Nach Angriffen auf Einsatzkräfte beim Protestmarsch der linken Szene gegen die Räumung des „Black Triangle“ am Mittwochabend ermittelt die Polizei. Die Tatvorwürfe: Landfriedensbruch, Körperverletzung und Verstöße gegen das Versammlungs- sowie das Sprengstoffgesetz.
Eine aggressive und größtenteils vermummte Gruppe an der Spitze der Demonstration, die von der Arno-Nitzsche- über die Karl-Liebknecht-Straße bis zum Wilhelm-Leuschner-Platz führte, hatte mehrfach die Polizei attackiert. Es flogen Flaschen, Böller und sogar Sperren einer Baustelle. Ein Beamter wurde während des Einsatzes verletzt und war laut Behördensprecher Alexander Bertram nicht mehr dienstfähig.
Teilnehmer distanzierten sich von Gewalt
Zu beobachten war auch, dass sich Teile des Demonstrationszuges, der nach Polizeiangaben zu Spitzenzeiten bis zu 800 Teilnehmer umfasste, von diesen Gewalttätern distanzieren wollten. Als der Aufzug das Gebäude der Polizeidirektion an der Dimitroffstraße erreichte, trennten die Beamten den Pulk der Angreifer von den friedlichen Demonstranten und kesselte die Verdächtigen ein.
Nach Angaben von Bertram wurden insgesamt 182 Personen festgesetzt. „ Es erfolgten strafprozessuale Maßnahmen wie Personalienfeststellungen.“ Die Maßnahmen dauerten etwa bis Mitternacht, so ein Polizeisprecher am Donnerstag. Gegen wie viele Teilnehmer genau ermittelt wird, konnte der Sprecher zunächst nicht sagen.
Mülltonne brannte
Die anderen Protestierer hätten die Demo wie geplant zurück zum Südplatz fortsetzen können. Doch gegen 20 Uhr beendete Anmelder Thomas Kumbernuß, der sich immer wieder um einen friedlichen Ablauf bemüht hatte, die Versammlung.
In der Nacht habe es keine besonderen Vorkommnisse gegeben, hieß es am Donnerstagmorgen. Die Feuerwehr musste gegen 20.45 Uhr lediglich eine brennende Mülltonne am Schletterplatz im Zentrum-Süd löschen. Verletzt wurde niemand.
Diskrepanzen im „Kollektiv Arno-Nitzsche“?
Das seit Juni 2016 besetzte, etwa 10.000 Quadratmeter große Areal am Gleisdreieck an der Arno-Nitzsche-Straße war am Dienstagmorgen von einem Großaufgebot der Polizei wegen des Tatverdachts des Hausfriedensbruchs durchsucht worden. Doch offenbar hatten die letzten Besetzer ihr Quartier im alten Umspannwerk der Deutschen Bahn AG (DB) kurz zuvor verlassen.
Ohnehin war das Kulturkollektiv Arno-Nitzsche“, wie sich die Besetzer des „Black Triangle“ nannten, zum Schluss erheblich geschrumpft. Der Grund waren offenbar interne Meinungsverschiedenheiten, wie eine Veröffentlichung auf dem linken Internetportal Indymedia nahelegt.
„Vom basisdemokratischen und emanzipatorischen Anspruch war im Black Triangle am Ende nicht mehr viel übrig“, heißt es da. „Sexismus, gewalttätiges Verhalten, Veränderungsresistenz und das Herausdrängen von Kritikern der Praxis des Nutzerkollektives waren schon länger an der Tagesordnung.“ Verblieben seien eine „Handvoll Personen“.
DB will schnelle Veräußerung
Unterdessen bemüht sich die Deutsche Bahn um eine möglichst rasche Veräußerung des Areals. Konzernbevollmächtigter Eckart Fricke hatte auf LVZ-Anfrage erklärt, es seien dazu direkte Gespräche mit Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) aufgenommen worden, um gemeinsam zu entscheiden, was mit dem Areal geschehen soll. Er betonte, dass das ehemalige Umspannwerk kein Renditeobjekt für das Unternehmen sei.
Von Frank Döring