Premiere für den neuen Sitzungssaal des Leipziger Stadtrates

Auf den Tag genau 115 Jahre nach der Eröffnung des Neues Rathauses durch den sächsischen König Friedrich August III. übernahmen die 70 Leipziger Stadträte am Mittwoch ihren neuen Sitzungssaal. Für 4,4 Millionen Euro war die Tagungsstätte des ehrenamtlichen Stadtparlamentes seit Mai vergangenen Jahres umgestaltet worden – die erste Modernisierung seit 1992. Bestuhlung, Medien- und Lüftungstechnik wurden komplett ausgewechselt, eine neue Akustikwand wurde installiert. Einbauten ließen die Architekten entfernen, sodass drei bislang verborgene Fenster – zwei zur Hugo-Licht-Straße, eins zum Wilhelm-Leuschner-Platz – freigelegt wurden und nun mehr natürliches Licht den Saal erhellen kann. 15 Kilometer Kabel wurden verbaut: 74 Doppel-Tische mit 148 Plätzen befinden sich in dem leicht ansteigenden Plenarraum – derzeit sitzt wegen der coronabedingten Hygienevorkehrungen an jedem Tisch jedoch nur eine Person. Die Plätze ermöglichen einen guten Blick auf das Präsidium, an dem der Oberbürgermeister, die sieben Fachbürgermeister und der Leiter der Stadtratsverwaltung sitzen. Alle Tische verfügen über Anschlüsse für Computer und Bürotechnik. „15 Kilometer Kabel wurden hier verbaut“, erläuterte Projektleiter Marc Thielmann. „Die Herausforderung war, einen zeitgemäßen, modernen und lichten Sitzungssaal zu schaffen und das Denkmal zu erhalten“, beschrieb er die Aufgabe, vor der die Architekten und 30 beteiligten Firmen standen. Denn der gesamte Saal steht unter Denkmalschutz. Sowohl der Plenarsaal als auch die Besucherempore sind jetzt barrierefrei. „Ein sehr, sehr schöner Saal“: „Es ist ein sehr, sehr schöner Saal entstanden, der den Aufgaben entspricht, die die Stadträte leisten“, lobte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) die Arbeit des Umbau-Teams, auch wenn die Bauarbeiten vier Monate länger dauerten als geplant. „Es war kein Zustand mehr, auf ausgesessenen Sesseln die langen Sitzungen zu überstehen.“ Insofern sei die Investition auch eine Wertschätzung gegenüber den 70 ehrenamtlichen Stadträten. Die lud Jung schließlich um 14 Uhr zur ersten Sitzung ins neue, alte Domizil ein. „Ein Saal für die nächsten 115 Jahre“, befand er. Von Klaus Staeubert