Neu im Leipziger (Süd-)Osten – das Alesius-Kirchspiel

Eigentlich sollten die neuen Strukturen im Evangelisch-Lutherischen Kirchenbezirk Leipzig ab dem 1. Januar 2020 gelten. Doch nicht überall in Stadt und Umland ließ und lässt sich der Zusammenschluss von mehr als 40 Kirchgemeinden zu insgesamt neun Regionen schnell und reibungslos herstellen ; etwa da nicht, wo Gemeinden mit unterschiedlichen spirituellen Ausrichtungen an einen Tisch sollten oder dort nicht, wo städtisch geprägte Protestanten auf Schwestern und Brüder trafen, die in ländlichen Gegenden ihren Glauben leben und für die die Kirche – im wahrsten Sinne des Wortes – im Dorf bleiben sollte. Name geht auf Ex-Uni-Rektor zurück: Letztgenannten Fall spiegelt die Region III wider. In ihr verbünden sich nun Lutheraner aus dem Kirchspiel im Leipziger Osten – im Übrigen ein Fusionsprodukt aus einer vorangegangenen Strukturreform, bei der seinerzeit Sellerhausen-Volkmarsdorf, Paunsdorf und Baalsdorf-Mölkau vereint wurden – mit Gläubigen aus Holzhausen, Liebertwolkwitz und der Gemeinde Engelsdorf-Sommerfeld-Hirschfeld. Am Sonntag wird der Pakt besiegelt. Es entsteht das Alesius-Kirchspiel Leipzig. Der Name des neuen Konstruktes geht auf Alexander Alesius (1500–1565) zurück. Der Grabstein für den Gelehrten befindet sich im Altarraum der Mölkauer Kirche. Alesius, im schottischen Edinburgh geboren, studierte in Wittenberg bei Martin Luther und Philipp Melanchthon. Er lehrte an bedeutenden Universitäten und praktizierte als Arzt in London. Als brillanter Rhetoriker verhandelte Alesius in diplomatischen Diensten der Wittenberger mit dem englischen Königshof und war Verhandlungsführer bei Gesprächen im Rahmen des Trienter Konzils (zwischen 1545 und 1563). Er wirkte als angesehener Professor für Theologie an der Universität Leipzig und wurde schließlich deren Rektor. Maximal 80 Personen dürfen zum Gottesdienst: Mit einem Gottesdienst am 17. Januar ab 10 Uhr in der Emmauskirche Sellerhausen, Wurzner Straße 160, wird das Alesius-Kirchspiel aus der Taufe gehoben. Die Feierstunde findet unter strengen Hygiene-Bedingungen statt. Zugelassen sind maximal 80 Personen. „Viel Arbeit und vor allem viel Gottvertrauen ist notwendig, damit wir eine Gemeinschaft werden“, sagt Pfarrer Christian Wedow, bisher in erster Linie Pfarrer der Kirchgemeinden Liebertwolkwitz und Holzhausen. „,Alles muss klein beginnen, lass etwas Zeit verrinnen. Es muss nur Kraft gewinnen, und endlich ist es groß’“, zitiert der Seelsorger aus einem Lied von Gerhard Schöne. Gemeindepädagogin Dorothea Kiffner aus dem Leipziger Osten versucht die Größe des neuen Kirchspiels derweil in Zahlen zu fassen: „Über zehn Kirchtürmen, neun Gemeindehäusern, acht Pfarrgärten, 33 Spielplätzen, 24 Kitas, 18 Schulen, neun Seniorenheimen, über Wohngebieten, Äckern, Straßen und Parks steht der Name Alesius-Kirchspiel.“ Rund 6700 evangelische Christinnen und Christen aus dem Osten und Südosten der Stadt sollen in dieser neuen Struktur nun heimisch werden. In Zeiten sozialer Distanz wahrlich kein leichtes Unterfangen. Von Dominic Welters