Baby totgeschüttelt: Leipziger Mutter kommt bei Prozess mit Bewährung davon

Urteil im Prozess um den gewaltsamen Tod eines Babys in einer Mutter-Kind-Einrichtung bei Leipzig: Die 16. Strafkammer des Landgerichts hat am Dienstagabend eine 24-jährige Frau wegen Körperverletzung mit Todesfolge im minderschweren Fall zu zwei Jahren Haft verurteilt, ausgesetzt zur Bewährung. Das entsprach dem Antrag von Verteidiger Andreas Meschkat, während die Staatsanwaltschaft für eine Freiheitsstrafe von drei Jahren plädiert hatte. Das Baby erlitt durch das Schütteltrauma schwere Verletzungen: Laut Erkenntnissen der Anklagebehörde soll Jessica K. am 13. November 2019 zwischen 8.30 und 9 Uhr in einer Mutter-Kind-Einrichtung mindestens fünf Sekunden lang ihren Sohn Leo derart geschüttelt haben, dass der Kopf des Kindes etwa zehn Mal unkontrolliert hin- und hergeschlagen sei. Das Baby erlitt durch das Schütteltrauma schwere Verletzungen, starb gegen 10.30 Uhr im Krankenhaus. Allerdings ging die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Angeschuldigte den Jungen weder töten wollte, noch dessen Tod billigend in Kauf nahm. Sie habe aber gewusst, dass lebensgefährliche Verletzungen die Folge sein können. Erneut schwanger, Kind aber abtreiben lassen: Zum Prozessauftakt legte Jessica K. durch eine Erklärung ihres Verteidigers ein Geständnis ab. Sie habe ihr Kind nicht töten wollen, auch die Konsequenzen des Schüttelns seien ihr dem Moment nicht bewusst gewesen. Sie habe so gehandelt, weil ihr Sohn eine Dreiviertelstunde lang geschrien habe und sie völlig überfordert gewesen sei. Als Leo ruhig war, schilderte die Angeklagte, legte sie ihn ins Bett, ging eine Zigarette rauchen. Bei der Rückkehr habe er nicht mehr geatmet. Zuvor war der Säugling aufgrund einer mangelnden Versorgung, Betreuung und Aufsicht durch die Kindesmutter in Obhut des Jugendamtes. Doch am 6. November 2019 bekam die junge Mutter eine zweite Chance und zog mit ihrem Sprössling in die Mutter-Kind-WG – eine Woche später war das Kind tot. Jessica K. kam zunächst in Untersuchungshaft. Weil sie dort von Mithäftlingen mit dem Tode bedroht wurde, erwirkte ihr Verteidiger Mitte Dezember 2019, dass der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt wird. Vor mehr als einem halben Jahr wurde Jessica K. erneut schwanger, ließ das Kind aber abtreiben. Von Frank Döring