Start des Sommersemesters: Leipziger Hochschulen bleiben weitgehend bei digitaler Lehre

Von einer Rückkehr des studentischen Lebens kann bis auf Weiteres keine Rede sein. Das neue Semester beginnt für die rund 39 000 Leipziger Studierenden so, wie das alte endete: überwiegend zu Hause. Mitte Dezember war es die zweite Corona-Welle, die Lehre und Forschung weitgehend in die eigene Wohnung verlagerte. Jetzt verhindert die dritte Welle, dass sich das Sommersemester im April in Hörsälen und Seminarräumen, in der Bibliothek und in der Mensa einnistet. „In dieser schwierigen Phase der Pandemie ist zurückhaltendes Planen das Mittel der Wahl“, schreibt Beate Schücking, Rektorin der Universität Leipzig, in einer Rundmail an die Studierenden. Soll heißen: Nach den Semesterferien erfolgt die Lehre an der Uni vom 12. April bis mindestens Ende Mai grundsätzlich digital. Die Ausnahmen bleiben wie gehabt vereinzelte praktische und künstlerische Übungen, Labortätigkeiten und Studienkollegs für internationale Studierende. Davon abgesehen sollen frühestens im Juni wieder Studierende auf dem Campus aufeinandertreffen. „Je nach Entwicklung des Infektionsgeschehens“ stellt Schücking dann hybride Formate in Aussicht, eine Mischung aus Online-Angeboten und Präsenzlehre mit wenigen Teilnehmern. Prorektor Thomas Hofsäss beantwortet am 29. März in einem Videochat Fragen der Studierenden. Verwaiste Lesesäle: Erst wenn die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner in Leipzig für sieben Tage am Stück unter 50 liegt, stehen die Lesesäle der Uni-Bibliothek wieder als Arbeitsplätze zur Verfügung. Momentan weist der Trend allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Zum Ausgleich wurden Anfang der Woche an mehreren Standorten die Zeiten für Ausleihe und Rückgabe erweitert. Auch die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) verzichtet weiterhin komplett auf Präsenzlehre. Lediglich zu Prüfungen, die sich über die Ferne nicht verwirklichen lassen, dürfen sich Lehrende und einzelne Studierende unter Berücksichtigung der Hygiene-Regeln an der Hochschule treffen. Die Handelshochschule (HHL), an der ein großer Teil der Studierenden von weither stammt, verharrt ebenfalls im Online-Modus. In der Hoffnung auf eine bessere Infektionslage war der Start des Vollzeit-Kurses in „Business Administration“ zunächst von September auf Januar verschoben worden – nur um jetzt doch ausschließlich digital stattzufinden. Mitte April trifft sich der HHL-Krisenstab, um zu entscheiden, wie es ab Mai weitergeht. Chor-Proben mit bis zu acht Studierenden: Dagegen stehen die zwei künstlerischen Leipziger Hochschulen ihren Studierenden noch vergleichsweise offen. An der Hochschule für Musik und Theater dürfen sie Zimmer zum Üben nutzen, unter Einhaltung der Abstandsregeln sind zudem Unterrichtsstunden bei Lehrenden erlaubt. Ab 26. März testen sich die Lehrbeauftragten einmal pro Woche selbst. In den großen Sälen sind auch Ensemble-Proben und klasseninterne Vorspiele möglich. Die Zahl der Teilnehmer bemisst sich nach der Größe eines Raums, bei Chören dürfen bei entsprechend viel Platz Kleingruppen bis zu acht Personen gleichzeitig singen. „Der Gedanke an ungleich größere Universitäten, die seit einem Jahr im Online-Betrieb sind, führt gerade den Künstlern unter uns vor Augen, unter welch privilegierten Bedingungen wir zur Zeit noch arbeiten dürfen“, schreibt Rektor Gerald Fauth den Studierenden in einer Rundmail. Sogar das Hochschul-Sinfonieorchester soll nach fast einem halben Jahr Pause bald wieder „in sehr verkleinerter Form zusammentreten“. An der Hochschule für Grafik und Buchkunst findet zwar die Lehre ausschließlich digital statt, einige Studierende dürfen jedoch immerhin die Ateliers nutzen: Diplomanden, Meisterschüler und sogenannte Härtefälle, die sonst keine Möglichkeit haben, ihre künstlerischen Ideen umzusetzen. Mensa am Medizincampus bietet Essen zum Mitnehmen: Ausnahmslos online startet das Sommersemester an der Berufsakademie Sachsen. „Natürlich vermissen wir unsere Studenten hier auf dem Campus“, sagt Kerry Brauer, Direktorin der Leipziger Studienakademie in Grünau. „Jedoch gehören die digitalen Vorlesungen längst zu unserem Alltag.“ Die Chance zur hybriden Lehre wolle man nutzen, sobald die Pandemie die Option zulasse. Die private Internationale Berufsakademie auf dem Leipziger Markt verfolgt gleichfalls das Ziel, vom Fernunterricht in die „hybride Präsenzlehre“ zu wechseln, „sobald die Situation es erlaubt“, sagt die stellvertretende Studienort-Leiterin Rebecca Kunert. Ein Teil der Studierenden soll dann vor Ort mit den übrigen Kommilitonen per Videochat in den Austausch treten. Seite an Seite zu lernen, bleibt bis dahin rein virtuell. Ohnehin fällt auch ein mindestens ebenso wichtiger Teil des studentischen Lebens bis auf Weiteres flach: gemeinsames Mittagessen. Von den zwölf Mensen und Cafeterien des Leipziger Studentenwerks sind elf geschlossen. Nur die Mensa am Medizincampus teilt wochentags zwischen 10.45 und 14 Uhr Speisen zum Mitnehmen aus. Von Mathias Wöbking