Region Leipzig: Preise für Eigenheime steigen fast überall enorm

Ob trotz oder unabhängig von Corona: Die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser in Leipzig sind in diesem Jahr erneut stark gestiegen. Gegenüber 2019 legten die Angebote für Neubauten und gebrauchte Objekte um im Schnitt 7,1 Prozent zu. Das geht aus einer Analyse der Leipziger Firma GeoMap hervor, die der LVZ exklusiv vorliegt. Entstanden aus einem Forschungsprojekt mit der Handelshochschule Leipzig (HHL) arbeitet das IT-Unternehmen aus der Essener Straße für seine Immobilien-Datenbanken mit mehr als 5000 Anbietern im gesamten deutschsprachigen Raum zusammen. Laut Geschäftsführer Marco Hoffmann ermöglicht diese Basis einen umfassenden Überblick auch für einzelne Segmente von regionalen Märkten. 1236 Verkaufsangebote in einem Jahr: Zwischen dem 7. Dezember 2019 und 7. Dezember 2020 habe GeoMap im Leipziger Stadtgebiet 1236 Verkaufsangebote für Eigenheime und sogenannte Stadthäuser in Annoncen und Prospekten aller Art registriert. Das waren nur acht Objekte weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Jedoch kletterte der verlangte Durchschnittspreis pro Quadratmeter Wohnfläche von 2985 auf 3197 Euro – also um 212 Euro. Die Grundstückskosten sind in diesem Betrag bereits enthalten. Zum Verständnis: Wenn in einem Baufeld 20 Reihenhäuser geplant sind, dann fließen in die Statistik 20 Objekte ein – es zählt also nicht nur als ein Standort. Das galt zum Beispiel für ein Vorhaben der Deutschen Reihenhaus AG an der Werfelstraße in der „Parkstadt“ Plaußig-Portitz. Dieses kam erst Ende 2019 auf den Markt, binnen weniger Monate waren alle 33 Häuser verkauft. Bauträger: „Der Markt ist total überhitzt!“: Nach wie vor herrscht in Leipzig ein großer Mangel an Bauplätzen für Eigenheime. Im Pandemiejahr 2020 sind vor allem die Grundstückspreise weiter nach oben geschnellt, erklärten in dieser Woche mehrere Bauträger gegenüber der LVZ. „Der Markt ist total überhitzt“, hieß es da. Mitunter würden Banken schon eine Kreditvergabe ablehnen, wenn sie den Anteil der Grundstückskosten als unverhältnismäßig hoch einschätzen. Das gelte nicht nur in Leipzig, auch für die Region. In der Region kosten Ein- und Zweifamilienhäuser nur in Markkleeberg noch mehr als in Leipzig. Zwar sank der Durchschnittspreis in Markkleeberg in diesem Jahr um zwei Prozent, dennoch lag er mit 3598 Euro bei 88 Angeboten weiter deutlich über den im Mittel 3197 Euro in Leipzig. Die Nachbarschaft zum Markkleeberger und Cospudener See dürfte für diesen Unterschied nicht unerheblich sein. In Markranstädt stiegen die Angebotspreise für neue und gebrauchte Eigenheime im Jahr 2020 um 4,4 Prozent auf 2455 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Dort wurden 207 Offerten gezählt. In Schkeuditz legte der Preis bei 284 Angeboten um 2,4 Prozent auf 2435 Euro zu. In Taucha betrug der Anstieg sogar zehn Prozent, bei 144 Angeboten wurden im Mittel 2695 Euro aufgerufen. Naunhof verzeichnete ebenfalls einen Anstieg um zehn Prozent auf nun 2929 Euro bei 126 Angeboten. Auf ein Plus von elf Prozent blickt Großpösna zurück, wo der Durchschnittspreis von 125 Angeboten 2922 Euro betrug. Zwenkau kommt jetzt mit einem Plus von sieben Prozent und 139 Angeboten im aktuellen Jahr auf einen Mittelwert von 2503 Euro. Die höchsten Preissteigerungen in der Region verzeichneten 2020 Neukieritzsch (+43 Prozent auf 2299 Euro), Bitterfeld-Wolfen (+36 Prozent auf 1472 Euro), Schönwölkau (+22 Prozent auf 1909 Euro), Doberschütz (+21 Prozent auf 1835 Euro) und Sandersdorf-Brehna (+19 Prozent auf 1726 Euro). Um jeweils annähernd vier Prozent sanken hingegen die Eigenheim-Preise in Weißenfels (jetzt 1525 Euro) und Krostitz (jetzt 1681 Euro), sogar um acht Prozent in Groitzsch (jetzt 1410 Euro). Für die Metropole lassen sich solche Verwerfungen in der Statistik aber nicht flächendeckend ablesen. Ausreißer nach oben war der Stadtteil Lützschena-Stahmeln – dort stieg der Durchschnittspreis bei 37 Angeboten in diesem Jahr um knapp 20 Prozent auf 3500 Euro. Die meisten Offerten spielten in Holzhausen: Dahinter folgte Holzhausen mit einem Preisplus von fast 14 Prozent auf 3324 Euro und den meisten Angeboten – nämlich 59. Neben dem Verkauf von Bestandshäusern dürfte diese hohe Zahl auf einer größeren Neubausiedlung am Wiesenblumenweg beruhen, wo inzwischen jedoch alles weg ist. Die sechs neuen Häuser am Lobelienweg sind (zu Preisen von 449.000 bis 649.000 Euro) ebenfalls komplett verkauft. Mit 5020 Euro pro Quadratmeter wurden die höchsten Preise in diesem Jahr für vier Gebäude im Zentrum-Südost aufgerufen. In mehreren Ortsteilen gaben die Preise aber auch ein wenig nach – am stärksten in Mölkau (um elf Prozent auf 3300 Euro) sowie außerdem in Burghausen-Rückmarsdorf (nun 3163 Euro), Liebertwolkwitz (2858 Euro), Wiederitzsch (2673 Euro), Seehausen (2988 Euro), Mockau-Nord (2967 Euro), Plaußig-Portitz (2687 Euro) und in Paunsdorf (2712 Euro). In den meisten Gründerzeitvierteln ließen sich solche Vergleiche mangels Angeboten nicht seriös ziehen. Zum Beispiel fand in Plagwitz, Kleinzschocher, Dölitz-Dösen oder Schönefeld-Ost nur je ein einziges Angebot den Weg in die Statistik. Von Jens Rometsch