Wo ist es für Radfahrer in Leipzig besonders gefährlich?

Auch wenn Leipzig beim „Fahrradklima-Test“ des ADFC im vergangenen Jahr unter den Großstädten ziemlich gut abschnitt – es ist noch viel zu tun. In der Stadt finden sich viele Stellen, an denen es besonders schwierig wird für Radfahrer. Zusammen mit Anna Fromm vom Radkurier-Kollektiv Rush haben wir einige dieser Orte aufgesucht, um auf Gefahrenstellen aufmerksam zu machen. Generell sind parkende Fahrzeuge auf Radwegen ein Problem, erklärt Fromm. „Der Platz, der extra für uns geschaffen wurde, wird uns wieder genommen und bringt vor allem unsichere Radler immer wieder in Gefahr“, so Fromm. Dann werde es gefährlich, weil Radfahrer auf die Fahrbahn der Autos ausweichen und deswegen auch wieder parallel laufende Straßenbahnschienen überqueren müssten. Ein weiteres Thema ist Fromm wichtig: Wenn Radfahrer zu parkenden Autos großen Abstand halten, versuchen sie die sogenannte Dooring-Zone zu vermeiden. Das ist der Bereich der geöffneten Autotür. An diesen sieben Stellen sollten Radfahrer – und auch Autofahrer – in Leipzig besonders aufpassen: Lützner Straße/Odermannstraße: Auf der Lützner Straße führt ein Fahrradstreifen stadtauswärts. Hinter der Kreuzung, Ecke Odermannstraße, wird es dann für die Radler schwierig. „Sie müssen die Straßenbahnschienen überqueren und dann endet der Radweg plötzlich. Für viele ist es nicht leicht, sich dann auch noch richtig einzuordnen“, erklärt Fromm. Denn hinter der Kreuzung gibt es nun zwei Auto-Fahrspuren: eine Geradeaus- und eine Linksabbiegerspur, aber keinen ausgewiesenen Platz für den Radverkehr. Die linksabbiegenden Radfahrer müssen also sicher fahren und klar anzeigen, wenn sie in die Endersstraße abbiegen wollen. „Die Autofahrer können ja keine Gedanken lesen“, betont Fromm. Das andere Problem: Autofahrer würden vor der Verkehrsinsel noch überholen. Was zu sehr gefährlichen Situationen führen kann. Jahnallee/Marschnerstraße: Auf der für Autofahrer gut ausgebauten Jahnallee ist Tempo 50 erlaubt. „Viele rasen hier regelrecht entlang. Wenn sie dann etwa in die Marschnerstraße abbiegen, kommt es häufiger zu kritischen Situationen. Viele Fahrzeugführer biegen zu schnell ab und achten nicht ausreichend auf die Radfahrer“, berichtet Anna Fromm. Sie habe auf dem Fahrrad schon Vollbremsungen hinlegen müssen, weil Autofahrer sie nicht bemerkt hätten. Beim Abbiegen oder Überqueren einer Kreuzung empfiehlt Fromm deswegen nicht nur den Schulterblick, sondern im besten Fall kurz Augenkontakt zum Autofahrer herzustellen. Marschnerstraße/Käthe-Kollwitz-Straße: Eine Ecke weiter gibt es eine weitere Problemstelle für die Zweiradfahrer. Ein separat ausgewiesener Radweg fehlt an der viel befahrenen Kreuzung Marschnerstraße/Käthe-Kollwitz-Straße. Außerdem teilt sich die Straße gen Süden in eine Rechtsabbiege- sowie in eine Geradeaus- und Linksabbiegerspur. „Der Rückstau auf der linken Spur an dieser Kreuzung ist im Berufsverkehr immens – teilweise bis zur Jahnallee. Das dauert dann mal ein, zwei Ampelphasen, bis man es über die Kreuzung schafft, so Fromm. Peterssteinweg/Straße des 17. Juni: Vom Clara-Zetkin-Park aus verläuft die Beethovenstraße als Fahrradstraße und wird dann zur Straße des 17. Juni. Der Peterssteinweg unterbricht diese Sonderstraße. Das Problem: Hier wartet schnell mal ein Pulk Radfahrer. Nur wenn die Fußgängerampel auf grün schaltet, können sie die verkehrsreiche Fahrbahn überqueren. „Fährt eine Straßenbahn vorbei, wird die Fußgänger*innenampel auch mal grün ohne, dass jemand drückt“, berichtet Fromm. Denkbar wäre hier aber auch eine Ampel speziell für die Radfahrer. Windmühlenstraße/Emilienstraße: Auf der Windmühlenstraße in Richtung Bayrischer Bahnhof ist der Radweg in beide Richtungen freigegeben. Weil die Kreuzung aus Richtung Emilienstraße schlecht einsehbar ist, steht dort ein Stoppschild. Selbst in der kurzen Momentaufnahme vor Ort fällt uns auf, dass viele Autofahrer nicht die vorgeschriebenen drei Sekunden an der Haltelinie stehen bleiben. Sie halten also erst auf, statt vor dem Geh- und Radweg. „Wenn ein Radfahrer zügig hier vorbeifährt, kann so schnell ein Unfall passieren“, betont Fromm. Bayrischer Platz: Der Bayrische Platz ist ein Verkehrsknotenpunkt südöstlich der Innenstadt. Bis zu vier Spuren können Autofahrer pro Fahrtrichtung nutzen. Hier kommen für Anna Fromm viele negative Punkte zusammen: „Radfahrer haben hier jeweils nur einen schmalen Radweg, auf dem es schwierig ist, andere, langsamere Radfahrer mit genügend Abstand zu überholen. Auch Menschen im Rollstuhl oder mit Kinderwagen nutzen den Radweg, weil der Bereich für die Fußgänger in einem schlechten Zustand ist“, erklärt die Radkurier-Fahrerin. Außerdem gibt es dort zwei Mal die Woche einen grünen Markt und Bäckereien und Imbisse bieten auf dem Fußweg Sitzgelegenheiten an. Somit wird der Platz für alle Verkehrsteilnehmer sehr eng. Außerdem sind im Kreuzungsbereich die Fußgängerüberwege und Radstreifen in einem sehr schlechten Zustand. Sie sind sehr uneben und löchrig, kritisiert Fromm. Johannisplatz: An den kühlen Tagen im Corona-Lockdown hält sich der Andrang am Johannisplatz noch in Grenzen. „Wenn das Wetter wieder wärmer wird, ist hier richtig viel los“, erklärt Anna Fromm. Bis zu 20, 30 Radfahrer sammeln sich hier schon mal an der Kreuzung und dann wird es chaotisch. Mehrere, viel befahrene Radwege treffen sich hier auf wenig Raum: der Grimmaische Steinweg, die Nürnberger Straße sowie die Dresdner und die Prager Straße. Oft wartet ein Pulk an der Ampel, während andere sich durch die Wartenden hindurch schlängeln. Anna Fromm wünscht sich auch hier mehr Platz und eine bessere Struktur. „Die Stadt müsste sich daran anpassen, dass immer mehr Menschen hier Fahrradfahren wollen.“ Von Kathleen Retzar