Raffiniert, cool, anspruchsvoll: So schmeckt es im Fela auf der Karli in Leipzig

Auf den ersten Blick mag dieses Restaurant wie eine chillige Szenekneipe wirken. Schon der zweite offenbart, dass die Intentionen von Inhaber Oliver Kröck andere sind: Jedes Detail hat Stil, alle zusammen wirken wie aus einem Guss. Gleich hinter dem offenen, ausgeleuchteten Tresen beginnt dunkelgrüner, gebürsteter Marmorfußboden, dessen Fliesen in blank an den Wänden und im Fenstersockel ihre Fortsetzung finden. Die Atmosphäre ist angenehm, die Musik geht dezent ins Ohr. Das Publikum – Studenten, Kiezanwohner und Stammgäste von weiter her – wirkt entspannt. Man sitzt an massiven Holztischen auf Stühlen oder Hochstühlen. Die sind zum Glück bequem, denn andere Plätze gibt es nicht, sieht man von Kissen auf der Fensterbank ab. Draußen liegen Decken für kühle Abende bereit. Häppchen oder Menü: Die Speisekarte bestätigt einmal mehr, hier in einem Unikat gelandet zu sein, das unbeirrt vom Trubel auf der Karli eigene Wege geht. Kröck bietet das, was andere nicht haben. Vegane und vegetarische Gerichte halten sich in etwa die Waage mit jenen aus Fisch und Fleisch. Niemand muss sich zu einem Menü verpflichtet fühlen. Wer mag, bestellt einfach kleine Schälchen – zum Beispiel mit gebratenem Blumenkohl, Kichererbsen-Salat, Antipasti oder einer Rotkohl-Granatapfel-Sommerrolle mit Auberginen-Limetten-Sesam-Dip. Schöner Einstieg: Wer mit drei Sachen anfängt und Appetit auf mehr bekommt, ordert weitere nach – oder eben nicht. Zusätzlich gibt es einen (fast) täglich wechselnden Pasta-Teller und Kleineres wie Hummus plus Brotauswahl. Dienstags bis samstags wird zudem ein Dinner-Menü serviert. Es enthält exzellent zusammengestellte Gänge: Je eine Vorspeisen- und Dessertplatte sowie fünf Hauptspeisen, bei denen man sich für eine entscheidet. Ich lasse mich gern darauf ein, meine Begleitung wählt nur ein Hauptgericht, bekommt aber trotzdem einen Gruß aus der Küche: Linsen-Tabouleh (Salat) mit mariniertem Entenschinken, ein schöner Einstieg. Pfiffig kombiniert: Die Vorspeisenkombination, darunter Ziegenkäse auf Vollkornbrot sowie überbackene Pfifferlinge mit gelber Bete, kommen auf Schiefer einzeln angerichtet. Der vegetarische Hauptgang, Spinatknödel und Nussstrudel (in einer zartblättrigen Knusperhülle) auf Rote Bete-Apfel-Salat zeigt, dass die Köche nicht einfach nur das Fleisch weglassen: Strudel und Knödel sind in die Mitte des Tellers gerückt – alles andere ringsum setzt die beiden Hauptkomponenten in Szene. Frankfurter Kräutersauce würzt und weicht die etwas trockenen Knödelscheiben auf. Der zweite am Tisch genießt derweil ein innen rosa gegartes, saftiges Stück vom Hirschrücken mit fruchtiger Brombeerjus. Überrascht sehe ich danach, dass zu meinem Dessert zwei Löffel gereicht werden – ans Teilen hatte ich eigentlich nicht gedacht. Doch der Kellner sollte recht behalten: Die einzelnen Komponenten wie Blaubeerauflauf mit Earl-Grey-Panna-Cotta oder eine feine Ingwerreduktion mit Birnen-Lavendel-Confit (ein aufwendig hergestelltes Kompott) sind gehaltvoll und reichen dicke für Zwei. Mehr Gastro-Tests: Das sind die besten vietnamesischen Restaurants in Leipzig So schmeckt der Orient in Leipzig Amerikanisch, asiatisch, handmade – so schmeckt es im Cantona Bei allen Gerichten ist bis ins Detail eine eigene Handschrift der Köche erkennbar, die selbst noch den Nussmix zum Knabbern frisch rösten und bei den Getränken nicht nachlassen: Ob Gurken-Ingwer- oder Birnen-Rosmarin-Limonade – in Gläsern an Nachbartischen schimmern frische Zutaten, Gewürze und Kräuter. Unter den Tees findet sich die Connewitzer Mischung, bei den Bieren Zwönitzer India Pale Ale. Wer es schärfer mag schluckt Gisela, einen Kurzen aus Wodka und Lime Juice, oder sieht, was an Gins auf der Karte steht. Ich war mit einem Grauburgunder vom Badener Weingut Franz Keller vom Service gut beraten worden, der gegen Ende des Abends dann doch ein wenig oft an uns vorbei saust, so dass wir länger auf dem Trockenen sitzen, aber dafür Zeit haben, die ausgestellten Bilder der Künstlerin Kati Becker zu entdecken. Adresse: Fela, Karl-Liebknecht-Str. 91, 04275 Leipzig, Tel. 225 35 09, www.fela-in-leipzig.de. Konzept: Junges Lokal mit raffinierter Küche. Extras: Catering. Geöffnet: täglich 17 bis 1 Uhr. Preise: Snack-Schalen – 3,30/4,50 Euro, Abendessen – 7,50 bis 27 Euro, Dinner-Menü – 44 Euro (nur Dienstag bis Sonnabend), Desserts – 4,50 bis 13 Euro, Kugel Eis – 1,50 Euro. Kartenzahlung: Diners, Girocard, Master, Visa. Gesamtnote: 8/10. Essen: 8,5. Service: 7. Ambiente: 8,5. Fazit: Klasse Location zum Ausführen der Eltern. Noch etwas: Dieses Lokal scheint der ideale Platz zu sein, wenn es in der WG eh‘ schon eng ist und Eltern ihren Besuch ankündigen. Der Leipziger Süden zeigt sich hier von einer seiner besten Seiten. Von Petra Mewes