Nach einer beispiellosen Einbruchsserie investiert Gastronom Eberhard Wiedenmann mehr als 50.000 Euro in die Technik. "Ich habe keine Wahl", sagt er.
Anfangs klauten sie Geld, Getränke und Bockwürste. In den darauffolgenden Nächten schlugen die Einbrecher alles kurz und klein, zertrümmerten Scheiben, zerstörten Türen und Fenster, versprühten Pulver-Feuerlöscher im gesamten Lokal. Es war im November 2012, als Unbekannte in einer einzigen Woche viermal den Musikpavillon heimsuchten. "Diese Einbruchsserie war das bislang Schlimmste", erinnert sich Wiedenmann. "Aber es wurden auch schon mal 15 Biergarnituren verbrannt. Und vom Freisitz verschwinden immer wieder Möbel." Mehr als 15 Einbrüche mit einem Gesamtschaden von etwa 20.000 Euro hat der Gastronom bislang hinnehmen müssen. Die idyllische Lage der Gaststätte inmitten des Clara-Parks ist zugleich ihr Fluch: Im Herbst und Winter, wenn es früh dunkel wird und kaum Fußgänger unterwegs sind, fühlen sich Einbrecher hier weitgehend ungestört.
Das soll sich nun ändern. Mit einem ausgeklügelten Sicherheitssystem will Wiedenmann den Kampf gegen die Angreifer aufnehmen. "Leider müssen wir einen wahnsinnigen Aufwand betreiben", sagt er. "Es ist einfach traurig, wenn man jeden Morgen hierher kommt mit dem Gedanken, was denn nachts wieder passiert sein könnte."
Ein hoher Zaun soll abschrecken - und Alarm auslösen, sobald jemand darüberklettert. Wenn das geschieht, gehen automatisch Scheinwerfer auf dem gesamten Gelände an. Überwachungskameras, die auch nachts verwertbare Bilder liefern, linsen in jeden Winkel. Gleichwohl soll das Areal nicht den spröden Charme einer Justizvollzugsanstalt versprühen. Deshalb bleibt die Sicherheitstechnik dezent im Hintergrund, wird der Zaun begrünt und ins Landschaftsbild eingepasst. "Die Kameras werden nur nachts aufgeschaltet", versichert der Lokalbetreiber, "Gäste werden nicht gefilmt."
Wiedenmann, dem unter anderem auch das Innenstadt-Eiscafé San Remo gehört, hofft mit der Alarmtechnik etwa 80 Prozent aller Einbruchsversuche abwehren zu können. Mit der Polizei steht er im engen Kontakt. "Sie war immer schnell am Tatort", lobt er. Sollte die Einbruchsserie dennoch nicht abreißen, müsste er zusätzlich Security für eine permanente Überwachung beauftragen. So wie im Sommer zeitweise: Da wehrte ein Nachtwächter drei Angriffe ab, wurde einmal mit einem Messer bedroht. "Viel lieber wäre mir aber", so Wiedenmann, "wenn es das Problem mit Einbrechern und Dieben in fünf bis zehn Jahren nicht mehr geben würde und ich die ganze Sicherheitstechnik wieder abbauen könnte."
Aus der Leipziger Volkszeitung vom 12.11.2013
Frank Döring