„Sputnik V“: Dessauer Pharmahersteller will russischen Impfstoff produzieren

Der russische Impfstoff „Sputnik V“ kann demnächst auch in Mitteldeutschland hergestellt werden. Der Moskauer Entwickler hat sich beim Pharmahersteller IDT Biologika in Sachsen-Anhalt über eine mögliche Produktion erkundigt. Das bestätigte das Unternehmen auf Anfrage der LVZ. „Wir sind mit verschiedenen Impfstoffherstellern in Verhandlung, um die große Herausforderung einer zuverlässigen Impfstoffbereitstellung gemeinsam zu meistern“, sagte Sprecherin Antje Seidler. „Als Auftragsfertiger für Impfstoffe und virale Vektoren sind wir sehr engagiert, unseren Beitrag zur Bekämpfung des Coronavirus zu leisten.“ Zu dem möglichen Geschäft mit dem russischen Entwickler – dem Moskauer Gamaleya-Institut – wolle man aber noch nichts Näheres sagen. „Es gibt bisher lediglich eine allgemeine Anfrage, jedoch keinerlei Details, Entscheidung oder Beauftragung zur Produktion von Sputnik V“, so Seidler. Mitte der Woche hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bestätigt, dass Gespräche mit Moskau geführt werden, um Produktionskapazitäten für den Impfstoff in Deutschland auszuloten. Kurz darauf teilte die Landesregierung von Sachsen-Anhalt mit, dass die russischen Entwickler mit IDT Biologika in Dessau in Kontakt stehen. Es gebe keine ideologischen Vorbehalte gegen Sputnik V, sagte ein Sprecher von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). „Nicht die Herkunft kann hier entscheiden, sondern die Wirkung“, wird Haseloff zitiert. Zugleich sicherte er IDT Biologica die Unterstützung der Landesregierung zu. Nachfrage nach Impfstoff ist weltweit groß: Anfang der Woche hatte die medizinische Fachzeitschrift The Lancet über eine Studie berichtet, wonach der russische Impfstoff hoch wirksam ist. Nach Angaben aus Moskau war bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA ein Antrag auf ein Zulassungsverfahren im Januar eingereicht worden. Würden die EU-Behörden grünes Licht geben, wäre „Sputnik V“ der vierte in Europa zugelassene Impfstoff neben denen von Biontech-Pfizer, Moderna und AstraZeneca. Weltweit steigt die Nachfrage nach dem Vakazin aus Moskau. IDT Biologika hat neben seinem Hauptstandort in Dessau weitere Standorte in Magdeburg und den USA. Gegründet wurde das Unternehmen 1921 als „Bakteriologisches Institut der Anhaltischen Kreise“ und 1980 in „VEB Impfstoffwerk Dessau-Tornau“. Nach der Wende wurde IDT privatisiert und gehört zum Familienunternehmen Klocke Gruppe in Weingarten (Baden-Württemberg). Von Andreas Dunte