Neue Kunden, neue Konzepte – so kommt Leipzigs Pentahotel durch die Corona-Krise

Was macht ein Hotel, wenn die Menschen zu Hause bleiben und nicht mehr reisen sollen? Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr stehen Herbergsbetreiber vor dieser Frage und sinnieren über die Zukunft ihres Geschäftsmodells. Mit 356 Zimmern ist das Leipziger Pentahotel das zweitgrößte der Gruppe. 60 Mitarbeiter und 16 Auszubildende halten den Betrieb am Laufen. „Alle in Vollzeit“, sagt General Manager Carsten Schieck nicht ohne Stolz. Denn selbstverständlich ist das nicht, wenn einer auf Geschäfts- und Tagungsreisende ausgerichteten Herberge über Nacht 75 Prozent der Geschäftskunden wegbrechen. Doch Penta konnte das Ruder herumreißen. Am Jahresanfang Leitung des Hotels übernommen: Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr hat sich das Geschäft bis Ende Oktober wieder „sehr positiv entwickelt“, blickt Schieck zurück. Der 57-Jährige, Sohn des letzten Direktors des legendären Leipziger Grandhotels Astoria, der in Leipzig Hotelmanagement studierte und Häuser von der Türkei über die Malediven bis nach China leitete, übernahm erst Anfang 2020 die Leitung des Leipziger Pentahotels. Nach Ausbruch der Pandemie versuchte das Haus am Großen Brockhaus, sich frühzeitig der neuen Situation anzupassen. Ein Gesundheitskonzept wurde zur Sicherheit von Gästen und Personal schnell implementiert. Das Geschäft – das bislang auf den drei Säulen Übernachtungen, Gastronomie und Veranstaltungen stand – veränderte sich in den vergangenen Monaten komplett. Städteurlauber ersetzen Geschäftsreisende: Für eine Grundauslastung sorgte der Luftfrachtcarrier DHL, der seine Crews im Penta übernachten lässt. In die Lücke, die ausbleibende Geschäftsreisenden gerissen haben, stießen bald Familien und Städtereisende. Dabei half auch der Tourismusvermarkter LTM, der mit einer Marketingkampagne versuchte, Leipzig stärker als Städtereisen-Destination zu positionieren. Da viele Deutsche diesmal auf Urlaub im Ausland verzichteten, entwickelte sich über den Sommer ein reger innerdeutscher Reiseverkehr. Hybride Veranstaltungen im Trend: Doch für die 17 Veranstaltungsräume und den großen Ballsaal, der 600 Gästen Platz bietet, brach die Nachfrage komplett ein. Denn Firmen stornierten ihre Meetings, Tagungen und Kongresse wurden abgesagt. Mit der Gesundheitsbehörde stimmte das Penta schließlich ein Hygienekonzept ab, das Events zumindest mit deutlich weniger Gästen zulässt. Dies ebnete einem neuen Trend den Weg: Hybridveranstaltungen, die mit bis zu 220 Personen vor Ort stattfinden und online weiteren Teilnehmern interaktiv zugänglich sind. Das Penta bietet seinen Kunden seitdem nicht nur Plug-in-Lösungen für so weit verbreitete Systeme wie Cisco Webex, Zoom oder Microsoft Teams, sondern auch Komplettlösungen bis hin zum Live-Streaming. „Das hat sich gut entwickelt“, resümiert Schieck. Von der ersten auf die zweite Jahreshälfte stiegen die Anfragen nach hybriden Veranstaltungen im Penta um das Dreifache. Fast alle Weihnachtsfeiern abgesagt: Schieck weiß, dass das Jahresende – normalerweise mit Weihnachtsmarkt, Feiern und Events traditionell eine wichtige umsatzstarke Zeit – und das erste Quartal 2021 schwierig werden. Wie lange der jetzige Lockdown anhält, der touristische Übernachtungen verbietet, kann niemand vorhersagen. Die Weihnachtsfeiern jedenfalls sind zu 80 Prozent storniert. Noch nicht ganz abgeschrieben hat das Penta Silvester. Die Pläne lägen im Schubfach. „Es sind Dinge, die wir nicht ändern und beeinflussen können“, sagt der Hotelchef und macht sich zugleich Mut: „Es bringt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Wir werden irgendwann wieder zur Normalität zurückkehren.“ Hotels würden immer gebraucht. „Der Deutsche hat das Reisen in seiner DNA“, so erfahrene Hotelmanager. Von Klaus Staeubert