Sparkassen sauer auf IWH-Analyse zu Corona-Folgen: „unverantwortliche Panikmache“

Beim Ostdeutschen Sparkassenverband (OSV) ist man überhaupt nicht gut auf das Institut IWH zu sprechen. In ihrer jüngsten Studie haben die Wissenschaftler aus Halle vor den Spätfolgen der Corona-Krise gewarnt. Das Aus für dutzende Banken bundesweit drohe – selbst wenn Deutschland die Wirtschaftskrise glimpflich überstehe. Gefährdet seien vor allem viele Sparkassen und Genossenschaftsbanken, heißt es beim Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). OSV-Präsident Michael Ermrich hält das für eine „unverantwortliche Panikmache“. Jede Wirtschaftskrise führe zu Kreditausfällen, das werde auch in der Coronakrise der Fall sein. Die Sparkassen hätten dies selbstverständlich im Blick. „Kreditausfälle werden Deutschlands Banken schwer belasten“: Konkret heißt es beim IWH: „Bundesweit werden voraussichtlich Tausende Firmen ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen. Die Kreditausfälle könnten Deutschlands Banken so schwer belasten, dass diese selbst in Existenznot geraten.“ Erholt sich die Wirtschaft rasch, sind laut IWH-Experten immerhin sechs Prozent und damit Dutzende hiesige Geldhäuser gefährdet. Hält die Flaute monatelang an, würden sogar 28 Prozent der Kreditinstitute in Not geraten. Sparkassen und Genossenschaftsbanken seien deshalb besonders betroffen, weil sie ihr Geld meist an Firmen verleihen, die jetzt doppelt gefährdet seien. „Zum einen, weil sie klein und damit generell krisenanfälliger sind als Großunternehmen. Zum anderen weil diese Firmen insbesondere solchen Branchen angehören, die vom Corona-Lockdown schwer getroffen wurden, darunter Einzelhandel und Gastgewerbe.“ IWH-Präsident Reint Gropp, der die Studie zusammen mit den IWH-Finanzmarktforschern Michael Koetter und William McShane verfasst hat, warnt: „Die Gefahr ist ziemlich hoch, dass eine Bankenkrise eine zweite Rezession auslöst.“ OSV: „Reale Lage der Sparkassen wird schlecht geredet“: Nicht zum ersten Mal würde das IWH mit „sensationsartigen Meldungen“ versuchen, „die reale Lage der Sparkassen schlechtzureden“, ist Ermrich erbost. Es werde im Zuge der Corona-Krise überall passieren, dass Kredite ausfallen. Das IWH vernachlässige das Reaktionsvermögen der Sparkassen und deren betriebswirtschaftliche Stärke. Erst kürzlich hätte die Rating-Agentur Moody`s die Stabilität und Widerstandskraft der deutschen Sparkassen angesichts der Corona-Krise hervorgehoben, so der OSV-Präsident. Derzeit gehe bei den Sparkassen statistisch von 100 Euro Kredit knapp ein Euro verloren, ergänzt OSV-Sprecher Wolfram Morales. Selbst wenn sich die Ausfälle verdrei- oder sogar vervierfachen würden, müssten die Sparkassen ihre Vorsorgereserven nicht angreifen. Morales verweist darauf, dass die Gelder der Kunden gut abgesichert seien: Da sei zum einen die EU-weite Haftung und zum anderen das sparkasseneigene Sicherungssystem – nach diesem stehen Mitgliedssparkassen für ein in Turbulenzen geratenes Institut ein. Die Aussage von Gropp, dass Sparkassen und Volksbanken stärker gefährdet seien als Privatbanken könne er überhaupt nicht nachvollziehen, so Morales. Gerade die Verteilung der Verbindlichkeiten auf viele kleinere Firmen verringere die Gefahr von Schieflagen, sollte ein Teil der Unternehmen zahlungsunfähig werden. Sparkasse Leipzig: „Sind in der aktuellen Krise gut gerüstet“: Die Sparkasse Leipzig betont, auch in schwierigen Zeiten zuverlässiger Partner für ihre Kunden zu sein. „Wir sind gut und solide aufgestellt“, sagt Vorstandsvorsitzender Harald Langenfeld der LVZ. „Die vergangenen Jahre haben wir genutzt, um unsere Vorsorgereserven zu stärken. Damit sind wir in der aktuellen Krise gut gerüstet.“ Generell überrasche es nicht, „dass Warnungen von denjenigen zurückgewiesen werden, die besonders betroffen sein könnten“, erwidert ein Sprecher des IWH. Gern würden jene Institute dabei auf Ihre Reserven verweisen. Die Autoren der Studie würden an ihren Aussagen festhalten. „Angesichts des historischen Zusammenhangs zwischen Rezessionen und notleidenden Krediten ist es zumindest plausibel, dass einige oder sogar viele Sparkassen und Genossenschaftsbanken unter Stress geraten werden. Genau dies zeigen die Stresstests, die wir anhand offizieller Bilanzdaten durchgeführt haben.“ Falls die Sparkassen über stille Reserven verfügen, sollten sie diese veröffentlichen. Das IWH würde sie dann in ihre Analyse einbeziehen. „Momentan allerdings können wir lediglich die von den Sparkassen zur Verfügung gestellten offiziellen Bilanz- und Eigenkapitalinformationen verwenden. Leider deuten die offiziellen Daten darauf hin, dass nicht allzu viel Optimismus angeraten ist.“ Von Andreas Dunte