zeiten. Dennoch wollte die Redaktion auch einmal dieses Orchideen-Fach öffnen. Schließlich wurde schon oft über den Bau von Sozialwohnungen oder Milieuschutz in Leipzig geschrieben. Oder die Probleme durch stark steigende Mieten geschildert – vor allem Arbeitslose und Geringverdiener bringt das zusätzlich in Nöte. Auch in Corona-Zeiten. Professoren, Fußballstars oder erfolgreiche Unternehmer: Am anderen Ende des Wohnungsmarktes gibt es zugleich eine wachsende Zahl von Einheimischen, die sich in den drei Jahrzehnten seit der Wiedervereinigung etwas aufbauen konnten, erzählte Hagen Lehmann, Geschäftsführer beim Leipziger Projektentwickler Immoscoring. „Sie verdienen gut und wollen die Früchte ihrer Arbeit hier mit ihren Liebsten genießen.“ Nicht nur Professoren, Fußballstars oder erfolgreiche Unternehmer gehörten zu jener Kundschaft, die sich auch für Top-Wohnungen in City-Nähe interessiere – und dafür mitunter Kaltmieten oberhalb von 2500 Euro akzeptiere. Außerdem seien die Preise noch lange nicht so extrem wie im Zentrum von Berlin oder in den westdeutschen Metropolen. Zur Wahrheit gehöre ebenso, dass besonders teure Wohnungen in Leipzig oft aus einer gewissen Problemlage heraus entstanden sind. So habe Immoscoring jüngst ein Gründerzeithaus in der Friedrich-Ebert-Straße als normale Familienwohnungen saniert und an Anleger verkauft – der übliche Weg bei vielen Projektentwicklern. Für die frühere Glaserei Möbius im Hof hätte das übliche Konzept aber von den Zuschnitten und Denkmalauflagen her nicht gepasst. „Deshalb haben wir entschieden, dort drei große Lofts für Eigennutzer auszubauen. Wir wollten es einfach mal versuchen, denn die Zahl unserer Kunden aus Leipzig wächst immer mehr. Und durch diesen Weg konnten wir viele historische Details der Glaserei in unseren Möbius-Lofts erhalten und restaurieren.“ Mit 14 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter landeten die drei frisch sanierten Einheiten schon im örtlichen Spitzenfeld. Kulturdenkmal im Jugendstil auf 280 Quadratmetern: Ähnliche Beispiele kennt Peter Zamarski. Er ist Chef der Firma Dima Immobilien, die seit Langem als hiesiger Marktführer bei den Nobel-Objekten gilt, neben dieser Nische aber weit mehr Wohnungen aus anderen Segmenten vermittelt. Es wäre doch ein Kulturfrevel, etwa eine traumhaft schöne 280-Quadratmeter-Etagenwohnung in der Tschaikowskistraße nur deshalb zu zerschneiden, damit ihre Gesamtmiete am Ende nicht so viel klingt, gab er zu Bedenken. Auch dieses denkmalgeschützte Schmuckstück – erbaut 1901 durch Leipzigs bedeutendsten Jugendstil-Architekten Paul Möbius – findet sich nun unter den zehn Beispielen, welche die LVZ in den hier eingefügten Foto-Galerien vorstellt. Zamarski berichtete, zu den Interessenten für die edelsten Mietwohnungen gehörten häufig Frauen oder Männer, die aus beruflichen Gründen in die Stadt kamen, noch relativ neu in Leipzig sind und nicht genau wissen, wie lange sie bleiben werden. Ob Künstler, Chefarzt, Manager, Banker: das Spektrum sei breit. In manchen Jobs werde einfach erwartet, dass der Inhaber das Unternehmen auch bei Besuchen zu Hause sehr würdevoll repräsentiert. Nachfrage nach echtem Luxus steigt allmählich: Die Nachfrage nach luxuriösen Wohnungen – ob zu Kauf oder Miete – steige seit Langem kontinuierlich an, betreffe in Summe aber noch immer nur eine sehr kleine Stückzahl in Leipzig, so der Fachmann weiter. „Von der S-Klasse, die durch eine wirklich herausragend edle Ausstattung glänzt und Kaltmieten von über 13 bis 20 Euro rechtfertigt, ist meist nur eine Hand voll verfügbar.“ Tatsächlich fand die LVZ in den Tagen vor Ostern für ganz Leipzig nur 14 Wohnungsinserate mit Kaltmieten über 2500 Euro. Davon kam genau ein halbes Dutzend auf mehr als 13 Euro pro Quadratmeter. In Leipzig gibt es 340.000 Wohnungen. Von Regina Katzer und Jens Rometsch