Städte-Vergleich: Leipzig gehört zu Gewinnern der Deutschen Einheit

Nicht nur beim Fußball spielt Leipzig längst in der Bundesliga weit oben. Im Verhältnis zu vergleichbaren Städten hat sich die größte Metropole Ostdeutschlands seit 1990 besonders gut entwickelt. Das bescheinigt ein aktueller „Trendbericht 30 Jahre Wiedervereinigung“. Die Messestadt habe mit der Friedlichen Revolution entscheidend zur Deutschen Einheit beigetragen – und letztlich auch herausragend von ihr partizipiert, sagte Verwaltungsbürgermeister Ulrich Hörning (SPD) zur Vorstellung des Berichtes am Freitag. Weniger Arbeitslose als in Düsseldorf: Einem besonders tiefen Tal von 1993 bis 2002 habe sich ein „atemberaubender Aufholprozess“ angeschlossen. Spätestens ab der Zensus genannten Volkszählung im Jahr 2011 wiesen die Kurven der wichtigsten Statistik-Daten für Leipzig deutlich steiler nach oben als in den anderen Halbmillionen-Städten Deutschlands. Das gehe aus einem Vergleich hervor, den das hiesige Statistikamt (in der Reihenfolge der aktuellen Einwohnerzahlen) für Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig, Dortmund, Essen, Bremen, Dresden und Nürnberg gezogen hat. Hannover wurde weggelassen, weil es dort „Daten-Verfügbarkeitsprobleme in der Langzeitreihe“ gab, erläuterte dazu Amtsleiter Christian Schmitt. Zum Beispiel habe Leipzig noch im Jahr 2006 die mit Abstand höchste Arbeitslosigkeit schultern müssen: nämlich 23 Prozent. Ende 2019 waren es nur noch 6,5 Prozent. Nun lag die Arbeitslosenquote in Dortmund (10,9), Essen (10,6), Bremen (10,2) und Düsseldorf (7,1) höher. „Leipzig kann auch nicht mehr als deutsche Armutshauptstadt bezeichnet werden“, meinte Schmitt. Gemessen an den bundesweiten Einkommen wiesen Nürnberg, Bremen und Dortmund inzwischen eine höhere Armutsgefährdungsquote auf, gemessen an den jeweils örtlichen Einkommen liege diese Quote nur noch in Dresden niedriger als in Leipzig. Die Unterschiede zwischen Arm und Reich seien hier also bei weitem nicht so ausgeprägt wie in Düsseldorf, Nürnberg und Stuttgart, wo die Quoten am höchsten liegen. Höchster Einwohnerzuwachs seit 1990: Bei den Einwohnerzahlen fiel Leipzig bis 1998 unter den acht Metropolen am stärksten zurück, dafür ging es ab 2011 am stärksten hinauf. Unterm Strich gewann die Stadt seit der Deutschen Einheit 16,1 Prozent und damit die meisten Bürger hinzu. Auf den Plätzen folgten Dresden mit 13,5 und Stuttgart mit 9,6 Prozent. Hingegen büßte Dortmund in den 30 Jahren 1,8 Prozent seiner Einwohner ein, Essen sogar 8,6 Prozent. „Leipzig ist einfach cool. Im historischen Rückblick erscheint es wie eine einzige Erfolgsstory, was die Bürger hier geleistet haben“, kommentierte Hörning auch weitere Trends. So habe bei den Gästeübernachtungen nur Düsseldorf einen ähnlich steilen Zuwachs erreicht. Pro Kopf leiste sich die Stadt seit Langem die höchsten Kulturausgaben. Jedoch bilde die Messestadt bei den absoluten Werten zum Einkommen der Haushalte und zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach wie vor das Schlusslicht. In der Rückschau sei hier der Abstand zu den anderen Metropolen unverändert geblieben. Auch der Anstieg der Wohnungsmieten sei eine Herausforderung für die Zukunft, ergänzte Schmitt. „Obwohl die Mieten in Leipzig noch um einiges niedriger sind als in den anderen Metropolen.“ Von Jens Rometsch