Plastikmüll: Leipzig will gelbe Säcke komplett auf gelbe Tonnen umstellen

Wer hätte das gedacht: Vor drei Jahren kämpften Vertreter von 40 Leipziger Siedlungen monatelang mit tatkräftiger Unterstützung des Verbandes Wohneigentum einen fast aussichtslosen Kampf, damit ihre ständig aufreißenden und geruchsintensiven gelben Säcke durch Tonnen ersetzt werden (die LVZ berichtete) – und jetzt forciert sogar die damals bremsende Leipziger Stadtreinigung diese Umstellung. Sie will in den nächsten Tagen die restlichen 3300 Leipziger Haushalte dazu bewegen, von Säcken auf Tonnen zu wechseln. Dafür startet sie am 23. November eine Umfrage. Verband für Wohneigentum hilft mit: Immer mehr Leipziger würden sich melden, weil sie sich einen Behälter zur Sammlung wünschen“, erläutert Uwe Schmidt, Betriebsleiter der Abfall-Logistik Leipzig GmbH. Sein Unternehmen ist noch bis Ende 2021 für Leerung und Entsorgung der von gelben Säcken und Tonnen verantwortlich. Ab März 2021 verhandelt die Stadtverwaltung dann neu mit den Betreibern des Dualen Systems über die Entsorgung des Verpackungsmülls für 2022 bis 2024. Das Ergebnis der jetzt angekündigten Umfrage entscheidet, ob bei diesen Verhandlungen auch in weiteren Siedlungen der Wechsel angestrebt wird. Mit im Boot ist wieder der Verband Wohneigentum Sachsen. „Unsere Mitglieder haben schon größtenteils umgestellt“, sagt dort Geschäftsführer Jens Hahmann. „Aber wir unterstützen alle, die jetzt nachziehen wollen.“ Deshalb rührt der Verband die Werbetrommel für die Umstellung. In einem Flyer ist zu lesen, dass es keinen „bunten Mix“ zwischen Tonnen und Säcken in einzelnen Siedlungen geben könne – jede Siedlung muss sich für ein System entscheiden. Außerdem wird auf ein Video aufmerksam gemacht, in dem zu sehen ist, dass der Inhalt von fünf gelben Säcken in eine Tonne passt. Auch der von vielen Siedlern als entscheidendes Kriterium betrachtete Stellplatzbedarf für die gelbe Tonne wird präzisiert: Eine 240-Liter-Tonne benötige eine Grundfläche von 0,75 mal 0,7 Meter, ist zu lesen. Und eine 120 Liter-Tonne von 0,70 mal 0,70 Meter. Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich: Ab dem 23. November werden in den betroffenen Siedlungen Handzettel verteilt, auf denen angekreuzt werden kann, ob eine gelbe Tonne gewünscht wird oder nicht. Und ob diese Tonne 120 Liter oder 240 Liter fassen soll. Bis zum 18. Dezember 2020 müssen sich die Betroffenen äußern. Für das Votum ist eine Mindestbeteiligung von 50 Prozent erforderlich; zwei Drittel der Stimmen müssen auf eine Variante entfallen. Die Ergebnisse sollen im Januar vorliegen. Der aktuelle Leerungszyklus wird in jedem Fall beibehalten. Die Siedlungsgebiete, in denen die Umfragen durchgeführt werden, erstrecken sich über das gesamte Stadtgebiet. So werden die Eigentümer von 210 Grundstücken in Paunsdorf/Sommerfeld befragt sowie von 1200 in Mockau und Mockau-Süd (Weidenhof/Pappelhof). In der Märchenwiese/Marienbrunn sind 1100 Grundstücke im Fokus, in der Sternsiedlung Nord 350. Rund 100 Eigentümer werden in Lausen kontaktiert, 300 in Gohlis. Hinzu kommen einzelne Grundstücke im Stadtgebiet, deren Eigentümer bis jetzt auf einen Behälter verzichtet haben. Von Andreas Tappert