Was baut der Leipziger Zoo am Rosental?

Meigl Hoffmann schwoll der Kamm, als er jüngst in der Emil-Fuchs-Straße stand. „Tabula rasa! Der Zoo macht sein Vorhaben wahr und verleibt sich den Haupteingang zum Rosental ein“, schimpfte der bekannte Kabarettist. „Unglaublicher Vorgang, der hier von unseren Stadtverordneten klaglos hingenommen wird. Diskussion Null.“ Tatsächlich sind neben dem früheren Wirtschaftseingang des Zoos jetzt etliche mobile Zäune zu sehen. Sie stehen teilweise auf Gelände, das bislang zum benachbarten Park gehörte. Sie umfangen dort große Bäume und neue, schwarze Stahlpfosten für eine dauerhafte Begrenzung, aber auch ein Stück des Fußwegs an der Emil-Fuchs-Straße. Das Tor des Wirtschaftseingangs, welcher früher abends auch als Spätausgang für Zoo-Besucher diente, ist verschwunden. Dort stehen nun ebenfalls mobile Zäune. Dahinter finden an Wegen und Erdhügeln Arbeiten statt, die offenbar der Bauvorbereitung des Geländes dienen. Keine Infos für den Bürgerverein: Was da genau los ist, würde auch Jörg Wildermuth gerne wissen. Das aktuelle Bild an der Schnittstelle von Park und Zoo erscheine ihm wie ein „großes hässliches Loch, das den Eingang zum Rosental entwertet“, so der Vorsitzende des Bürgervereins Waldstraßenviertel. Anwohner hätten dem Verein berichtet, es seien dort erneut Bäume gefällt worden. „In der sowieso schon aufgeheizten Situation und auch angesichts des jüngsten OVG-Urteils zum Bewohnerparken kein gutes Signal. Unser Bürgerverein hatte über diese Baumaßnahmen keinerlei Information. Ich finde das ziemlich unmöglich“, sagte Wildermuth. Auf Nachfrage versicherte Zoo-Sprecherin Maria Saegebarth aber, dass alles seine Ordnung habe. Die aktuellen Arbeiten dienten der Vorbereitung des nächsten Großprojekts. Man hoffe, im Jahr 2021 dort den ersten Spatenstich für die Erlebniswelt „Feuerland“ mit übernetztem Seevogel-Bereich, Becken für Pinguine und Robben sowie einem 140 Meter langen Unterwassertunnel setzen zu können. Wie berichtet, musste der Start für das 25-Millionen-Euro-Vorhaben mehrfach verschoben werden: zuletzt wegen Verzögerungen bei der Baugenehmigung. Dann kam noch Corona. Tausch wegen Pleißemühlgraben: Für „Feuerland“ wurde bereits 2019 das Gelände des ehemaligen Tierkindergartens mit Spielplatz und Wirtschaftsbereich eingeebnet. Dort fielen auch einige alte Bäume. Die beiden größten blieben erhalten – sie bilden künftig das Eingangstor zur neuen Erlebniswelt. Für alle Rodungen, auch von Büschen, gebe es selbstverständlich Ausgleichsmaßnahmen vor Ort. Das Grün nehme dabei insgesamt zu, so Saegebarth. Eine alte Wirtschaftsstraße sei schon instand gesetzt worden, um die neuen Anforderungen zu erfüllen. Die Baugenehmigung für „Feuerland“ sei im September 2019 im Amtsblatt der Stadt veröffentlicht worden. „Das Rosental wird selbstverständlich weiterhin von der Emil-Fuchs-Straße aus begehbar sein“, erklärte sie. Auf Wunsch der Stadt sei jedoch ein Flächentausch vereinbart worden. Ziel der Kommune sei dabei gewesen, den historischen Verlauf des Pleißemühlgrabens in diesem Bereich nicht zu verbauen, um den Fluss dort eventuell eines Tages wieder offenlegen zu können. Das Zoo-Areal vergrößere sich nicht, sondern werde im Rahmen von Gestattungsverträgen mit der Stadt sogar etwas verkleinert. „Dazu hat ein jahrelanger Abstimmungsprozess mit städtischen und Landesbehörden stattgefunden.“ Unverständlich bleibe, dass nicht mal der zuständige Stadtbezirksbeirat von dem Flächentausch wusste, monierte Vereinschef Wildermuth. „Der Beirat versucht gerade, sich Informationen dazu zu verschaffen.“ Kabarettist Hoffmann bedauerte, das Rosental habe in Leipzig keine Lobby. „Es verkommt zum Wirtschaftshof des städtischen Zoos.“ Von Jens Rometsch